VÖ: 12.12.2018
Label: Mighty Music
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8,5 / 10
"Der Norden von Deutschland, geprägt von rauen Wettern, manchmal unterbrochen von heißen sonnigen Phasen, ist die Heimat von Blackdraft. Vier Nordmänner und eine Frau machen sich auf, von Hamburg der Perle des Nordens aus, ihre Definition des zeitgemäßen Metalsounds in die Welt zu tragen."
So kann man es in der Presseinfo zum neuen Album lesen. Gegründet wurden Backdraft 2015 von Musikern, die zuvor in diversen lokalen Bands aktiv waren. Ein Jahr später erschien das Debüt “Recipe Of Pain”. Sie waren mit namhaften Bands wie Inglorious, Mob Rules und Masterplan auf Tour. Der bisherige Höhepunkt dürfte ein weltweiter Plattenvertrag mit dem dänischen Label Mighty Music sein. Im Dezember erschien “The Quest”, ein Konzeptalbum, das die Geschichte einer jungen Forscherin erzählt. Sie macht sich auf den Weg nach Island, um von dort eine Reise in die Tiefsee zu unternehmen.
Wenn ich das Wort “Konzeptalbum” lese, dann bin zugegebenermaßen immer etwas skeptisch. Ich habe schon diverse Konzeptalben gehört, bei denen das Songwriting massiv unter dem starren Korsett des Konzepts gelitten hat. Auch bei namhaften Bands. Um es gleich vorweg zu sagen, diesen Fehler machen Blackdraft nicht. Das Album ist zwar konsequent in elf Kapitel (Chapter), Intro und mehrere instrumentale, akustische Zwischenspiele aufgeteilt. Aber es gibt keine ausufernden Spoken Word Passagen. Schon das Intro “Formali” (für mich auch häufig ein Reizthema) passt hier genau rein. Mit viel Epik wird zum ersten Song (Kapitel) “The Calling” übergeleitet. Und schon hier zeigen die Nordlichter ihr Talent für eingängige Melodien. Aber auch die erforderliche Härte kommt nicht zu kurz. Und Frontröhre Julia Dorothee Wallenius lässt ihren stimmlichen Fähigkeiten freien Lauf, kraftvoller Klargesang und dezente Growls wechseln sich ab. Für die harscheren Growls ist Gitarrist Karsten Wallenius zuständig.
Die Orchestrierung und Chorusse sorgen auch bei den Songs für viele epische Momente. Ohne diese jedoch zu übertreiben. Blackdraft sind eben eine Band, die geradlinigen Melodic Metal spielen. Das zeigen sie in allen elf Songs, die zumeist im Midtempo-Bereich angesiedelt sind. Immer wieder lassen die Gitarristen ihr Können bei filigranen Soli aufblitzen. Wenn man überhaupt ein/zwei Songs herausheben sollte, dann wären das hymnische “Leap in the Dark” oder die grandiose Powerballade “Discover Beauty” zu nennen. Vor allem bei letzterem kann man die facettenreiche Stimme von Julia und die (fast) singenden Gitarren bewundern. Ach, zu Bass und Schlagzeug habe ich noch gar nichts gesagt. Beide Instrumente kommen in Reviews häufig zu kurz, sind aber für den Rhythmus und die musikalische Power unverzichtbar. So bilden sie auch auf “The Quest” das Fundament für den gesamten Sound.
Ich wohne zwar nicht weit von Hamburg entfernt. Trotzdem entdecke ich immer wieder neue musikalische Perlen aus der Hansestadt. So war es auch mit Blackdraft. Die Musiker haben ein hervorragendes zweites Album veröffentlicht. Ich kann Fans von schnörkellosem melodischem Metal diese CD nur wärmstens ans Herz legen. Da muss mich mir unbedingt auch das Debüt besorgen. Auf die Release-Show zum Album freue ich mich jetzt schon.
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