VÖ: 17.02.2017
Label: Steamhammer / SPV
Autor: MC Lucius
Bewertung: 8 / 10
Vier Jahre nach der letzten Studioscheibe "The Bonding" (dazwischen gab es 2015 mit "A Decade And A Half...The History So Far" ein 6 DVD Box Set) legen die österreichischen Symphonic Metaller Edenbridge ihr neuestes Werk vor. Die Eckdaten sind quasi identisch mit denen der vorangegangenen Alben in den letzten Jahren. Lanvall ist der große Strippenzieher, er schreibt fast alle Songs im Alleingang, fünfmal schrieb Sängerin Sabine Edelsbacher an den Texten mit, er spielt einen Großteil der Instrumente selbst ein, er produziert die Platte, mischt sie dann zusammen mit Threshold Mastermind Karl Groom in dessen "Thin Ice" Studios in England, mastert die Bänder mit Mika Jussila (Nightwish, Sonata Arctica, Battle Beast, Amorphis u.v.a.) in den Finnvox Studios bei Helsinki. Mit dabei natürlich auch der langjährige Gitarrist Dominik Sebastian (Serious Black) und neu im Team Drummer Johannes Jungreithmeier, der nicht nur Max Pointner ersetzt hat, sondern so ganz nebenbei auch noch für das Layout Design und (gemeinsam mit Anthony Clarkson) für das Cover Artwork verantwortlich zeichnet.
Die Musik offenbart wenig überraschendes, Lanvall und Edenbridge halten an ihrem Konzept fest. So ist bereits der Opener, das bereits Ende letzten Jahres per Lyric Video veröffentlichte "Shiantara" eindeutig als Edenbridge Nummer festzumachen. Verhaltener startet dann "The Die Is Not Cast", doch begleitet von fein auf den Punkt gebrachten Gitarrenriffs und immer dominanter werdenden Drums öffnet sich die Nummer, um Sabine Edelbachers Gesang ein Fundament zu legen, welches die Chanteuse nutzt, ihre wundervolle Stimme einersits ganz sanft, andererseits aber auch dominant zur Geltung zu bringen.
Ein herrlich sattes Riff unterfüttert auch "The Moment Is Now", während das vierte Stück, "Until The End Of Time" ruhigere Momente zulässt und vor allem durch die Gast Vocals von Eric Martensson (Eclipse, W.E.T.) punktet.
Während "The Visitor" einerseits herrlich heavy groovt, erinnert mich die Orchestrierung dahinter bisweilen an "One Night In Bangkok", jenen von den ABBA Machern Ulvaeus / Andersson geschriebenen Top Hit für Murray Head aus dem Jahre 1984. Ein wenig orientalisch mutet auch das Intro zu "Return To Grace" an, die später einsetzende Double Bass Drum lässt aber keinen Zweifel daran, wo Barthel den Most holt.
Nach all dem Bombast bietet die vom Piano getragene Ballade "Only A Whiff Of Time" eine willkommene Abwechslung und die Möglichkeit zum durchschnaufen. Denn gleich darauf setzen die Linzer zum knapp 20minütigen Finale furioso an. Die beiden längsten Stücke wurden an das Ende des neunten Studioalbums von Edenbridge gesetzt: "A Turnaround In Art" (7:29) und "The Greatest Gift Of All" (12:17) spielen geschickt mit Tempiwechseln, eher spartanisch arrangierten Teilen hüben und orchestral verspielten Cinemascope Breitwand Salven drüben und erzeugen somit mehr als einmal wohlige Schauer, die dem geneigten Hörer den Rücken hinunter krabbeln. Gregorianisch anmutende Chöre tun ein übriges, um "The Greatest Gift..." zur Übernummer des Albums zu pushen. Hier darf auch der Magister und Chorleiter Alexander Koller, dem Lanvall bei seinem Single Projekt "The Ariser" (2015) tatkräftig unter die Arme griff, seinen Bass mit einbringen.
Fazit: Edenbridge klingen nach wie vor nach Edenbridge, das ist auch gut so. Ihre Fangemeinde erwartet nichts anderes. 55 Minuten Spieldauer (bei neun Liedern) scheint mir gerade die richtige Länge für diesen Longplayer zu sein. Mehr könnte dem Hörgenuss schon wieder abträglich sein. Symphonic Metal Fans können also bedenkenlos zugreifen, selbst Hörer, für die dieses Genre Neuland darstellt, können es wagen, sich das Ding reinzuziehen.
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