VÖ: 01.02.2019
Label: SAOL
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Moderne Sounds im Metal sind nicht unbedingt meine Sache. Auf Festivals wie Rock am Ring brauche ich heutzutage zum Beispiel nicht mehr gehen. Ab und an erreichen mich allerdings Alben, die mich aus irgendwelchen Gründen dann doch begeistern. Dazu gehören beispielsweise die Amis Starset oder aktuell die Endzeit-Krieger aus Norwegen, Chontaraz.
Das aufgesetzte Image der Band, die unter Pseudonymen spielen, die futuristisch im Jahre 2068 angesiedelt sind, und sich auch kleiden wie die neuen Varianten von Mad Max, mag jetzt jeder bewerten, wie er will. Die Musik garantiert Spannung, harte Abwechslung und tolle Songs.
Viele Songs auf „Speed The Bullet“, so der Name des neuen, zweiten Albums, basieren auf harten Thrash-Abfahrten, die durchaus auch old-schoolige Elemente enthalten. Sehr stark ist hierbei der aggressive Shoutgesang von Sänger Chontaraz (er ist anscheinend Herrscher und Retter der neuen Welt). Kein Vergleich zum abgestumpften Einheitsgebrüll der meisten Modern (Thrash)Metal Sänger, sondern trotz aller Aggression mit viel Seele rüberkommend.
Klar, Synthies und Samples gehören von Anfang an zum Sound von Chontaraz dazu, fügen manche Industrial Note hinzu, aber nie so, daß man davon genervt wäre oder es mit diesen Spielereien übertreibt. Ähnlich Starset gehören diese zum musikalischen Konzept und sind eher erfrischend.
Das Album startet speed-thrashig mit „Blind“ und dem Titelsong „Speed The Bullet“. Die Gitarristen Akhon und Kraakh zeigen früh, daß hier mehr geboten wird, als lediglich tiefergestimmte Saiten und Allerweltsriffs. Mal groovig, mal thrashig erzeugen die Jungs eine homogene und dennoch jederzeit harte Grundlage für die prägnanten, meist kurz gehaltenen Refrains. Auch „Animalistic“ schlägt ähnlich zu.
Erst bei „Blue Skies Turn Black“ und „Echoes“ fügt die Band immer wieder Breaks hinzu, die den Sänger zu Clean-Gesang verleiten und somit ein weiteres Soundmerkmal, nämlich Gothic oder wenn man so will New Wave hinzufügen. Dadurch nimmt man dem Album etwas von der Anfangshärte, was in der melancholischen Piano-Ballade „One“ gipfelt und auch danach mit „Fences“ und „Cry“ etwas handzahmer wird. Dennoch gibt’s mit „Inflict and Self Destruct“ sowie dem abschließenden „Kraakh“ noch genug harten Stoff für die Thrashfanatiker und blasen nochmal harte Luft ins Album, welche der Band mal kurzzeitig etwas ausging.
Chontaraz sind also eine sehr interessante Band, die bewährte Thrash-Sounds mit modernen Formeln auffrischt und das in einer Art und Weise, die zu begeistern weiß. Über Konzept und optische Ausrichtung der Band kann man streiten, aber auch dabei fällt man meiner Meinung nach positiv aus dem Rahmen. Zumindest, wenn man das Ganze nicht zu bierernst sieht. Dazu zählt auch die zwiespältige Panda-Maske des Sängers.
Innovationen werden gefordert, hier sind welche meine Damen und Herren. Probiert die Band einfach mal aus....sehr gefällig.
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