VÖ: 19.07.2019
Label: Massacre Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8,5 / 10
Erneut lerne ich eine neue Symphonic Rock Band kennen. Und Brocelain kommen aus Deutschland, genauer gesagt aus München. Gegründet wurde die Band bereits 2009. Benannt hat sich das Quartett nach dem sagenumwobenen Wald “Brocéliande” in der Bretagne. Bis zum Erscheinen des Debüt-Albums “Lifelines” vergingen aber noch fünf Jahre. Auch für den Nachfolger “Guardians Of Brocéliande” ließen sich die Musiker fünf Jahre Zeit. Das Album erschien im Juli 2019.
Im Vergleich zum Debüt gibt es als Neuerung Duette mit zwei Gastsängern, Oliver Tim und Alicja Mroczka (beide The Crossways). Deren tiefere Stimmen sollen für den Kontrast zum Sopranstimme von Susan Notohamiprodjo sorgen. Produziert wurde das Album von Alexander Krull (Leaves’ Eyes, Atrocity) im Mastersound Studio. Das verspricht natürlich hervorragende Klangqualität. Also ist eine Hörprobe durchaus Pflicht.
Epische Chorusse, schöne Melodien und eine phantastische Sopran-Stimme, also alles was man in diesem Genre erwartet, wird hier geboten. Und Sängerin Susan Notohamiprodjo fühlt sich in den mittelhohen Stimmlagen pudelwohl. Gelegentliche Ausflüge zu den höchsten Tönen meistert sie spielend. Die Streicher (Angelina Koschel) sind im Hintergrund zu hören. Erfreulicherweise drängen sich diese nicht zu sehr in den Vordergrund. Da ist die Rhythmus-Abteilung eindeutig das prägende Element.
Sowohl beim Opener “Wrath Of Nature” und “A Life For You” kann man dies deutlich hören. Immer wieder werden härtere Riffs eingebaut. Aber Brocelian machen hier nicht den Fehler anderer Bands, diese zu überstrapazieren, um 110% heavy zu klingen. Ich denke, hier kann man deutlich den Einfluss des Produzenten spüren, der über einen großen Erfahrungsschatz verfügt. Locker und beschwingt geht es mit “Speed Of Light” weiter Airplay-tauglich, ohne sich über alle Maßen dem Mainstream anzubiedern. Dafür sorgen vor allem das geniale Gitarrensolo und die gesanglichen Industrial Einsprengsel.
Der Titelsong “Guardians Of Brocéliande” ist äußerst episch mit eine Prise Folk gewürzt. Es folgt die wunderschöne Ballade “My Last Melody”. Susan wird hier dezent von Streichern und akustisch klingenden Gitarren begleitet. Ab der Mitte des Songs werden die Gitarren dann elektronisch verstärkt. Schneller wird es dann bei “Now It´s Time”. Es klingt tatsächlich, als würde den Musikern etwas die Zeit weglaufen. Das Schlagzeug treibt voran, vor allem die Streicher und die Sängerin. Aber trotzdem gehen die Bajuwaren auch hier äußerst melodisch zu Werke. Mit einer Spielzeit von nur 4:05 Minuten (!) ist “Escape From Alcatraz” der längste Song des Albums. Hier sorgt der bereits erwähnte Oliver Tim für einen etwas raueren Gesangs-Part, passend zum Thema. Und in “Fire Of My Heart” kann man das Duett mit Alicja Mroczka hören. Beide Stimmen harmonieren hervorragend miteinander. Etwas ganz Besonderes haben sich Brocelian für den Schluss aufgehoben. Im rein akustischen Rausschmeißer “Summer Days” wird mit gefühlvoller Melodie der Sommer besungen.
Auch diese Neu-Entdeckung hat sich für mich durchaus gelohnt. Brocelian spielen zwar eigentlich keinen Metal, wie es die Facebook-Seite der Band und Presseinfo glauben machen wollen. Dafür kann man mehr als dreißig Minuten wunderschönen symphonischen Rock hören. Der akustische Abschluss ist dann noch das i-Tüpfelchen. Produzent Alexander Krull hat hier ganze Arbeit geleistet. Eine glasklare und druckvolle Produktion setzt die zehn eingängigen Rocksongs wunderbar in Szene. Davon möchte man gern mehr hören.
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