DRACONIAN -  Under A Godless Veil

Tracklist:

  • Sorrow Of Sophia
  • The Sacrificial Flame
  • Lustrous Heart
  • Sleepwalkers
  • Moon Over Sabaoth
  • Burial Fields
  • The Sethian
  • Claw Marks On The Throne
  • Night Visitor
  • Ascend Into Darkness

Info:

VÖ:  30.10.2020

Label: Napalm Records

video:


Bewertung:

Autor:  Rainer Kerber

 

Bewertung:  9 / 10



Fünf Jahre haben sie sich Zeit gelassen für den “Sovran”-Nachfolger. Es war sicherlich nicht leicht für die Band aus Schweden. Vor allem Sängerin Heike Langhans hatte wohl Probleme mit ihrer Aufenthaltserlaubnis bzw. der Einbürgerung in dem skandinavischen Land. Zudem hat der langjährige Bassist Frederic Johanson zwischenzeitlich die Band verlassen. Somit übernahm Daniel Änghede als Gast diese Position. Ich gestehe, ich mag diese düsteren doomigen Klänge, wie sie auch von Bands wie Tristania, Theatre of Tragedy oder auch den früheren Weeping Silence perfekt zelebriert werden bzw. wurden. Deshalb war ich natürlich gespannt auf das siebte Studiowerk der Schweden, das zweite mit Sängerin Heike Langhans.

 

Ja, schon mit den ersten Takten von “Sorrow Of Sophia” zeigen die Schweden, dass sie Meister der Entschleunigung sind. Ruhige Gitarren und der elfenhafte Gesang von Heike Langhans starten bevor die harten Riffs dickflüssig aus den Boxen träufeln. Dazu die Growls Anders Jacobsson. Es gibt zurzeit wohl kaum eine Band, die den Doom so herausragend intoniert. Eventuell fielen mir da noch Aeonian Sorrow ein, die teilweise noch düsterer und brachialer klingen. Die Streicher im Mittelteil klingen dann genau so melancholisch. “The Sacrificial Flame” klingt dann ein Ticken härter. Vor allem wegen noch harscheren Growls. “Lustrous Heart” startet mit, für Doom fast schon fröhlich klingenden, cleanen Gitarren. Dies wird aber schon bald durch die düsteren Riffs und Growls überkompensiert.

 

Vereinzelte Melodiebögen, die gegen die Riffs ankämpfen hört man bei “Moon Over Sabaoth”. Hier dominieren eindeutig die Growls. Der Gesang von Heike klingt als käme er nicht von dieser Welt. Oder doch? Von den Sirenen aus Homers “Odyssee”? Bei “The Sethian” beeindrucken vor allem die sphärischen Keyboard-Klänge und der hymnisch klingende Refrain. Aber das Beste haben sich Draconian für den Schluss aufgehoben. Das großartige Finale “Ascend Into Darkness” beinhaltet alles, was der Doom zu bieten hat. Sphärenklänge der Keys, langsame, aber harte Riffs. Das Wechselspiel aus Growls und Elfengesang, fast schon ein Sängerwettstreit. Wunderschöne Gitarren-Hooks verbreiten eine durchaus positive Atmosphäre.

 

Das lange Warten hat sich gelohnt. Draconian habe ein wahres Doom Meisterwerk veröffentlicht. Nachdem die eingangs genannten Bands entweder nicht mehr existieren (Theatre of Tragedy), einen musikalischen Stilwechsel vollzogen (Weeping Silence) oder noch länger nichts mehr von sich hören lassen haben (Tristania – letztes Album “The Darkest White”, 2013), erheben jetzt die Schweden lautstark Anspruch auf den zwischenzeitlich verwaisten Thron des Doom Metal mit weiblich-männlichen Wechselgesang. Mit “Under A Godless Veil” sollte die Thronersteigung auf jeden Fall gelingen.


Diese Review ist offiziell erschienen durch Rainer Kerber bei KEEP ON ROCKIN' MAGAZINE


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