VÖ: 13.09.2019
Label: Napalm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Was gibt es Passenderes zu tun, als jetzt zum Herbstanfang ein Album der Band Cold zu hören. Düsteres und irgendwie beängstigendes Albumcover, Regenprasseln von draußen und grauer Himmel...die Stimmung scheint zu stimmen. Aber weit gefehlt. Cold sind mitnichten eine Düster-Combo oder Dark Rock Band, sondern vereinen flüssigen Alternative Rock mit melodisch warmen Classic Rock Einschüben, die Cold in der Vergangenheit schon einige Erfolge beschert haben.
Zum Ausklang der 90er Jahre begann die Karriere der Band, als man von Fred Durst entdeckt wurde und aufgrund von Rechtsstreitigkeiten den Namen von Grundig auf Cold ändern musste. Die Erfolgskurve zeigte steil nach oben mit Veröffentlichungen Anfang des neuen Jahrtausends („Year Of The Spider“, „A Different Kind Of Pain“), was sich in höheren US amerikanischen Chartpositionen äußerte. Es kam aber wie es kommen musste.
Besetzungswechsel brachten die Band zu Fall, Sänger und Mainman Scooter Ward legte die Geschichte aber nie auf Eis und 2011 erschien wie aus dem nichts das Album „Superfiction“, ebenfalls durch Chart-Weihen gehuldigt.
Dennoch dauerte es jetzt wieder 8 Jahre, um das neue Album „The Things We Can't Stop“ herauszubringen. Nicht auszudenken, wo Cold heute stehen würden, hätte man sich als Konstante bewiesen. Ein sehr atmosphärisches Intro eröffnet den neuen Dreher, welches in das durch guten Drumrhythmus eröffnete „Shine“ übergeht. Sehr melodischer Aufbau und Refrain, der gute klare Gesang von Scooter Ward und die allzeit schwebenden Gitarren von Nick Coyle bilden das Gerüst des Sounds, der sich zwar immer in gewissem Maße im Alternative Bereich bewegt, aber aufgrund seiner Schönheit und ausstrahlenden Wärme viel Classic Rock mit progressiven Auszügen atmet.
Da wird die Gitarre auch mal härter angeschlagen und trotz ruhiger Gesangslinien Dunkelheit zelebriert („Snowblind“) oder auch einfach mal drauf losgerockt und mit mystischen Klängen und erhabenem Drumspiel verfeinert („The Devil We Know“).
Ein kleiner Rückschritt ist meiner Meinung nach aber das Snow Patrol Cover „Run“, welches Cold recht früh im Album platziert haben. Als Bonustrack fände ich's ja noch ok und die gitarrenlastigere Version der Band hat auch seine Momente, dennoch ist der Song an sich zu bekannt um direkt in den Kontext von „The Things We Can't Stop“ zu passen. Etwas unglücklich integriert würde ich meinen. Nun gut.
In Folge präsentieren Cold dann weitere eigenständige Nummern, die sich zwar immer mal wieder ähneln, aber durch die Bank überzeugen. Da gibt’s mal Piano und sehr intensive Refrains („Better Human“), balladeske Auswüchse, die sich ebenfalls mit Piano und Streichern in die Herzen spielen („Beautiful Life“, „We All Love“), sowie straightere und härtere Momente wie bei „Systems Fall“.
Trotzdem ist „The Things We Can't Stop“ eher ein melodisch harmonisches Album, mal verträumt, mal elegisch, langweilig wird’s aber dennoch nie. Über allem ragt der einfühlsame warme Gesang von Scooter Ward, aber auch die Instrumentalfraktion, bei der mit Lindsay Manfredi eine Dame den Bass bedient, leistet überzeugende Arbeit. Ein schönes Album für die tristen Tage und viel Licht in den immer länger werdenden Schatten. In dieser Form sind Cold sicherlich erneut ein Anwärter auf einen erfolgreichen Charteinstieg.
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