Tracklist:
VÖ: 13.01.2017
Label: Arising Empire / Nuclear Blast
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Schon der erste Song, nach einem Spaghetti-Western Intro verdeutlicht, warum die Rheinberger Truppe Betontod mittlerweile zur Speerspitze der deutschrockenden Formationen gehört. „Revolution“, gleichzeitig Titelsong des neuen, gleichnamigen Albums, geht sofort ins Ohr, spielt gekonnt zwischen Punk und Metal hin und her und besticht durch einen intesiven, sehr eingängigen Refrain. „Revolution“ (das Album) ist das mittlerweile achte Werk wenn ich richtig liege. Daher kommt der Erfolg, den die Band in den letzten Jahren durch diverse hohe Chartplatzierungen („Entschuldigung für nicht“ = Platz 10, „“Traum von Freiheit“ = Platz 11) genießen konnte, nicht von ungefähr. Betontod haben einen langen Reifeprozess hinter sich. Anfang der 90er gegründet, konnte man quasi nicht einmal die Instrumente gerade halten, geschweige denn qualitativ hoch spielen. Dies hat sich im Jahr 2017 grundlegend geändert. Die Mischung aus Deutsch-Punk und Metal klingt wie aus einem Guß und dürfte bei Anhängern beider Lager ihre Anhänger begeistern.
Klar, bei Songs wie dem Titelstück schwingen Gedanken an die Toten Hosen mit, was natürlich an den total mitsingbaren Refrains liegt. Aber Betontod sind weit metallischer als die Hosen und auch textlich meiner Meinung nach viel intensiver und nicht fun-lastig wie die Düsseldorfer.
Und wenn Betontod bei „Küss mich“ von Begegnungen auf Konzerten von Slime und Dosenbier singt, kommt das authentisch rüber und erweckt bei alten Säcken wie mir einen nostalgischen Geist. Solche wehmütigen Erinnerungen an alte Zeiten beinhaltet auch das schunkelige „Ich nehme dich mit“, wenn Sänger Oliver Meister von Problemen mit Bandsalat bei Kassetten und ähnlichem singt. Auch Nene kriegt ihr Fett kurz weg...alles gut.
Aber Betontod liefern ebenso nachdenklichere Momente und anti-kriegerisches ab, wenn bei „Welt in Flammen“ von toten Kindern und zu nichte gemachten Hoffnungen die Rede ist. In diesem Song zeigt die Band ihre stark metallische Seite und gerade die Gitarrenparts zu Anfang erinnern gar etwas an Iron Maiden.
Zwischendurch hat sich trotz der vielen Highlights aber auch der ein oder andere Hänger eingeschlichen. So fallen „Herz an Herz“ und „Verdammt schwer“ im Kontext des Albums etwas ab und plätschern eher uninspiriert dahin. Glücklicherweise folgen diese beiden Songs direkt nacheinander, so daß man diesen Umstand auch durchaus als Verschnaufpause werten kann.
Denn danach holen Betontod nochmal zum Rundumschlag aus mit dem harten „Freiheit oder Tod“, dem Oi-punkigen, schnell und kurzen „Bambule & Randale“ mit prima Core-Shouts und dem an Neue Deutsche Härte angelehnten „Freunde“, daß etwas melancholisch anmutet.
Und wenn die Rheinberger zum Abschluß bei „Mann über Bord“ zu Beginn mit Industrial Gitarrenriffs der Marke Die Krupps aufwarten, weiß man spätestens, daß man mit dem Kauf von „Revolution“ nicht viel verkehrt machen kann. Der letzte Song mutiert mitunter zum härtesten des gesamten Albums und haut ein fettes Riff nach dem anderen ins Boot. Kein Wunder, daß da der ein oder andere über Bord fällt.
Das neue Album von Betontod ist vielleicht nicht unbedingt eine Revolution, steckt aber locker die Konkurrenz aus NDH und deutschsprachigem Punk-/Metal in die Tasche. Großartig produziert kommt das Album immer zeitig zum Punkt und brilliert mit ganz großen Refrains der absoluten Mitsing(-gröl)-Klasse und tollen Melodien. Viele Elemente aus dem Metalbereich, die auch noch sehr gekonnt gespielt sind, machen Betontod auch für den gemeinen Metaller interessant. Auch wenn die tollen Refrains Hitpotential a'la Tote Hosen besitzen, werden Betontod sicherlich keine Rolle in den kommerziellen Medien spielen. Dafür ist ihre Ausrichtung einfach zu speziell und würde dem ein oder anderen Schöngeist sauer aufstoßen. Alles richtig gemacht also. Betontod sind in der deutschen Szene endgültig unverzichtbar. Zeit zur „Revolution“ !!
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