VÖ: 01.03.2024
Label: BMG
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Er scheint im Augenblick anscheinend Zeit zu haben, der Pilot, Fechter, ehemalige Radiomoderator und nebenbei auch noch Sänger von Iron Maiden, Bruce Dickinson. Um der Langeweile zu begegnen, fand er es nach fast 20 Jahren mal wieder an der Zeit, ein neues Soloalbum aufzunehmen. „The Mandrake Project“ heißt es und ist also der Nachfolger von „Tyranny Of Souls“ aus dem Jahr 2005.
Eng zusammengearbeitet hat Bruce hierbei wieder einmal mit Roy Z, dem Songwriter und Produzenten, der auf dem Album auch Bass und Gitarre übernommen hat. Den Drumhocker hat Dave Moreno besetzt und Keyboards hat Mistheria beigesteuert. Die vertonte, erwachsene Geschichte über Macht, Missbrauch und den Kampf um Identität vor dem Hintergrund wissenschaftlicher und okkulter Genialität wurde auch als Comic herausgebracht und die Songs sind mitunter recht düster ausgefallen.
Angenehmerweise erinnern die Stücke nicht an Iron Maiden, außer in wenigen Momenten. Auch wenn viele bei Dickinson auf maidenartige Tracks hoffen, klingen seine Soloalben schon immer anders und eigenständig. Düster langsam beginnt das Album dann auch mit „Afterglow Of Ragnarok“. Galoppierende Rhythmen und der angerauhte Gesang, der in höheren Lagen ein wenig verstörend wirkt, beleben den dunkel progressiven Opener. Drums und Riff, melodisch mit Orgelklängen nimmt „Many Doors Of Hell“ danach den gesponnen Faden weiter auf. Toller Refrain und ein klasse Roy Z-Solo lassen die dickinsonschen Muskeln spielen.
Meist werden mystische Noten mit eingewebt wie bei „Rain On The Graves“, bei dem Bruce Dickinson mehr den singenden Erzähler gibt und bei dem es zudem äußerst groovig zugeht. Ein flottes Country Riff durchzieht „Resurrection Men“, einem straighten Track, der mit ruhigem Zwischenpart die Fahrt kurzzeitig rausnimmt. Piano und symphonisch bombastische Momente steuern „Fingers In The Wounds“. Ein bisschen orientalisch mit intensivem Refrain kommt „Eternity Has Failed“, ein flotter Stampfer mit wuchtigen Drums und schnellem Gitarrensolo daher. Bis auf die Keyboarduntermalung kommt hier zum ersten Mal ein klein wenig Maiden-Stimmung auf.
Dem etwas moderner ausgerichteten „Mistress Of Mercy“ folgt das ruhigste Stück „Face In The Mirror“ mit Piano/Gesang Auftakt, Akustik-Gitarre und entsprechendem Solo. Auch „Shadow Of The Gods“ startet zunächst balladesk, wird aber immer intensiver und nimmt gar epische Züge an. Grandiose Melodien setzen erneut leichte Maiden-Noten, symphonische Backings weitere progressive Momente. Den Abschluß macht mit fast zehn Minuten der Longtrack „Sonata (Immortal Beloved)“, der mit Drums und Mystik beginnt, äußerst klaren Gesang fast schon in Progrock-Art zelebriert und mit gezupften Gitarren und Sprechgesang die Geschichte zu Ende bringt.
Man merkt „The Mandrake Project“ zu jederzeit an, mit wieviel Herzblut Bruce Dickinson an sein neues Soloalbum herangegangen ist. Fernab den Klängen seiner Hauptband hat er ein düster progressives Heavy Rock-/metal Album erschaffen, das nicht einem Schnellschuß sondern Kreativität und hohem Songwritingverständnis entstammt. Wie eigentlich alle seine Soloalben ist auch das neue Werk eine echte Empfehlung wert und liefert zudem eine hervorragende Gesangsleistung eines der besten Rocksänger aller Zeiten. Hut ab, feines Album !!
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Dagmar Röck (Donnerstag, 28 März 2024 12:25)
Feines Review und kein Dreck-Projekt von dem Mann.