Tracklist:
VÖ: 19.04.2024
Label: Massacre Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 6 / 10
Ich bin ein großer Fan der fünf bisherigen Alben der britischen Progpower-Band Balance Of Power. Nicht zuletzt wegen des Gesangs von beispielsweise Lance King auf „Book Of Secrets“ oder „Perfect Balance“ oder auch John K. auf dem bislang letzten Album von 2003, „Heathen Machine“. Umso größer die Freude, als bekannt wurde das mit „Flesh From The Abyss“ ein neues Werk in der Mache ist. Erste Ernüchterung erfolgte aber bereits dadurch, das mit Hazel Jade nun eine Frau das Mikro schwingt. Nun ja, nichts gegen Damengesang an sich. Es gibt ja durchaus tolle weiblich Stimmen im Rock/Metal. Aber bei Balance of Power ? Egal, gespannt sein darf man trotzdem.
Zum früheren Line Up der Band zählen nur noch die Ur-Mitglieder Lionel Hicks (drums) und Tony Ritchie (bass). Der Rest ist im Prinzip erst seit kurzem dabei. Wobei die beiden Gitarristen Chris Masimore und Stoney Wagner, mit denen das Album eingespielt wurde, auch schon wieder Geschichte sind und aktuell ersetzt wurden. Am Artwork von „Fresh From The Abyss“ gibt’s erst einmal nichts zu meckern, auch der alte Schriftzug des Bandnamens ist nach wie vor da.
Doch schon der Opener „Last Man Down“ zeigt, das man Balance Of Power anno 2024 nicht mehr unbedingt mit früher vergleichen kann. Der Start ist wuchtig mit Drums und Gitarren. Der verzerrte Gesang und Stakkato Riffs, sowie der Refrain setzen absolut auf Moderne und auch wenn Hazel Jade durchaus rauh und rockig intoniert, klingt das mehr nach Alternative Rock denn nach Progmetal. Sphärisch beginnt „Never Be Here Again“ und flächige Keyboards, sowie ein wirbeliges Gitarrensolo zeigen schon noch, woher Balance Of Power kommen und nehmen den Alt-Fan mit groovig schleppender Gangart, passablem Refrain, aber auch einem harten Gitarrensolo ein wenig mit ins Boot.
Dieses Erlebnis erhält man ansonsten aber nur noch beim Abschluß-Track „One More Time Around The Sun“, das mit Akustik-Gitarre startet, Streicher offenbart und mit ruhigem Gesang druckvollen symphonischen Parts entgegenwirkt. Auch hier gibt’s einen schönen Refrain und ein gutes Solo zu bewundern. Bei den restlichen Songs blitzt zwar immer mal wieder der Anspruch von Balance Of Power eine anspruchsvolle Band zu sein auf. Doch für meinen Geschmack kommen die Riffs wie bei „Rage Of Ages“ oder „Velocity“ einfach zu modern rüber, Chöre und Keyboardsoli werden zu belanglos eingfügt und immer wenn mal Tempi-Wechsel erfolgen („Deadlands“) ist dann entweder der Refrain zu einfach gestrickt oder bei Uptempo-Parts wie bei „Monster“ dann im Gesang verzerrt und mit ausladenden Screams behaftet.
In Summe ist „Fresh From The Abyss“ für die alten Balance Of Power-Fans sicherlich eine Enttäuschung. Wer unbedarft an das Album rangeht, die Frühwerke nicht kennt und auf modern gespielten Progmetal steht, kann den Songs aber vielleicht doch etwas abgewinnen. Spannend inszeniert sind die Stücke meines Erachtens nicht, wodurch diese auch nicht nachhaltig im Ohr bleiben. Macht Euch selbst ein Bild von den „neuen“ Balance Of Power. Für mich persönlich ist die ursprüngliche Faszination der Band leider Geschichte.
Kommentar schreiben