VÖ: 14.04.2023
Label: Peaceville Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Ich bin mir nicht ganz sicher, wem man die Norweger Dodheimsgard uneingeschränkt ans Herz legen kann. Für pure Blackmetal Fans sind die Jungs zu avantgardistisch, für Avantgardisten vielleicht zu blackmetallisch und für Freunde großer Melodien öfters mal wohl eine Spur zu sperrig. Dabei haben Dodheimsgard, die ursprünglich Mitte der 90er Jahre als reine Black Metal Kapelle begannen, im Laufe der Jahre immer mehr ihren Stil verfeinert mit diesen sphärischen, avantgardistischen Essenzen, dabei aber ihre Basis nicht gänzlich verloren. Das sechste Album „Black Medium Current“ ist das erste in acht Jahren, präsentiert dafür aber auch weit über eine Stunde außergewöhnliche Musik.
Beginnend ruhig und flüsternd setzt der erste 10-Minüter „Et Smelter“ zuerst besinnliche Momente, bevor es zum schnellen Ausbruch kommt mit Gitarrenwirbel, aber auch Melodien und dem Wechsel von Brüllgesang und mehrstimmigen Pagan-Vocals. Der Song nimmt eine Vielzahl an Wendungen, geht von getragenen Rhythmen und Chören über melancholiche Derbheit hin zu erhabenen Pianoklängen, leicht spaceigen Momenten und einem wunderschönen Gitarrenpart. Große Düsterkunst aus dem kalten Norden.
Und so lassen sich die meisten der neun Songs erklären. Viele atmosphärische Wechsel in Sachen Tempi, grantigen und cleanen, fast weinerlichen Gesängen, mystischen und düsteren Passagen. Etwas straighter, aber auch wuchtiger wird’s bei „Interstellar Nexus“, der zum Ende hin sogar mit einem Techno-Part überrascht. Entspannte Gitarrenklänge leiten bei „It Does Not Follow“ über zu hoher Dynamik und Blasts, das kurze „Voyager“ (01:46) fährt die Angelegenheit mit Piano und Sprechgesang herunter.
Epischer Pagan Metal erwartet den Hörer bei „Halow“, dem Song mit den schönsten Melodien, einer Sprechgesang-Passage, sphärischen Backings und einem reichlich verspielten Part. Trotz Synthies und schleppenderen Momenten gibt „Det Tomme Kalde Morke“ am ehesten Futter für die Black Metal Fraktion. Krude Klänge gibt’s zwischendurch obendrauf. Nochmals auf beinahe elf Minuten wird das doomig düstere „Abyss Perihelion Transit“ gestreckt. Soundgewaltige Musik, teilweise mit Echo unterlegtem Gesang und einem ruhigen Ende mit sakralen Vocals und Gitarrengezupfe.
Zum Ende lassen Dodheimsgard noch mit theatralischen Stimmen, Flüstern und Piano sowie langsamen Melodien mit „Requiem Aeternum“ das Album stimmungsvoll ausklingen.
„Black Medium Current“ ist sicherlich kein Album für Zwischendurch und fordert unbedingt die Aufmerksamkeit der Hörer mit langen Songs, die von sphärisch avantgardistischer Schönheit bis hin zum garstigen Black Metal reicht. Eindrucksvoll sind die Songs auf jeden Fall, mehrmals hintereinander auflegen fällt bei der Platte allerdings schwer. Dodheimsgard sind halt sehr speziell, das soll den Eindruck des Albums aber in keinster Weise schmälern.
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