VÖ: 18.09.2020
Label: InsideOut Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Derek Sherinian kennt man bekanntlich als Keyboarder von Dream Theater, Black Country Communion und Sons Of Apollo. Er gilt als einer der besten seiner Zunft, ist ein viel gefragter Musiker und findet dennoch immer wieder Zeit für eigene Solo-Alben. So auch wieder jetzt mit „The Phoenix“, seinem bereits achten Solowerk.
Neben seinem Freund und Drummer Simon Phillips, der gleichzeitig Inspiration und auch Songwriter für Derek Sherinian ist, hat der Mainman wiederum hochkarätige Mitstreiter an Bord geholt. An den Gitarren geben sich Zakk Wylde, Steve Vai, Ron „Bumblefoot“ Thal, Joe Bonamassa und der Finne Kiko Loureiro die Klinke in die Hand. Bassspuren wurden von Billy Sheehan, Jimmy Johnson, Tony Franklin und Ernest Tibbs eingespielt. Noch Fragen ? Ach ja und für kurze Theremin-Einsätze zeichnet Armen Ra verantwortlich.
Klar, das demnach die acht Songs von „The Phoenix“ handwerklich über jeden Zweifel erhaben sind. Aber, auch wenn das Album fast schon wie Frühwerke von beispielsweise Joe Satriani, Steve Vai und ähnlichen Protagonisten klingt, die Songs langweilen nicht und sind auch keine überbordende Werkschau effekthaschender Musiker. So fängt der Titelsong leicht frickelig an wie bei früheren Van Halen Alben, wenn Eddie van Halen zwischendurch mal die Gäule durchgegangen sind. Hammermäßige Gitarrenabfahrten beherrschen die Szenerie und Derek Sherinian begleitet hier nur sehr zart im Background. Simon Phillips sorgt für gewohnt flotte Drums.
„Empyrean Sky“ besitzt dann aber viel Orgel- u. Keyboardspiel. Man fühlt sich sofort wohl und tatsächlich transportiert die Nummer so etwas wie Saga-Vibes. Dagegen kommt einem bei „Clouds Of Ganymede“ immer mal wieder Rush in den Sinn. Mir liegt zwar nur die digitale Version des Albums vor und es wird nicht erklärt, wer die einzelnen Gitarren-u. Bassparts eingespielt hat, aber bei diesem Song tippe sich aufgrund des markanten Spiels doch stark auf Steve Vai. Sehr flippig und dennoch absolut melodisch.
Bei „Dragonfly“ holt Derek Sherenian das Piano hervor und glänzt mit moll-lastigen, jazzigen Klängen. „Temple Of Helios“ dagegen ist wieder ganz anders gestrickt. Mystische Keyboards erinnern einstweilen kurz an Eloy oder stellenweise auch an Yes. Ein leicht episch und abendländisch angehauchtes Stück. Lediglich bei einem Song wird gesungen, und zwar bei „Them Changes“, dem Joe Bonamassa seine Stimme leiht. Etwaige bluesige Noten treffen auf ein angekratzes Gitarrensolo, bei dem ich diesmal auf Zakk Wylde tippe. Der Song ist übrigens eine Coverversion des Buddy Miles Klassikers.
Bleiben noch die am stärksten an Dream Theater angelehnte flotte Happy-Abfahrt „Octopus Pedigree“, sowie das mit harten Rhythmen bestückte „Pesadelo“, das sich mit melodischen Gitarrenthemen abwechselt. Ausklang findet das Stück mit Akustik Gitarren Besinnlichkeiten.
„The Phoenix“ ist ein sehr schönes Instrumentalalbum (mit einer gesanglichen Ausnahme) geworden, dem die einzelnen Musiker sehr wohl ihren Stempel aufdrücken, aber meist der Songdienlichkeit untergeordnet bleiben. Übermäßig schwurbeliges Getue und Gehabe findet man nicht und Derek Sherinian verknüpft viele Anlehnungen an Größen wie Rush, Saga, Dream Theater zu einem großen Einen, was der Ausgewogenheit sehr zu gute kommt. Jeder der Protagonisten durfte seine Ideen mit einbringen und auch wenn die Aufnahmen teilweise über lange Distanzen hinweg erfolgten und danach zusammengeführt wurden, so klingen die Stücke dennoch wie perfekt aufeinander eingestimmt. Beeindruckend !!
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