VÖ: 15.01.2016
Label: AFM Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Bei Brainstorm ist es wie bei einigen Bands des gleichen Genres auch...man veröffentlicht in relativ kurzen Abständen gutklassige Alben, besitzt erfahrene und qualitativ hochwertige Musiker in seinen Reihen und dennoch blieb bisher der endgültige Durchbruch verwehrt. Dies ist insofern schade, da mit „Scary Creatures“ nun bereits das elfte Album ansteht und auch dieses Mal ansprechendes Material aufgenommen wurde. Brainstorm wurden bereits 1989 von den Gitarristen Torsten Ihlenfeld und Milan Loncaric, sowie Drummer Dieter Bernert gegründet. Der exzellente, mit hohem Wiedererkennungswert gesegnete Sänger und somit auch das Aushängeschild der Band, Andy B. Franck, stieß erst 10 Jahre später nach den bereits veröffentlichten ersten Alben „Hungry“ und „Unholy“ dazu.
Doch irgendwie hat man trotz all der Klasse den Eindruck, daß Brainstorm seit dem 2005er Album „Liquid Monster“ und respektive dem Song „All Those Words“ nachfolgend keinen wirklichen Hit mehr im Repertoire hatte. Die Hits der Band, welche zum unabdingbar festen Bestandteil der Live-Auftritte nach wie vor zählen, befanden sich alle auf Alben vorher wie „Metus Mortis“ oder „Soul Tempation“. So kann man sagen, daß die letzen Outputs der Band („Memorial Roots“, „On The Spur Of The Moment“ und „Firesoul“, aber auch schon „Downburst“) nicht mehr die durchschlagenden Hits beinhaltete, um diese Alben nachträglich in Erinnerung zu behalten.
Dies setzt sich leider auch auf „Scary Creatures“ fort. Das Artwork ist wie meistens farbenfroh gelungen, das Mixing und Mastering von Achim Köhler auf höchstem Niveau und somit soundtechnisch über allem erhaben, aber es fehlt der letzte Kick durchbrechender Songhymnen.
Klar, gute Refrains gibt’s bei Brainstorm immer wieder zu hören. So geht der Opener „The World To See“ auch sehr gut ins Ohr, die blubbernden Geräusche und Streichinstrumente zu Beginn sind etwas der unheimlichen Atmosphäre der Albumaufmachung geschuldet, dennoch fehlt es dem Song an der letzten Hitqualität.
Am ehesten hitverdächtig ist noch „We are...“, da nach gutem, drumunterstützten Eingangs-Riff hoher und rauher Gesang einsetzt und man im Refrain mit zwingenden Chören arbeitet. Das etwas kindliche Zwischenspiel fällt hierbei nicht sonderlich negativ ins Gewicht. Sicherlich wird dies einer der Songs sein, den man im Rahmen der Album-Tour dem Publikum präsentiert. Live-Qualitäten hat er...ob's zum Hit reicht, wird man sehen.
Auch der Abschlußsong „Sky Among The Clouds“ könnte sich als hitverdächtig erweisen, da neben melodischem Gitarrenspiel zu Beginn und AOR lastigen Harmonien, etwas düsterer Sprechgesang vorherrscht, ummantelt von einem wunderbar eingängigen Refrain.
Dazwischen gibt es gewohnt Brainstorm-artige Hausmannskost, mal flott in typischer Manier wie bei „Where Angels Dream“ oder „Twisted Ways“, welcher aufgrund des Powermetal-Tralala-Refrains etwas an Gamma Ray erinnert. Manche düstereren Parts sind zwangsläufig auszumachen, wenn man ein Album namens „Scary Creatures“ in den Händen hält. So beispielsweise bei dem Powerdrumming-Song „Scars In Your Eyes“ oder „Take Me To The Never“...alle mit duklem, teils mehrstimmigem oder chorartigem Refrain bestückt.
Hervorzuheben ist noch der Titelsong, indem die Band versucht, etwas Spannung aufzubauen durch düsteres Midtempo und Hintergrund-Growls, welche die Angst des Hörers schüren soll. Ein cineastischer Zwischenpart und ein ausuferndes Gitarrensolo tun hier ihr Übriges.
Brainstorm ist erneut ein recht gutes Album gelungen, welches in der Schnittmenge der letzten Alben keine Vergleiche zu scheuen braucht, aber halt auch nicht die
Klasse der Frühwerke und somit deren Hitdichte besitzt. Eine Band mit solch einem genialen Sänger wie Andy B. Franck kann trotzdem eigentlich immer nur gewinnen und Kritik bedeutet Jammern auf
hohem Niveau. Aber dennoch kennt man es eben von Brainstorm noch besser. Zulegen darf man sich „Scary Creatures“ aber trotzdem.
Kommentar schreiben