VÖ: 28.06.2024
Label: Listenable Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Drei Jahre nach „The Cult“ bringen Crystal Viper erneut ein Album heraus, das lyrisch von den Werken von H.P. Lovecraft inspiriert ist. Eine Fortsetzung des Vorgängers könnte man also meinen. Dies ist allerdings nur bedingt so. Zum einen wurde mal wieder kräftig am Line Up gewechselt und zum anderen ist musikalisch ein kleiner Rückschritt in Sachen Songs und Sound auszumachen. Konstant geblieben ist natürlich die Besetzung am Mikro. Hier hat Marta Gabriel immer noch klar das Sagen und auch Lukasz Halczuch (Künstlername: Andy Wave), der nun zusammen mit Eric Juris sämtliche Lead-u. Rhythmusgitarren spielt, ist seit der Frühzeit der Band dabei.
„The Silver Key“ nennt sich das mittlerweile neunte Studioalbum von Crystal Viper und das Artwork besitzt wieder diesen typisch lovecraftschen Charakter. Musikalisch beginnt’s mit einem knapp zweiminütigen Intro („Return To Providence“) und mit einer Keyboard/Synthie-Melodie, die sogar der deutschen Elektro-Proglegende Eloy zur Ehre gereichen würde. Dann geht’s aber in typischer Crystal Viper Manier in die Vollen und „Fever Of The Gods“ zeigt, daß die Polen partiell um einiges schneller zu Werke gehen als früher. Doch man hat hier bereits auch den Eindruck, es wurde produktionstechnisch etwas die Wucht und Power zurückgenommen und mehr 80er Soundcharakter bevorzugt. Das nimmt meiner Ansicht nach der nach wie vor überzeugenden Gitarrenarbeit etwas die Kraft und auch der ansonsten immer voluminös vorzügliche Powergesang von Marta wirkt zurückhaltender.
Die Wucht des klaren Heavy Metals, den man beispielsweise auf „Queen Of The Witches“ erleben durfte, ist melodiöser Epik und refrain-freundlichem Power Metal gewichen. Es gibt zwar immer noch geradlinig nach vorne peitschende Stücke wie „Book Of The Dead“ oder „Cosmic Forces Overtake“, doch immer mehr tendieren Crystal Viper im Verlauf des Albums zu konzeptionellen Epik-Songs wie „Wayfaring Dreamer“, „The Silver Key“ oder dem abschließenenden „Gods Of Thunder Of Wind And Of Rain“. Alles immer noch kompetent gespielt und gut gesungen, aber das Gitarrenvolumen und die Powerröhre von Marta nimmt sich immer häufiger vornehm zurück. Was auch viele melodische Tempiwechsel noch untermauern.
Natürlich darf der geneigte Crystal Viper Fan den Weg von Marta und Mannschaft mitgehen und die Songs an sich sind auch alles andere als belanglos. Aber subjektiv haben mir die „alten“ Crystal Viper mit Wucht und Schmackes besser gefallen als die etwas gemäßigtere neue Ausrichtung hin zu 80er Epik und Powermetal-Refrains. Sollte aber jeder für sich selbst entscheiden.
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