VÖ: 12.02.2021
Label: Rockshots Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7 / 10
Die Italiener Blue Hour Ghosts sind eine jener neuen Bands, die verschiedene Stile miteinander vermischen und somit schwer in eine Schublade zu stecken. Das Label spricht von Musik für Fans von Katatonia, Amorphis und Porcupine Tree, was ich persönlich nicht unbedingt teile. Denn zwar sind in der Musik der Jungs aus Modena durchaus progressive Klänge vorhanden, dennoch geht das Ganze mehr in Richtung Classic Rock meets modernem Alternative Metal.
Ein Album gab's bisher (2016), „Due“ ist somit das Follow Up zum Debut. Neun Songs, die zwar recht anspruchsvoll, aber leichtfüßig auftreten. Sänger Ricky macht mit seiner rauhen, aber melodischen Rockstimme einen angenehmen Eindruck und auch manch schöne Gitarrenmelodie, die durchaus dem Progrock entlehnt ist, weiß zu erfreuen. Da man zwei Gitarristen in der Mannschaft hat (Diego Angeli und Francesco Poggi), variiert man den Stil aber in den Songs von melodisch progressiv zu mehr modernen tiefer gestimmten Saiten. Auch der ein oder andere Programming Part des Keyboarder Simone Pedrazzi betont den modernen Anstrich, den die Songs von Blue Hour Ghosts dadurch erleben.
So kommt's, daß der Opener „Walking Backwards“ wie ein typischer Melodic Rocker beginnt, einen im Ohr stecken bleibenden Refrain beinhaltet, dennoch den ein oder anderen Schlenker hin zur Moderne liefert. Zurecht wurde dieser Song als Single ausgekoppelt, hat er doch mitunter Hitpotential, der in Underground Radios viel Airplay erlangen könnte. Auch „On Black Clouds“ schlägt in diese Kerbe, so daß die beiden eingängigsten Nummern gleich am Anfang stehen.
Das schöne „Dead In August“, welches dem Songtitel entgegen mit feinfühligem Gesang und tollen Melodien rüberkommt, erinnert gelegentlich an die balladesken Songs früher Dream Theater. Auch der Gesang von Ricky ist ab und an dem eines James LaBrie gar nicht mal so unähnlich. Ein feiner Track, der mich persönlich auf „Due“ am meisten abgeholt hat. Mit „Damn Wrong“ schiebt man danach gleich noch ein weiteres, recht ruhiges Stück nach. Der Rest ist gutklassiger Melodic Rock moderner Ausrichtung mit einigen Prog Versatzstücken. Erwähnenswert vielleicht noch das stimmige „Disheartened“ , das erneut zeigt, wie man eingängige Songs mit Anspruch unterlegen kann, ohne zu überlasten.
Für Katatonia Fans sind Blue Hour Ghosts nicht düster und melancholisch genug. Für Porcupine Tree Fans definitiv zu wenig progressiv. Eher könnt ich mich mit dem Vergleich zu eingängigen Evergrey anfreunden, obwohl die schon noch ein paar Stufen höher musizieren. „Due“ ist eine Entdeckung wert, für Freunde qualitativ anspruchsvoller Rockmusik insofern interessant, wenn man mit modernen Passagen kein Problem hat. Zwei Hits hat das Album im Gepäck, und die stehen gleich am Anfang.
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