VÖ: 26.11.2021
Label: earMusic
Autor: Kerbinator
Bewertung: ---/---
Songs von Deep Purple sind im Laufe der Zeit schon so oft gecovert worden, da dachten sich Ian Gillan und Co. „das können wir auch“ und veröffentlichen mit „Turning To Crime“ ein Album mit ausschließlich Songs anderer Künstler und Bands. Wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn Purple schon wieder ein neues Studioalbum mit eigenen Songs herausbringen würden. „Whoosh“ ist ja noch nicht allzu alt. Die Frage ist natürlich, braucht man ein Coveralbum von einer Band, die selbst mehr als eine Legende des Rocks darstellt ? Nun ja, wenn man sich die Songauswahl anschaut, könnte man schon zustimmen, denn mit „normalen“ Deep Purple Songs haben diese wenig gemein. Daher seien auch die Purple-Fans gewarnt. Wer typischen Purple Sound erwartet, wird eventuell enttäuscht.
Viele Songs entstammen den 60er Jahren, was allzu modernen Sound von vornherein ausschließt. Es fängt an mit dem flotten Galopper „7 and 7 is“ von Alvin Lee, über den Don Airey tatsächlich moderne Keys/Synthies gelegt hat. Klar, die Purple Momente in Form von Ian Gillan’s Stimme, der charakteristischen Grundlagen von Ian Paice und Roger Glover und dem markanten Gitarrenspiel von Steve Morse sind natürlich vorhanden. Dennoch ist der Song schon so ein kleiner Fingerzeig, wo die Reise wohl hingeht.
Es folgt die tanzbare Boogie Woogie Nummer „Rockin‘ Pneumonia and the Boogie Woogie Flu“, das bereits Ende der 50er Jahre von Huey Smith aufgenommen wurde. Mit Bar-Piano fühlt man sich in selbige versetzt, einen auf Eis gekühlten Drink in der Hand. Ein Highlight dieses Cover-Albums ist sicherlich „Oh Well“, eines der prägendsten und besten Songs die Fleetwood Mac je aufgenommen haben. Deep Purple setzen die Nummer mit rockiger Orgel, wuchtigen Drums und den typischen Gänsehaut-Momenten der grandiosen Melodien dieses Songs am Ende ganz gut um. Dennoch sollte klar sein, daß das Original unerreicht bleibt.
Dem Orgel und Piano geschwängerten Honky-Tonk Track „Jenny Take A Ride!“ von Mitch Ryder & The Detroit Wheels folgt danach ein typischer Anfang 70er BluesBar-Song mit swingendem Groove in Form von Bob Dylan’s „Watching The River Flow“. Für Deep Purple ebenfalls ungewöhnliche Bläser-Einsätze gibt’s anschließend beim bluesigen Swinger „Let The Good Times Roll“ einem Uralt-Song aus den 40ern, den auch schon B.B. King und Ray Charles gecovert haben.
Weiter geht’s mit anfänglichem Trommelwirbel und der Little Feat Verbeugung „Dixie Chicken“, dem Titel entsprechend natürlich ein echter Dixieland-Slower. Den Yardbirds-Song „Shape Of Things“ kennt man ja als fröhlichen Midtempo-Track auch von der großartigen Coverversion eines Gary Moore. Aber auch Steve Morse kann mit einem starken Gitarrensolo hier seine Akzente prima setzen. Fröhlich folkig folgt „The Battle Of New Orleans“, eher weniger bekannt im Original. Stammt anscheinend von einem Johnny Horton Ende der 50er Jahre. Hier wird gejiggelt und die Western-Gitarre angestimmt. Yippie !!
Ein typischer Classic Rocker steht mit Bob Seger’s „Lucifer“ an. Tolles Orgel- und tolles Gitarrensolo machen hier die Deep Purple Umsetzung dieses Klassikers aus. Auch gleich bekannt vor kommt einem der „White Room“ von Cream, ein stimmiger Early-Progrocker, den Deep Purple fast kaum verändert haben zum Original. Weiteres Bar-Piano läutet das letzte Stück ein. „Caught In The Act“ ist ein knapp 8-minütiges Medley aus mehreren Songs. Es groovt an allen Ecken und Enden und die Kenner der 60er/70er Classic Rock Szene werden sicherlich die ein oder andere Nummer heraushören.
„Turning To Crime“ ist eine hübsche Angelegenheit für Deep Purple Fans, die ihre Legenden auch mal anders erleben und mal etwas Spezielles unter den Weihnachtsbaum legen wollen. Deep Purple covern alle Songs mit Kompetenz und Herzblut. Man merkt, daß hier nicht der Schnöde Mammon Ausgangspunkt war, solch ein Coveralbum vorzulegen. Es macht Spaß, die ergrauten Herren in „fremden“ Bahnen musizieren zu hören. Ein Schmankerl für Fans.
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