VÖ: 10.02.2023
Label: El Puerto Records / Edel-KNM
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Dispyria nennt sich das Projekt von Gitarrist/Bassist und Komponist Jürgen Walzer, das mit „The Story Of Marion Dust“ nun in seine dritte Runde geht. Das lyrische Konzept dreht sich seit Beginn um den Protagonisten Josh Devon, der mit Hilfe von Hypnose versucht seine inneren Dämonen zu bekämpfen und dabei immer tiefer in den Abgrund gezogen wird. In diesem dritten Teil spielt, wie zu erwarten, ein Mädchen namens Marion Dust eine gewichtige Rolle. Diese muß sich entscheiden, ob sie den Weg von Gut oder Böse geht. Ausgestattet mit übernatürlichen Kräften. Soweit die kurze Abhandlung.
Jürgen Walzer hat eine eigene sogenannte Metaloper geschaffen, obwohl das Ganze wenig opernhaft rüberkommt. Avantasia wird zum Vergleich genannt. Nun ja, im Sinne ist Dispyria ähnlich. Aber die gewaltige Musikerplattform und zeitaufwendige Umsetzung eines Tobias Sammett sind dann doch eine etwas größere Hausnummer. Aber auch Jürgen Walzer hat für den dritten Teil der Story namhafte Musiker und Sänger um sich geschart. So teilen sich Ralf Scheepers (Primal Fear), der gefühlt wohl fast bei jedem solcher Anliegen hinzugezogen wird, Zak Stevens (Savatage, TSO) und Carsten „Lizard“ Schulz (Lazarus Dream) das Mikro. Markus Pfeffer (ebenfalls Lazarus Dream) und Wolfgang Sing hauen zusätzlich in die sechs Saiten und Roland Moschel sorgt für Hammond Orgel und Tastenbegleitung. Backingvocals steuern Sabrina Roth und Stephan Hugo bei. Soweit die Besetzung.
Mit Donner, Spoken Words und Kindergeschrei geht’s los bei „A Giril Called Marion“. Wuchtiger Auftakt mit symphonischen Backings, der danach in ruhigen Gesang und Piano steuert und dann wieder mit flottem Chorgesang und moderneren Klängen quasi als Symphonic Metal Stück ausklingt. Hier wird der musical-artige, mitunter theatralische Ansatz gleich deutlich, der das ganze Album hindurch begleiten soll. Dieses dramatische Auf und Ab und permanente Tempiwechsel ziehen sich dann letztendlich auch durch die Songs, die von ruhig zu intensiv hin und her pendeln und der Geschichte somit das Gesicht verleihen.
Feine Twingitarren-Soli, übermelodische Gesangslinien und ein Engelschor mit Glocken lassen „The Mark“ aufleben. Rauschen und Schreie/Schritte sowie ein feiner Chor-Refrain samt Orgel beleben den „Blue Mirror“. Über allen musikalischen Finessen thronen natürlich die einzelnen Gesangsleistungen der oben genannten Herren. Einen typischen Scheepers hört man beispielsweise beim düsteren „The Resistance“, einer Nummer die mit Gewitter, theatralischen Passagen und Ausbrüchen, sowie einem operettenhaften Part glänzt. Zak Stevens lässt mit rauhem Stimmorgan das melancholische, teilweise an Royal Hunt erinnernde „Pandora’s Box“ veredeln. Und Carsten Schulz zeigt ebenfalls, warum er momentan zu den stärksten Rockstimmen zumindest in Metal-/Hard Rock-Deutschland zählt.
Dispyria ist also ein auf tollen Musikern und Ideen basierendes Konzept, das auch mit „The Story Of Marion Dust“ durchaus überzeugen kann. Es gibt weitaus uninspiriertere sogenannte Metal Opern. Und es muß ja nicht immer gleich die medienwirksame Opulenz eines Sammet/Avantasia sein. Klar, vieles klingt wie bei anderen vergleichbaren Konzeptalben auch. Aber halt mit klasse Musikern umgesetzt. Macht Spaß das Ganze.
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