VÖ: 19.05.2023
Label: Universal Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: --- / ---
Ich bin ein Fan der ersten drei Def Leppard Alben (ja, auch „On Through The Night“ zählt für mich dazu). Alles was danach kam, war eher US amerikanischer Mainstream als NWOBHM bzw. britische Metalkunst. Klar, es folgten die größten Erfolge der Band, man war halt ab „Hysteria“ eher charts-orientiert. Meiner Meinung nach haben Leppard danach immer mehr an Relevanz verloren und auch aktuell mit dem neuesten Werk „Diamond Star Halos“ hat man die Kurve natürlich nicht mehr gekriegt.
Jetzt kommt ein Album heraus, daß sich „Drastic Symphonies“ nennt und alte Songs neu herausbringt, arrangiert mit dem altehrwürdigen The Royal Philharmonic Orchestra. Dabei hat man teils die alten Aufnahmen verwendet und mit symphonischem Kram unterlegt, teils hat Joe Elliott neu eingesungen und es wurden die Gitarren neu aufgenommen. Es soll sogar vorkommen, daß Elliott jung und Elliott alt das ein oder andere Mal zu hören ist. Na ja. Die Songauswahl an sich ist klasse, die Darbietungen allerdings zwiespältig. Postive, wie negative Eindrücke halten sich so ziemlich die Waage. Einige Songs funktionieren überraschend gut auch im Symphonic Style. Meistens dann, wenn am Original ansonsten nicht viel geändert wurde. Andere wiederum gestalten sich als völlig irrelevant und für den geneigten Def Leppard-Fan wohl auch als eher ärgerlich.
Dem Einstieg mit dem hübch flotten „Turn To Dust“ und „Paper Sun“ kann man aufgrund der guten Gitarrenparts positives abgewinnen. Doch die folgende melancholische Version von „Animal“ und das gar zärtliche Aufbegehren bei „Pour Some Sugar On Me“ lassen die Mundwinkel nach unten ziehen ob der „Vergewaltigung“ dieser Klassiker. Und so geht’s halt quer durch’s Album weiter. Interessanten Versionen von „Hysteria“, „Love Bites“ oder dem mit Kriegsgeräuschen und Dramatik unterlegten „Gods Of War“, übrigens mit poppigen Beats ausgestattet, stehen Rohrkrepierer wie das schwülstige, mit Uh-uh-uh-Chören versehene „Love“, die völlig ärgerliche Balladen-Version von „Too Late For Love“ und das symphonisch fröhliche, aber sinnentfremdende „When Love And Hate Collide“ gegenüber.
Auch das mit verzerrten Vocals und mit Queen-Vibes daherkommende Powerballaden-Stück „King Of The World“ lädt nicht wirklich dazu ein, in Begeisterungsstürme zu gefallen. Ok, das rein instrumentale "Switch 625“ konnte man auch mit Symphonic Sound nicht kaputtmachen und bleibt nah am Original und auch „Have You Ever Needed Someone So Bad“ tut in abgewandelter Art nicht weh. Letzterer Songs war aber bereits im Original schon ziemlich verzichtbar.
„Drastic Symphonies“ ist also eine ziemlich zwiespältige Angelegenheit. Die Reaktionen darauf werden wohl von „kann man mal machen“ über „ärgerlich“ bis „Tiefpunkt der Karriere“ reichen. Und tatsächlich stellt sich die Frage, für wen dieses Album eigentlich sein soll ? Als Appetizer für die anstehende Tour mit Mötley Crüe wohl nicht. Es sei denn, was wir nicht hoffen wollen, es tauchen irgendwelche Symphoniker plötzlich auf der Bühne auf. Letztendlich muß jeder selbst entscheiden, ob er Def Leppard in symphonischem Gewand etwas abgewinnen kann. Daher gibt es hier logischerweise keine Punktebewertung.
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