VÖ: 19.02.2021
Label: Metalapolis Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8/ 10
Es ist wieder ordentlich was los im Wilden Westen. Denn es wird scharf geschossen – El Pistolero sind da. Eine fünfköpfige, deutsche Rock'n Roll Band in der Tradition von Rose Tattoo, Motörhead und mit Abstrichen AC DC. Also trotz des Namens nix mit Western- oder Countrymusic. Auch keine mexikanische Folklore, wie man beim Titel des Debut Albums „Mexican Standoff“ vielleicht vermuten könnte.
Das Album besteht aus fünf älteren Stücken (es gab ein EP, die nie veröffentlicht wurde) und sieben brandneuen. Qualitätsunterschiede gibt’s dadurch aber nicht. Dankenswerterweise wurde Carsten Schulz (Lazarus Dream, Evidence One) auf die Jungs aufmerksam und empfahl sie Rolf Munkes, der dieses Debutalbum dann neu gemischt und gemastert hat. Auch hat Carsten bei der Gelegenheit ein paar Backingvocals beigesteuert.
„Mexican Standoff“ besteht also aus zwölf Gassenhauern, die allesamt den Dreck der Strassen atmen und mit flottem, rotzigem Heavy Rock'n Roll manchmal auch wie eine englischsprachige Variante von Ohrenfeindt klingen. Liegt mitunter auch an der Stimme des Sänger Alex „Nighty“ Blochmann, der an manchen Stellen ein wenig an Chris Laut erinnert. Aber eben auch an Angry Anderson und ab und zu an Bon Scott, was die Einflüsse absolut bestätigt.
Die Songs laufen immer straight und flott ins Ziel, sind in sich ähnlich gestrickt, überzeugen dennoch mit abwechslungsreichen Refrains, die oft geshoutet für Stimmung sorgen. „Stormbringer“ ist beispielsweise so eine Nummer, die sofort ins Ohr geht und sich da auch festsetzt. Oder auch „Five Bullets Come In Peace“, dem man im Refrain eine leicht punkige Note spendiert hat und ein wenig nach den Nordlichtern Hellhead klingt.
Die vermeintliche Bandhymne „El Pistolero“ klingt komischerweise irgendwie noch am wenigsten hymnenhaft. Durchgeladen wurde der Revolver aber auch hier. Bei „Machine Gun Preacher“ eröffnet eine Sprachsequenz. So weit ich das verstanden habe, geht’s dabei darum, daß man Kinder immer schützen sollte. Eine lobenswerte Aussage und vermutlich die Zielsetzung, für was der Band-Pistolero steht. Etwas anzüglichen Charakter beinhaltet „Liquor & Tits“. Der Titel sagt's schon aus. Ein alkoholgeschwängerter Klopfer mit wohlwolligem Frauenstöhnen zwischendurch. Eine Hommage an alle verrufenen Bars dieser Welt.
Die Gitarristen J.C. Müller und Chris Kaczynski sorgen für die flotten Saitenanschläge, präsentieren zeitweise amtlichen Riff Rock a'la AC DC und halten sich nicht großartig mit Soli auf. Ab und an erklingt mal ein Wah Wah Effekt („Fear The Reaper“), ansonsten bleibt man geerdet und liefert Straßenköter Riffing ab. Dafür klingen mir die Drums (Andy Hornef) manchmal zu modern. Man merkt, daß hier auch mit neueren Techniken gearbeitet wurde, was ein wenig im Gegensatz zum erdigen Sound von El Pistolero steht. Dies erkennt man allerdings wirklich nur selten und fällt daher nicht sonderlich ins Gewicht.
Freuen kann man sich also auf eine frische, unverbrauchte Rock'n Roll Band, die mit „Mexican Standoff“ tolle Songs anbietet, welche der Zielgruppe um Fans der angesprochenen Bandeinflüsse gut reinlaufen sollten. Im gesteckten Rahmen abwechslungsreich, werden die Songs nie langweilig und jeder Song für sich funktioniert auf der Strasse, im Pub oder im schweißdurchtränkten Club. Auf diese Truppe sollte man aufmerksam werden. Lohnt sich auf jeden Fall.
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