VÖ: 24.01.2020
Label: Pride & Joy Music
Autor: MC Lucius
Bewertung: 7,5/ 10
Female Fronted Symphonic Metal. Da tauchen zunächst einige Klischees vor dem geistigen Auge auf. Bombastische Arrangements, üppige Klangkaskaden. Ein Mezzosopran mit Opernhaften Ausmaßen. Doch Elegy Of Madness aus Italien beweisen, dass es auch anders geht. Natürlich, fett produziert ist das vierte abendfüllende Album der 2006 gegründeten Band auch. Doch sie schaffen es, sich einen frischen Anstrich zu verpassen. So ganz typisch fällt "Invisible World" letztlich nämlich doch nicht aus. Sängerin Anja Irullo verzichtet weitestgehend auf zu viel Pomp in ihrer Stimme, ab und an greift man sogar auf Growls (Tony Tomasicchio) zurück. Das orchestrale Moment steht trotz eines eigenen Cellisten in der Band (Luca Basile) gar nicht so sehr im Vordergrund.
Im Gegenteil, Bandgründer, Gitarrist und Komponist Tony Tomasicchio streift allzu belastendes Beiwerk ab und lässt sich auf überraschend viele moderne Elemente ein. Da gibt es beispielsweise in "Believe" soviele computerunterstützte Sounds, dass man sich verwundert die Augen reibt. Und man fragt sich, ob das Ganze eher eine Spielerei ist, oder ob es tatsächlich notwendig ist, die Dramaturgie des Stückes zu unterstreichen.
Weiterhin fällt auf, dass sich die Stücke alle im Drei- bzw. Vier Minuten Bereich bewegen. Epische Zehn Minuten Dramen sucht man hier vergebens. Alles wird in relativ kompakter Länge abgewickelt. So gelingt es, den Hörer über die Gesamtspieldauer von nicht ganz einer dreiviertel Stunde zu binden. Dazu tragen jedoch auch immer wieder eingesetzte Klänge aus anderen Welten bei. So mutet der Opener, das als Single ausgekoppelte "Egodemon", teils orientalisch an, während im siebten Track, "Kore", eine mittelalterliche Szenerie entsteht. Das Sextett aus Tarent in Apulien (Süditalien) lässt sich also einiges einfallen, um der Musik jene Abwechslung angedeihen zu lassen, die sich der Hörer wünscht, um ein Album duch mehrmalige Hördurchgänge Stück für Stück zu entdecken.
Insgesamt wird das Tempo hochgehalten, das Fundament, welches Bassist Larry Ozen Amati und Drummer Francesco Paolo Caputo legen, ist ein solides, welches Tomasicchio und der zweite Gitarrist Marco Monno immer wieder zu energetischen Riffs animiert. Die dezent eingesetzten Chöre unterstützen den Eindruck eines nicht überdimensioniert monumentalen Soundgebildes, welches fest verankert in sich selbst ruht. So entsteht ein Album, welches dem Genre zwar alle Ehre macht, sich gleichzeitig aber nicht anbiedert. Elegy Of Madness gelingt es, einen eigenen Weg einzuschlagen und die Neugierde potentieller Hörer zu wecken.
Das instrumentale "Day One" bildet den Abschluß von "Invisible World", hier wird nochmal an sämtlichen Knöpfen und Schaltern des Mischpults gedreht und gedrückt, will sagen, es werden wieder reichlich technische Spielereien zu Gehör gebracht. Gott sei Dank überwiegen auf dem Longplayer aber die natürlichen Sounds. Denn bei aller Experimentierfreudigkeit möchte die Band letztlich wohl doch im sicheren Hafen des Symphonic Metal vor Anker gehen.
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