VÖ: 18.10.2024
Label: Gentle Art Of Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
An Kalle Wallner geht kein Weg dran vorbei, wenn es um deutschen und auch internationalen Prog Rock geht. Zum einen bringt er mit dem Label Gentle Art Of Music nur feinste Prog-Alben heraus, zum anderen setzt er selbst als Gitarrist und Songwriter mit seiner Hauptband RPWL und auch solo die Meßlatte für anspruchsvolle Musik sehr sehr hoch. Nach seinem Instrumentalalbum unter eigenem Namen zuletzt, ist es nun mal wieder an der Zeit mit seinem mehr im klassischen Rock verwurzelten Projekt, Blind Ego, ein neues Album herauszubringen. Dieses mittlerweile fünfte Werk nennt sich „The Hunting Party“ und erneuert mit sieben Songs mal wieder den Ausnahmestatus, den Kalle mit sich trägt, auch wenn es sich mal etwas vom Progrock wegbewegt.
Natürlich kann ein Kalle Wallner niemals diese progressiven Momente gänzlich vernachlässigen und so findet sich auf „The Hunting Projekt“ auch immer wieder mal ein Part, der in dieses Genre passt. Mit Neu-Sänger Kevin Kearns, der eigentlich eher als Metalcore-Vokalist ganz andere musikalischen Welten beackert, setzt Wallner mit Blind Ego aber einmal mehr auf klassichen Hard Rock und Metal. Anders als zuvor standen diesmal zunächst die Lyrics fest, bevor die Musik dazu komponiert wurde. Geschadet hat das nicht, denn die sieben neuen Songs machen gleich beim ersten Hören einen hervorragenden Eindruck.
Angefangen beim eröffnenden Titelsong „The Hunting Party“ und mystisch ruhigem Gitarrenthema, das in ein schöne Gitarrenmelodie mündet. Sofort fällt auf, das der Gesang von Kevin Kearns überhaupt keine Metalcore-Spuren aufweist und im Gegenteil sogar gewisse Ähnlichkeiten zu einem Arno Menses aufweist. Klasse rauhe, aber auch klare Stimme die hervorragend auch ins Prog-Genre passen würde. Blind Ego setzen beim Opener auch mal auf funkige Rhythmen und poppig rockige Passagen, die vom mehrstimmigen Refrain aufgefangen werden.
Auch „The Stranger“ und „In A Blink Of An Eye“ sind ähnlich geartet und pendeln zwischen progaffiner Heimeligkeit und rockiger sowie mit Tempowechseln auftretender Parts hin und her. Wallner’s Sidekick Yogi Lang bedient mal wieder die Keyboards, diese sind bei Blind Ego aber eher untergeordneter Natur. Es herrscht das ausgeprägte Gitarrenspiel von Kalle, der auch diesmal wieder nicht seine Pink Floyd Neigung verleugnen kann. Etwas härter aber nicht minder spannend kommt „Spider“ angekrabbelt. Der tolle Refrain mit harschem Scream am Ende vollzieht eine Wende hin zu mehr Aggressivität. Ein frickeliges Gitarrensolo, ein ruhiger Part und wuchtige Drums (Michael Christoph) runden atmosphärisch ab.
Beim eher spartanisch instrumentierten „Boiling Point“, bei dem man den Gesang mit Hall unterlegt hat, bewegen sich Blind Ego mehr im düsteren, an Alternative Rock erinnernden Bereich. Mit verspielten und reichlich wummernden Klängen zu Beginn wird „Breathless“ mit diversen Stakkato-Rhythmen zur sperrigsten Nummer des Albums, ohne allerdings zerfahren zu wirken. Den Schlußpunkt der Jäger-Party setzt das ruhige Stück „When The Party’s Over“ mit entspanntem Gesang, harmonischem Refrain und wunderschönem Gitarrensolo.
Mit „The Hunting Party“ ist Blind Ego ein kurzweiliges Album gelungen das mit wunderbarer Rockmusik und viel Atmosphäre, plus einem gesunden Schuss Prog, genauso wie die Vorgängeralben zu überzeugen weiß. Kevin Kearns ist ein Name, den man sich merken sollte. Vielleicht taucht er ja in ähnlichen Projekten wieder mal auf. Die Stimme jedenfalls passt super zur Musik von Blind Ego und hat definitiv einen Anteil daran, das Kalle Wallner auch mit seiner Side-Band neben RPWL voll überzeugen kann.
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