VÖ: 05.06.2018
Label: Sliptrick Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
All Girl Rock- und Metal Bands werden so nach und nach zur Normalität. Bands wie Nervosa, Thundermother, Dorja, oderFlight Of Fire müssen sich hinter ihren männlichen Kollegen längst nicht mehr verstecken. Und sie tummeln sich in unterschiedlichsten Teilbereichen des Metal. Noch ein weiteres Beispiel gefällig? Bitte schön, Charlotte In Cage aus der süditalienischen Hafenstadt Salerno nennen ihre Musik Riot Metal. Und hier treffen wohl beide Bedeutungen des Wortes zu, Lärm und Aufstand. Ihre Musik ist laut, und sie sehen sich als Feministinnen, unter dem Motto “Fight everyday for equal rights”. Im Juni veröffentlichten sie ihr Debut “Times Of Anger”. Kurz darauf verließ Sängerin Antonella Della Monica die Band und wurde durch Luciana Gianniello ersetzt, die zusätzlich auch noch Keyboards und Rhythmus Gitarre spielt. Somit stellt das Album bereits jetzt ein Zeitzeugnis der Entwicklung der Band dar.
Schaut man sich das Band-Photo an, könnte man meinen, man hätte es mit einer weiteren Symphonic Metal Band aus Italien zu tun. Doch weit gefehlt. Sängerin Antonella hat eine soulig angehauchte Rockstimme und haut hin und wieder bitterböse Growls raus. Ihre Mitstreiterinnen an den Instrumenten sorgen für einen rotzigen Sound. Das hört man schon beim Opener “Liar”. Auch wenn die Songs im Midtempo-Bereich angesiedelt sind, knallen die tiefergestimmten Gitarren aus den Boxen, Schlagzeugerin Annalisa zeigt viel Rhythmus-Gefühl, Tieftönerin Susanna sorgt für großen Schalldruck und Gitarrera Marianna brilliert immer wieder mit ihren Soli, zu hören unter anderem in “I Hate Myself”. Es geht aber auch sanfter, wie Charlotte In Cage bei “13 Years Old” unter Beweis stellen. Die Texte sind zum Teil durchaus deftig. Man könnte meinen, die Mädels wären die Metal-Version der SoapGirls. Auch diese nehmen kein Blatt vor den Mund und proben den Aufstand gegen das Establishment. Musikalisch orientiert sich Band jedoch eher an Bands wie Kittie, Pussie Riot oder Moonspell.
Charlotte In Cage wollen der Welt ihre Botschaft vermitteln, mit “Times Of Anger” gelingt ihnen das eindrucksvoll. Laut und vernehmbar schreien sie ihren Ärger heraus. Dazu passt auch das provozierende und zugleich nachdenklich stimmende Album-Cover. Und diese Botschaft ist verpackt in einen abwechslungsreichen knallharten Rock-Sound. Die Musikerinnen zeigen deutlich, dass sie ihre Instrumente beherrschen. Damit können sie sich im männerdominierten Musik-Business mehr als nur behaupten. Bleibt zu hoffen, dass Bands wie Charlotte In Cage auch für Veränderungen in der Gesellschaft sorgen können. Auch wenn es nicht immer harmonisch verläuft, wie der kürzliche Split mit der Sängerin zeigt.
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