VÖ: 15.09.1971
Label: Harvest Records / Warner Bros.
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 9 / 10
Ich glaube über Deep Purple muss man nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Gegründet 1967 als “Roundabout”, haben sich die fünf ein Jahr später
in Deep Purple umbenannt. Und unter diesem Namen sind sie auch heute noch auf Tour. In wenigen Wochen wird das 20. Studioalbum erscheinen. Außerdem gehen die Briten auf ihre Farewell Tour. Doch
bevor es soweit ist, möchte ich das Rad der Zeit um mehr als vierzig Jahre zurückdrehen. Im September 1971 erschien “Fireball”, die fünfte Langspielplatte der Hardrock-Legenden. Eingespielt wurde
die Platte im Zeitraum zwischen September 1970 und Juni 1971 von der legendären MK II Besetzung. Weltweit gab es Spitzenpositionen in den Charts, u.a. Platz eins in Deutschland und UK. Und die
Single-Auskopplung “Strange Kind Of Woman” schaffte es auf achten Platz der britischen Charts.
Mit “Fireball” liefern Deep Purple faktisch die Blaupause für die spätere Entwicklung des Speed Metal. Nachdem man für wenige Sekunden die Studiolüftung hören kann sorgen Doublebass und Gitarre für hohes Tempo. Jon Lords Orgelsolo sowie das von Ian Gillan geschlagene Tamburin hinterlassen hier einen bleibenden Eindruck. “No No No” kommt wesentlich ruhiger und blueslastiger daher und stampft druckvoll aus den Boxen. Klasse das Wechselspiel zwischen Gitarre und Hammond-Orgel. Obwohl der Song leider etwas in Vergessenheit geraten ist, ist er aber ein Parade-Beispiel für den typischen Deep Purple Sound. “Demon’s Eye” schließt da nahtlos an, klingt aber etwas lockerer und beschwingter. Im Mittelteil dominiert wieder die Hammond-Orgel, verzerrt klingend aber hochmelodisch. “Anyone’s Daughter” klingt eigentlich weniger nach Deep Purple, liefert aber einen interessanten musikalischen Farbtupfer. Mit der Folk-Schlagseite ist das ein passender Ausklang für die erste Seite der Platte.
Seite 2 startet dann mit dem psychedelisch klingenden “The Mule”. Nach Tamburin-Klängen prasseln die Gitarren-Akkorde nur so aus den Boxen. Der Song wird unterlegt durch unrhythmische treibende Drum Beats von Ian Paice. Bei Live-Auftritten folgt hier häufig ein längeres Schlagzeugsolo. Mit “Fools” folgt einer meiner absoluten Allzeit-Favoriten von Deep Purple. Aus meiner Sicht ist dieser Song sträflich unterbewertet und wird im Radio fast gar nicht gespielt. Nach ruhiger instrumentaler Einleitung folgen gnadenlos fette Riffs, die den Hörer wahrlich überrollen. Und das Gitarrensolo von Ritchie Blackmore klingt wie eine elektrisch verstärkte Geige, begleitet von Shaker-Klängen. Gänsehaut-Atmosphäre pur. “No One Came” ist der Rausschmeißer des Albums mit eingängiger und grooviger Melodieführung. Ritchie Blackmore und Jon Lord brillieren noch einmal mit Soli auf Gitarre und Hammond.
Auf “Fireball” überzeugen Deep Purple mit großer Experimentierfreude. Die Songs sind abwechslungsreich und decken eine große Bandbreite des Hardrocks ab. Auf der Platte befindet vielleicht kein “Überhit” wie auf anderen Alben aber doch so einige Song-Perlen. Aus meiner Sicht ist “Fireball” durchaus ein Referenzwerk für das gesamte Schaffen der Band.
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