VÖ: 01.02.2022
Label: Timezone
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Hagen Brettschneider hat sich mit seinem kongenialen Partner Nico Walser aufgemacht, dem famosen Vorgänger „Quiet Days On Earth“ nun endlichen eine Nachfolger an die Seite zu stellen. „The Inner World Outside“ nennt sich das neue Werk von Electric Mud bedeutungsschwanger und bietet erneut eine Vielzahl an Ideen, die Hagen zusammen mit Nico vertont hat und musikalisch irgendwo zwischen dem Vorgänger und „The Deconstruction Of Light“ liegt.
Mit dem Opener „Exploring The Great Wide Nothing“ machen Electric Mud erst mal da weiter, wo das letzte Album aufgehört hat. Mystischer Beginn und symphonische Backings, die meist elegisch ertönen, lassen das Album eher ruhig und besinnlich beginnen. Doch mit dem folgenden „The Fear Wihtin“ geht’s in eine andere Richtung. Dunkle Moll-Klänge herrschen über die Szenerie, langsame und für Electric Mud Verhältnisse spartanische Instrumentierung macht sich breit. Dies mündet nach einer kleinen Flötierung (flötenartiger Sound, Wort ist eine Eigenkreation von mir) in einen zerfahrenen Part mit etwaigen Disharmonien. Ganz dem Songtitel entsprechend. Zum Ende hin legen Hagen und Nico soundgewaltig immens zu.
„Around The Mind In 80 Lies“ lässt symphonische- u. Trompetenklänge mit Orgel, Bass und Zither-artigen Klängen vermischen. Nach einem Break wird’s mittels Akustik-Gitarre ruhiger und mit Stimmengewirr aufgepeppt. Nico Walser sorgt danach für noch mehr Gitarrenanteile, indem zuerst ein elegischer Part und danach ein härteres Gitarrensolo die angestrebten Melodien überbringen. Sphärisch und gitarrenlastig geht’s weiter mit „Those Who Leave The World Behind“, einem Stück das ein wenig nach Mittelalter klingt.
Ungewöhnlich und fremdartig erscheint „Guardians Of The Weather Machine“ auf der Klang-Bildfläche. Windgeräusche zu Beginn gehen über in industrielle Themen und abgehackte Rhythmen. Ziemlich strange und sicherlich ein weiterer Aufhorch-Moment des Albums. Das über 10-minütige „Silent Stranger Suite“ bringt einen dann zurück zu Electric Mud, wie man es kennt. Zuerst mit ruhigem Piano und Synthies, dann nach einem Akustik-Gitarrenmoment urplötzlich mit erschallender Kirchenorgel. Ein Klangteppich vom Feinsten, der mit einer mystischen Keyboard-Passage endet.
Etwas Klimperei gönnen sich Electric Mud am Anfang von „Serotonine“. Eine Nummer, die wiederum dunkler und vestörender wirkt. Diese düster sphärische Angelegenheit wird noch von melancholischen Violinenklängen unterstützt, dann aber auch flotter mit Backing Chören und symphonischen Elementen. Es geht stimmungsmäßig praktisch nahtlos über zu „Descent Into The Forsaken Valley“, das mit Piano und melancholisch symphonischen Keyboards daherkommt. Allerdings unterbrechen wuchtige Beat die Lethargie, bis ein Piano-Part das Stück sachte ausklingen lässt.
Zum Abschluß gibt’s noch ein kurzes Stück zum Innehalten mit ruhigen Piano-Momenten („Moving On“).
Electric Mud haben mit „The Inner World Outside“ wieder ein grandioses Klangspektrum auf Album gebannt.
Die überwiegend ruhigen Songs von „Quiet Days On Earth“ sind mehr dunkler, düsterer Atmosphäre gewichen, ohne die wunderbaren, melodischen Elemente zu vernachlässigen. Man wiederholt sich nicht einfach, sondern Hagen und Nico erfreuen die Hörerschaft mit immer neuen und überraschenden Klangbildern. Die gereiften Ideen werden in superber Art und Weise vertont und lassen einmal mehr ein spannendes Album wachsen. Fantastisch, die Herren.
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