VÖ: 19.08.2022
Label: Mascot Label Group
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
David Paich ist bekanntlich Gründungsmitglied und Songwriter/Keyboarder von Toto. Abseits davon hat er mit unzähligen Künstlern zusammengearbeitet und 50 Jahre Musikgeschichte nachhaltig geprägt. Michael Jackson, Tina Turner, Elton John, Joe Cocker…die Riege, für die David Paich Songs geschrieben und arrangiert hat, ist unendlich lang. Seine Reputation steht völlig außer Frage, dennoch hat er noch nie ein eigenes Soloalbum herausgebracht. Bis jetzt. Denn mit „Forgotten Toys“ veröffentlicht er ein erstes, da er anscheinend Songs aus der Schublade gekramt hat, die er mal schrieb, aber den Weg in die Öffentlichkeit bisher nicht gefunden haben.
Natürlich klingt solch ein Album eines Musikers, der Welthits wie „Rosanna“ und „Hold The Line“ geschrieben hat, nicht selten auch ein bisschen nach Toto. Zudem hat er für das Album den aktuellen Toto-Sänger, Joseph Williams, als Co-Produzenten und Co-Sänger verpflichtet. Und dies an der Seite von Steve Lukather, bekanntlich Toto-Gitarrist. Auch Leute wie Brian Eno, Ray Parker Jr., Don Felder und Rolling Stones-Schlagzeuger Steve Jordan geben sich ein Stelldichein auf „Forgotten Toys“.
Erfrischend ist, das David Paich uns keine ellenlange Anzahl an Songs vor den Latz knallt, was vermutlich ziemliche Längen in der Performance bedeutet hätte. Nein, gerade mal sieben Songs feinster Auswahl begeben sich in knapp über 30 Minuten auf den Weg in unsere Gehörgänge. Und von diesen sieben Songs ist der erste lediglich ein kurzes, symphonisches Intro („Forward“). Doch dann geht’s los mit „willbelongtoyou“ und schönem Gitarrengezupfe. Flotter Rhythmus und der tolle, warme Gesang von David Paich verzaubern. Da er selbst auch den Toto-Hit „Africa“ eingesungen hat, kann man sich ungefähr die Stimmlage des Herren vorstellen. Auch der Refrain kommt in dieser Toto-typischen Kopfstimmen-Höhe rüber. Der Refrain wechselt sich ab mit Gitarren/Piano-Soli, Orgelklängen und wird durch fröhliches Pfeifen am Ende beschlossen.
Eine flippige Gitarrenmelodie eröffnet „Spirit Of The Moonrise“, das wieder durch wunderbar melodischen Gesang und mehrstimmigen Refrain begeistert. Die Gitarre kommt zeitweise ein wenig moll-lastiger rüber und verbreitet zusammen mit dem Orgelspiel ein wenig Classic Rock-Mystik. Sphärisch entspannt beginnt dagegen „First Time“ mit ruhigem Gesang und tollen Backing-Keyboards. Hochmelodisch reiht sich Frauengesang auch im Duett mit ein (wer diesen Part übernommen hat, weiß ich allerdings nicht), bevor sich der Beat zum Ende hin erhöht.
Bei „Queen Charade“ regieren rockige Gitarren und Mundharmonika. David Paich zeigt hier seine Southern Rock und Blues-Seite, herausragend interpretiert. Ein wunderbares Slide-Gitarren/Piano-Duell am Schluß sorgt für das I-Tüpfelchen. Wieder sphärischer mit dem Peter Gabriel-artigem Gesang von Michael McDonald (?) bringt „All The Tears That Shine“ eher melancholische Töne. Ein eher ruhiger Song allerdings mit reichlich verspielten Klängen.
Zum Abschluß haut David Paich mit „Lucy“ noch einen wahren Session-Track raus, der ohne richtigen Gesang auskommt und mit jazzigem Moll-Piano und Trompete verruchten Bar-Atmosphären-Jam verheißt. Cooles Stück zum Schluß.
„Forgotten Toys“ beherbergt viel Toto-Flair, aber auch anderere Klänge aus dem nahezu unendlichen Klangkosmos des David Paich. Alles bleibt gehaltvoll im Classic Rock ohne auszuufern und das Album schenkt uns wertvolle Songperlen, die ansonsten in der Paich-eigenen Schublade verstaubt wären. Danke dafür und allergrößter Respekt für diesen begnadeten Musiker, Komponisten und Arrangeur.
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