EMERALD - Reckoning Day

Tracklist:

  • Only The Reaper Wins
  • Black Pyramid
  • Evolution In Reverse
  • Horns Up
  • Beyond Forever
  • Through The Storm
  • Ridden By Fear
  • Mist Of The Past
  • Trees Full Of Tears
  • Lament Of The Fallen
  • Reckoning Day
  • Reign Of Steel
  • Signum Dei
  • Fading History
  • End Of The World (Bonus)

Info:

VÖ:  24.03.2017

Label:  Pure Steel Records

video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  9 / 10



Was macht aus einem guten Album ein Super-Album ? Klar, in erster Linie die Qualität der Musiker, dann natürlich exzellentes Songwriting und nicht zuletzt der Umstand, das man Songs präsentiert, die man immer wieder hören möchte und dies auch tut.

All das beinhaltet „Reckoning Day“, das siebte Studialbum der Schweizer Heavy-/Power-Truppe Emerald. Und das kommt nicht von ungefähr, sind die Eidgenossen doch schon über 20 Jahre im Geschäft und haben schon das ein oder andere musikalische Ausrufezeichen gesetzt. Allen voran die letzten Alben „Re-Forged“ und „Unleashed“. Aber mit „Reckoning Day“ toppen sie alles, was von ihnen bisher veröffentlicht wurde. Und nicht nur das...ich spreche hier offiziell vom bisher besten Power-/Heavy Metal Album des Jahres 2017 und an diesem werden sich, zumindest für mich, alle folgenden messen müssen.

 

Vielleicht liegt dieser nun zumindest musikalische Durchbruch auch am (wieder mal) neuen Sänger Mace Mitchell, der den Jungs hoffentlich nun lange erhalten bleibt. Denn der Mann hat eine bärenstarke Stimme, die zwar immer mal wieder diversen Größen ähnelt, aber sehr eigenständig und mit dem gewissen Etwas im Timbre auftrumpft. Aber auch die Instrumentalisten, allen voran natürlich die Gitarristen, Michael Vaucher und Julien Menth, liefern einen dermaßen geilen und tighten Job ab, daß man mit Freude jedes Lick und jedes Riff aufsaugt. Bassistin Vania Truttmann (ja, Emerald haben eine Dame am Viersaiter) und Al Spicher stehen aber nicht viel nach und legen ein fulminantes Soundgerüst, welches Keyboarder Thomas Vaucher stilvoll, aber nie egoistisch ergänzt.  

 

Doch was ist denn nun mit den Songs ? Nun, hier gibt’s 15 an der Zahl (inklusive einer Bonus-Nummer) und keiner, ich wiederhole, KEINER fällt auch nur in irgendeiner Form ab. Das ist insofern außergewöhnlich, da Emerald sowohl pfeilschnelle Speed-Power-Songs, als auch ruhigere, balladeske Tracks bieten. Und jede Spielart, egal ob melodische Power-Stücke oder pure Heavy Metal Abfahrten, sowie eben ruhigere Momente scheinen der Band zu liegen. Selten habe ich ein solch homogenes Album, eine solch komplette Band gehört.

 

„Only The Reaper Wins“....ach hört doch auf. Mit solch einem Opener gewinnst du auch als Band. Fernöstliche Gitarren läuten den Song ein, bevor dich das Powerdrumming sofort fesselt. Der Headbanger in dir erwacht. Mace Mitchell überzeugt bereits mit seinen ersten Einsätzen und offenbart seine tolle Stimme, die sowohl in den Leads, als auch in den Refrains ganze Klasse beweist. Tolles Gitarrensolo noch...fertig ist der perfekte Einstieg in ein atemberaubendes Album.

 

Weiter geht’s mit „Black Pyramid“, dem Titel entsprechend ebenfalls mit leichten orientalischen Vibes, kann man hier den in Folge öfters auftretenden Iron Maiden-Einfluss erkennen. Auch Mace hat immer mal wieder kurz den Dickinson drauf, kupfert aber mitnichten ab. Wenn man an „Reckoning Day“ etwas kritisieren will, dann diesen Song. Denn er ist trotz starker Rhythmen, der am wenigsten aufregendste des Albums. Liegt aber einfach wohl daran, daß danach nur noch Spitzenklasse folgt.

