Tracklist:
CD 1
CD 2
VÖ: 25.09.2020
Label: Mascot Label Group
Autor: Esther Kessel-Tamerus
Bewertung: 9 / 10
Drei Jahre nach dem Album "The Source" wird Ayreon am 25. September das Folgealbum "Transitus" veröffentlichen. Diesmal hat Arjen Lucassen kein Science-Fiction-Thema gewählt, sondern eine gotische Geistergeschichte, die teilweise im 19. Jahrhundert spielt. In dieser Geschichte kann man Elemente des Grauens und des Übernatürlichen hören. Die Zahl der Sänger(innen) ist wie immer stattlich. Ich werde einige erwähnen: Simone Simons (Epica), Dee Snider (Twisted Sister) und Marcela Bovio (MaYan). Der Gitarrist Joe Satriani und der Threshold-Schlagzeuger Johanne James u. a. gehören zu den vielen Gastmusikern.
CD 1
Mit "Fatum Horrificum" besitzt das Album eine gespenstische Eröffnung. Die Spannung in der Musik baut sich auf, nach ungefähr anderthalb Minuten beginnt der Erzähler Tom Baker die Geschichte mit: "The Year Is 1884." Er stellt auch die Hauptfiguren vor, das Paar Abby und Daniel. Abby wird von Cammie Gilbert (Oceans of Slumber) und Daniel von Tommy Karevik (Kamelot) gespielt. Toms Worte werden von mysteriöser Musik unterstützt. Das entspricht dem Stil der Geschichte.
Dies unterscheidet sich deutlich von der Science-Fiction von "The Source". Arjen weiß bereits, wie er uns während dieses Eröffnungslieds überraschen kann. Das klassisch orientierte Instrumentalstück ist wunderschön. Der wortlose Gesang und der Chorgesang sind stimmig darin verwoben. Dies bildet die perfekte Harmonie einer alten Atmosphäre, gemischt mit modernen Elementen. Die Musik hat manchmal einen filmischen Reiz. Es gibt mehrere Wendungen und unzählige Details, die sehr gut rüberkommen. Die Geschichte nimmt mit dem gesungenen Dialog Gestalt an. Die Stimmen ergänzen sich dabei sehr gut.
Tom spricht ein paar Sätze und die Geschichte geht weiter mit "Daniel’s Descent into Transitus".Die Gitarrenthemen treten in diesem ziemlich kurzen Lied hin und wieder in den Vordergrund. Bei "Listen to My Story" ist die Atmosphäre fröhlicher. Dies ist so anders als die vorherigen Songs, und doch bildet es ein Ganzes. Die gedoppelten Stimmen bilden eine perfekte Mischung.
Ob die Vocals gedoppelt oder fast solo sind, alle Stimmen sind wunderschön transparent. Es kann eine Weile dauern, bis die Handlung vollständig verstanden wird. Vor allem, wenn man ohne Booklet zuhört. Aber selbst dann wird man immer von viel Schönheit in Musik und Gesang berührt. Die Anzahl der Ebenen in Gesang und Musik ist oft sehr hoch. Darüber hinaus gibt es Vielfalt, wie man bei "Talk of the Town" in Form von folkloristischen Einflüssen hören kann. Die helle und luftige Atmosphäre weicht langsam dem rockigen Genre. Die Mischung zwischen diesen beiden Stilen ist ausgezeichnet.
Bei "Old Friend" gibt’s Piano und emotionalen Gesang zu hören. Dies ist auf die subtile Hinzufügung der düster klingenden Gitarren zurückzuführen. Viel früher als erwartet geht’s voranmit "Dumb Piece Of Rock". Dies besitzt einen echten Ayreon-Stil, man genießt es einfach nur. Das geht in den beiden nächsten Songs ebenso weiter.
CD 2
Verschiedene Arten an Tönen begleiten Toms Geschichte zu Beginn von "Condemned Without A Trial". Die folgende Musik ist wieder echtes Ayreon Feeling. Auch hier fällt die fantastische Stimmenkombination auf. Die traurige Musik während des Intro zu „Daniel's Funeral "ist langsam und leise. Dazwischen werden hohe Vocals instrumental verwendet. Es folgt ein (subtiles) Drama in Lied und Musik. Das Ende kommt plötzlich, aber gelungen. Bei "Hopelessly Slipping Away" ist die Musik stakkato-geprägt, aber dennoch eingängig. Dieses Lied integriert ebenso ein schönes Ende.
"Message from Beyond" gibt es wieder Altbekanntes. Der Grundrhythmus ist fantastisch und bleibt lange gleich. In der Zwischenzeit gibt es immer mehr Stimmen, die Aufmerksamkeit erfordern. Die Änderungen in den Instrumenten sind bemerkenswert. Der Grundrhythmus bleibt erhalten. Trotz der ziemlich leisen Musik fordert das Ganze die Ohren, gleichzeitig fühlt es sich so angenehm an, sie zu hören. Hier hat ein Meisterkomponist gearbeitet!
Das kommt in allen Songs zum Tragen, vor allem aber bei "Inferno". Die Vocals glänzen da unter anderem mit Chören kombiniert wird. Manchmal singt dieser Chor nur ein paar Wortfetzen, manchmal einige Sätze. Es ist jedes Mal perfekt dosiert. Wieder gibt es das Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Auch wenn man die Geschichte (noch) nicht vollständig verfolgen kann, wird man dennoch von den vielen Schichten von Gesang und Musik und von den unzähligen Details fasziniert sein.
Während "The Great Beyond" hat man das Gefühl, dass die Geschichte bald zu Ende geht. Chöre bauen sich bis zum Ende auf. Dann ist es plötzlich still. Was für ein fantastisches Ende!
"Transitus" ist eindeutig ein Ayreon-Album. Einige Stücke sind wirklich überraschend, andere etwas weniger. Sehr? Überhaupt nicht! Weil Arjen es wieder getan hat: Zusammen mit der enormen Besetzung hat er ein sehr gutes Album gemacht, auf dem man immer wieder neue Dinge hört.
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