VÖ: 21.10.2016
Label: Gentle Art Of Music
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Bis dato war mir das Soloprojekt von RPWL-Gitarrist Kalle Wallner, Blind Ego, völlig unbekannt. Dabei hat er bereits zwei Alben herausgebracht. Dem Infozettel zu Folge trieb der Erstling „Mirror“ mehr in seichteren, melancholischen Gewässern, während der Nachfolger „Numb“ die harte Keule auspackte.
Das nun nach sieben Jahren Ausarbeitungszeit veröffentlichte „Liquid“ stellt quasi eine Mischung aus beiden vorangegangenen Werken da. Kalle hat sich hierfür eine illustre Runde aus Musikern besorgt, die ihn bei der Umsetzung des Projekts unterstützten. Gleich mehrere Sänger veredeln abweschselnd die neun neuen Stücke, als da wären beispielsweise Arno Menses (Subsignal), Erik Ez Blomkvist (Seven Thorns) oder Aaron Brooks (Simeon Soul Chargers). Auch im Instumentalbereich stärken Leute wie Michael Schwager (ex-Dreamscape, drums) oder Sebastian Harnack (Sylvan, bass) dem guten Kalle den musikalischen Rücken.
Herausgekommen ist ein teils progressive, teils hardrockiges Album, welches immer mal wieder den Härtegrad anzieht, aber dennoch immer hochmelodisch und gefühlsbetont rüberkommt. So verhält sich der Opener „A Place in the Sun“ erst abwartend und etwas verstörend, wird dann mit der Zeit regelrecht metallisch und heavy und gefällt mit gutem Gesang (Erik Ez Blomkvist). Diverse Sound Effekte verstärken den Reiz des Songs ohne zu sehr in die Moderne abzudriften.
„Blackened“ ertönt danach um einiges atmosphärischer, was sicherlich am Refrain, der auftrumpfenden Akkustikgitarre Wallners und dem Gesang von Arno Menses liegt. Seine Verspieltheit beweist Kalle bei „What If“, dem ein quirliger Gitarrenpart obliegt und mit der Zeit an Härte gewinnt.
Ein erstes echtes Ausrufezeichen setzen Blind Ego mit „Never Escape The Storm“, mit über 8 Minuten gleichzeitig der längste Track des Albums. Wird der Song noch mit Akkustigitarre entspannt aufgebaut, wird’s in der Bridge härter und mehrstimmiger Gesang übernimmt. Ein elegischer Gitarrenpart und Breaks von ruhigen bis bombastischen Passagen erledigen den Rest. Tolle Nummer !
„Tears and Laughter“ beginnt mit einer Keyboard-Spielerei. Leider gibt’s keinerlei Info, wer die Keyboard-Einsätze liefert, eventuell wurde hier technisch nachgearbeitet. Egal....hartes Riffing, etwas verklärter Gesang und ein pulsierender Rhythmus lassen den Song zum härtesten des Albums werden.
Mit „Quiet Anger“ gibt der Meister noch ein stimmiges Instrumental zum Besten, bevor „Speak the Truth“ mit einem Mix aus ruhigen und brachialen Passagen das Album beschließt. Der Sound des Albums wurde wieder von PRWL-Kollege Yogi Lang zurechtgezimmert und dieser hat, fast wie selbstverständlich, einen prima Job abgeliefert. Nicht zuletzt deswegen macht es Spaß „Liquid“ durchgehend zu hören und Ausfälle gibt es auch nicht. Allerdings halt auch nur den einen richtigen Höhepunkt mit „Never Escape The Storm“. Trotzdem kann man Kalle Wallner zu einem gut arrangierten, flüssigen Album gratulieren, mit dem er seine neben RPWL Progressivität vorhandenen rockigeren Tendenzen ausleben kann und darf. Da auch die Gästliste hervorragend passt kann man „Liquid“ uneingeschränkt jedem Rockfan (auch den progressiveren) empfehlen.
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