 

 

Sei es die fantastische Power Metal Hymne „Horns Up“, die mit einem endgeilen Refrain aufwartet und dich unvermittelt mitsingen lässt (Metal Church lassen irgendwie grüßen !), die niemals kitschig wirkende Lagerfeuer-Ballade „Beyond Forever“, welche durch Chorgesänge zur bestmöglichen American Hard Rock Hymne wächst (Skid Row, anyone ?) oder das ebenfalls leicht an Metal Church erinnernde Galopp-Gitarrenläufe-Monster „Ridden By Fear“, das sich in einen wahren Powermetal-Rausch spielt...es gibt keine schwachen Momente. Doch damit nicht genug....

In der zweiten Hälfte des Albums vertonen Emerald eine Konzeptstory aus der Feder von Keyboarder Thomas Vaucher, nämlich „Die Burgundischen Kriege“. Eine Story über den Konflikt der Eidgenossen mit dem letzten Burgunderkönig Karl dem Kühnen. Komplexe Story, metallische Umsetzung. Eine solche Konzeptstory erfordert natürlich mehr Epik und Spannung, was Emerald dann auch den Stücken entsprechend einverleiben. Immer wieder werden die einzelnen Songs von kurzen instrumentalen Intermezzi eingeleitet, meist in Form von symphonischen Klängen, Marschrhythmen oder traurig schaurigen Sounds. Die Songs selbst fügen sich nahtlos in das komplette Album ein, was Qualität und Ausrichtung betrifft, eben mit einem kleinen Schuß Epik mehr. Herausragend für mich hier „Trees Full Of Tears“. Beginnend mit einem unheilvollen Piano-/Gitarrenpart wird der Song rasch flotter und glänzt mit starkem Refrain. Ergänzt wird das Ganze durch eine Powermetal-Passage a'la Stratovarius und Krächzgeräusche diversen Gefieders, vornehmlich Krähen.  Mit „Signum Dei“ baut man, der Geschichte geschuldet, noch eine stark keyboardorientierte, pathtetisch...ja, sakrale Nummer ein. Man ist immer wieder überrascht, woher Emerald zwischendurch immer diese tollen Melodien zaubern. Letzendlich klingt die Story wortwörtlich mit „Fading History“ durch Spoken Words aus.  

 

Was ich allerdings auf „Reckoning Day“ als Fehler empfinde ist, daß man bei den Songs „Evolution in Reverse, „Through The Storm“ und „End Of The World“ Sanges-Vorgänger George Call (ex-Omen, Aska) ranlässt anstelle von Mace Mitchell. Nicht, daß Call ein schlechter Sänger wäre oder die Songs schlecht, ganz im Gegenteil. Gerade „Evolution In Reverse“ ist ein wahrer Speed-Kracher. Nein, ich hätte diese Songs halt gerne mit Neu-Sänger Mace gehört, um die Faszination dieses Albums in seiner Komplettheit mit ihm am Mikro zu bewerten. Nun gut.  

Produziert wurde das Album übrigens von V.O. Pulver (Gurd, Destruction). Mehr muss man eigentlich nicht sagen. Hammersound, enorm druckvoll und transparent. Artwork ist geschmackvoll und erinnert an Iron Maiden, was nicht zuletzt an Gestalter Hervé Monjeaud liegt. Rundum....es stimmt einfach alles.

 

Also, was unterscheidet nun ein gutes Album von einem Super-Album ? Ihr habt es gerade gelesen...

Tja, und warum zückst du dann nicht die Höchstnote, Kerb ? Nun, weil bei „Black Pyramid“ etwas Zugkraft fehlt und weil Mace Mitchell nicht alle Songs eingesungen hat. Deshalb.

 

 

Wenn Emerald mit diesem Album jetzt nicht endlich durch die Decke gehen, weiß ich auch nicht mehr weiter. Der Smaragd strahlt grüner denn je....Album des Jahres verdächtig !!



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