VÖ: 09.11.2022
Label: Eigenrelease
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Über zwei Jahre nach dem vorletzten Album „The Ultimate Mulitverse“ (das letzte Album hab ich leider nicht) bringen die Sci-Fi-Progressiv (Death)Metaller Chaos Over Cosmos mit „A Dream If Ever There Was One“ ihr nun viertes Werk heraus. Das Besondere an diesem Projekt ist, daß sich die beiden Musiker Rafal Bowman und KC Lyon (ich denke mal, das dahinter immer noch der Sänger Joshua Ratcliff steckt) noch nie persönlich getroffen haben sondern ihre Ideen ausschließlich über das World Wide Web und andere mediale Wege musikalisch umsetzen. Umso erstaunlicher, welch reife Produkte da bei Chaos Over Cosmos herauskommen.
So auch diesmal. Das polnisch-amerikanische Projekt ist nochmal einen Tacken vertrackter, sperriger geworden. Aus der epischeren Anfangszeit ist wenig übrig geblieben. Eher spricht man mit dem progressiven Metal mit Math-Core und Death-Anleihen eine anspruchsvollere, aber auch modernere Zielgruppe an. Klar, hier kommt vieles wie beispielsweise die Drums aus der Konserve. Aber mit der heutigen Technik ist das für diese Art von Musik kaum noch ein KO-Kriterium. Das neue Album beginnt mit „Continuum“ und atmosphärischen Klängen, die aber alsbald von frickeligen Gitarrensalven von Rafal Bowman abgelöst werden. Die Folge sind drei Songs, die allesamt die 7-Minuten-Marke überschreiten und an Sperrigkeit keine Wünsche offen lassen.
„Fire-Eater“ lässt dann erstmals Gesang mit einfließen. Abwechselnd wird hier von KC Lyon meist mit harschen, death-metallischen Growls intoniert, aber auch melodischer Gesang integriert. Anders als früherr, kommen diese Gesangsarten aber nicht im Duett, sondern abwechselnd zum Tragen. Immer wenn man meint, die verrückten, frickeligen Gitarrensoli und Rhythmen überfordern einen, lassen Chaos Over Cosmos plötzlich eine grandiose Melodie aus den Saiten erklingen. Nur um im nächsten Moment erneut in die teils chaotischen, mitunter spacig rüberkommenden Passagen überzugehen.
Dies gipfelt in dem über 10-minütigen Mammut-Kracher „Ebb And Flow(ers)“, der nochmal eine Schippe an grandiosen Melodien und abgefahrenen Gitarrenthemen, die in halsbrecherischer Geschwindigkeit über einen herinstürzen, drauflegt. Das ist in diesem musikalischen Bereich absolut großes Kino. Wer also Meshuggah und Konsorten liebt, kommt an solch einem Track absolut nicht vorbei. Als Gastsänger hat man bei „Navigating By Moonlight“ einen gewissen Keaton Lyon genannt. Dieser fällt, zumindest mir, aber nicht wirklich auf.
Zum Abschluß gibt es, ähnlich wie beim Vorgängeralbum, noch ein kurzes, atmosphärisches Outro („Melatonin“), welches das Album beruhigend beendet.
Mit „A Dream If Ever There Was One“ machen Chaos Over Cosmos (dieser Name ist irgendwie auch Programm) nochmals in puncto Songwriting und Umsetzung einen Sprung nach vorne. Sicherlich ist für diese Art des harschen Progmetals mit Core-u. Death-Spuren die Hörerschaft eingegrenzt. Die Fans solcher Klänge kommen bei diesem Duo aber absolut auf ihre Kosten.
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