BLACK LILIUM - Dead Man's Diary

Tracklist:

 

  • Beast In The Backseat 
  • Paragon Of Imperfection 
  • Demon In Disguise  
  • Start All Over 
  • Never  
  • Walls Around My Soul
  • Everything I Am 
  • The Ones You Made Us
  • My Purpose  
  • Dead Man's Diary  
  • Ghosts Without A Voice 

Info:

 VÖ: 31.01.2020

Label: recordjet


Video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

 

Bewertung:  7 / 10

 

 



Mit Blumen ist es ja so eine Sache. Wobei ich jetzt aber nicht weiß, ob bei der Eutiner Band Black Lilium wirklich eine schwarze Lilie gemeint ist, oder doch was ganz anderes. Auf jeden Fall gibt es Blumen, die herrlich duften, dann wiederum welche die nach gar nichts riechen. Es gibt wundervoll blühende und solche die eher nach Gestrüpp aussehen.

 

Mit der Band Black Lilium aus Eutin in Schleswig-Holstein ist es beinahe wie ein Potpourrie verschiedener Blumen. Hübsche Arrangements liefern viel Feingeistiges für's Ohr, dennoch birgt eine moderne Ausrichtung Gefahr, nach hinten heraus zu früh zu verwelken. Aber nun genug der Poesie. „Dead Man's Diary“, das erste Album der Band, die sich schon aus Schulzeiten kennt und bereits seit 1987 in irgendeiner Form musiziert, wird als „Progressive Melodic Metal“ angepriesen. Puh, da bin ich aber nicht ganz damit einverstanden. Für mich spielen Black Lilium eher eine Mischung aus Melodic – u. Alternative Rock. Aufgrund eingesetzter Keyboards und Samples hier von Progressive Metal zu sprechen, ist schon gewagt.

 

Mir als über 50jährigem, der mit erwachsenen-orientiertem Rock aufgewachsen ist, fällt es mitunter schwer, den einzelnen Songs vollste Begeisterung abzugewinnen. Musikalisch ist das Quintett aus dem Norden voll auf der Höhe, auch die 11 Songs laufen fast alle gut rein, dennoch zielt die weitestgehend moderne Ausrichtung zu sehr auf jüngere Fangruppen ab. Das liegt allen voran am Gesang. Sänger Felix Hochkeppel hat zwar ein gute, klare Stimme, klingt aber austauschbar und wie viele dieser Emo-gesteuerten Alternative Sänger (hauptsächlich amerikanischer Prägung). Ich nenne das immer KOR (Kids orientated Rock), obwohl sich Black Lilium sichtlich bemühen, auch Elemente für ältere Generationen zu integrieren.

 

Zu Beginn des Albums gelingt dies mit „Beast In The Backseat“, einem recht bissigen Opener, und „Demon in Disguise“ recht gut. Doch je weiter das Album fortschreitet, je mehr werden fröhliche Gesangsmelodien und Refrains implementiert, die sich eher nach hart rockender Boygroup anhören, als nach metallischen Rockern. Wie erwähnt, musikalisch ist hier meist alles im Lot. Die Gitarristen Marcel Wroblewski und Maurice Scholz können gute Hooklines und Riffs, Jan Knoop setzt seine Drums punktuell wuchtig ein und der Bass (Lasse Lammert) ist zumindest zu hören.

 

Ich habe aber den Eindruck im Verlauf des Albums wird immer mehr auf jüngere Zielgruppen geschielt. Da gibt’s plötzlich fröhliche „Oh-Oh-Oh“-Chöre wie bei „Everything I Am“ und „Start All Over“ und auch die anfangs noch rockigen Keyboards werden teils in symphonische Kurzparts und Dancefloor-affine Klänge gewandelt. Dies gipfelt in dem Schlußsong „Ghost Without A Voice“, welcher gar ein kleines Ärgernis darstellt.

 

Eine richtig tolle Nummer gibt’s auf dem Album dennoch. Und zwar den Titelsong „Dead Man's Diary“. Zu Beginn berührend und einfühlsam lässt sich der Song zu einem wahren Melancholie-Epos steigern. Hier passen auch Gesang und Tastenbegleitung hervorragend. Ein Song, auf den man in der Zukunft aufbauen sollte.

 

Handwerklich toll gemacht, bin ich bei Black Lilium ob der Vermischung von Tradition und Moderne zwiegespalten. Fast möchte man den Jungs zurufen „weiter so“...dann möchte man ihnen raten, sich doch auf eine musikalische Stilisierung festzulegen. Es ist halt wie bei Blumen auch....manche Zusammenstellungen wirken wunderbar harmonisch, andere wieder extravagant. Immer im Auge des Betrachters selbst liegend. Daher sollte jeder den „Duft“ von Black Lilium selbst entdecken und selbst entscheiden, ob's harmoniert oder nicht. Schlecht gemacht ist's jedenfalls nicht.  



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