AVANTASIA - Moonglow

 

Tracklist:

 

  • Ghost In The Moon
  • Book Of Shallows
  • Moonglow
  • The Raven Child
  • Starlight
  • Invincible
  • Alchemy
  • The Piper At the Gates Of Dawn
  • Lavender
  • Requiem For A Dream
  • Maniac (Cover Version)

Info:

VÖ:  15.02.2019

Label:  Nuclear Blast


Video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  7,5 / 10



Mit einer Rockoper haben die Alben von Tobias Sammet’s Avantasia schon seit längerer Zeit nicht mehr viel zu tun. Vielmehr lebt das Projekt von den vielen Illustren Gästen, die der Edguy Sänger immer wieder um sich scharrt. Dies ändert sich auch bei dem neuen Album “Moonglow”nicht. Sammet versteht es hervorragend, Songs den einzelnen Gastsängern auf den Leib zu schneidern.

 

Beispielsweise ist diesmal ex-Queensryche Sänger Geoff Tate mit dabei, der bei zwei Songs gar die Leader-Roller übernimmt. Mehr als einmal fühlt man sich bei den balladeskeren Nummern “Invincible” und “Alchemy” an gute alte “Empire”-Zeiten erinnert, vor allem “Invincible” dem göttlichen “Silent Lucidity”. Wie gesagt, Tobias Sammet weiß, wie man Songs für die Gäste konstruiert, singt aber nach wie vor bei jeder Nummer auch selbst mit.

 

Bei den schnelleren Songs liegt der Fokus von Avantasia wie eigentlich immer bei (symphonischem) Power Metal, die Refrains werden meist in Form von Chorgesang intoniert, was auf die Dauer jedoch auch schon mal eintönig wirkt. Der Opener “Ghost in the Moon” ist ein typischer Avantasia Gassenhauer, mit bekannten Meat Loaf Vibes, tollem Gitarrensolo, einem Break, dem romantisches Piano inklusive Engelschören folgt und sich zum Ende hin wieder aufbauend steigert. Ein amtlicher 10-Minüter, den man bedenkenlos auch auf den bisherigen Veröffentlichungen von Avantasia unterbringen könnte.

 

Den mitunter härtesten Avantasia Song ever gibt’s mit “Book of Shallows”. Dies liegt vor allem daran, daß hier Kreator’s Mille ein paar Takte mitkreischen darf. Allerdings macht er dies um einiges gemäßigter als bei seiner Hauptband. Auch Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Jorn Lande sind mit von der Partie und fügen ihre für sie typischen Gesangs-Trademarks dem Song hinzu.

 

Natürlich gehört zu einem Avantasia Album in gewissem Maße auch eine Portion Kitsch dazu. So fängt beispielsweise “The Raven Child” an wie ein Chris De Burgh-Song. Dazu gibt’s amtlichen, Kürsch’schen Barden-Gesang und es fühlt sich nach Lagerfeuerromantik an. Alsbald wird der 11 Minuten lange Track aber symphonisch härter und hervorragenderweise ändert sich das Gehörte in beste Dio Huldigung, bedingt durch den Gesang von Jorn Lande. Ein Break und es wird balladesk folkig, gefolgt von einem etwas schrägen Mönchs-Chor-Part. Bombast Einlagen und ein flottes Ende spendieren dem Ganzen dann doch so etwas wie Metal Oper Charakter.

 

Immer wieder mit an Bord von Avantasia ist Pretty Maids Röhre Ronnie Atkins. Das ist für beide Seiten bewährt gut. Denn  zum einen besitzt Atkins nach wie vor eine fantastische Rockstimme, zum anderen lernen dadurch vielleicht auch jüngere Hörer die göttlichen Pretty Maids kennen, wenn ihnen diese Stimme gefällt. Dazu muß man schon auch einmal sagen, daß durchaus viel junges (Metal)Publikum dem Weg von Avantasia folgen, und somit die alten Veteranen, die immer wieder bei diesem Projekt in Erscheinung treten, davon auch mit Ihren Hauptbands profitieren können. So veredelt Ronnie Atkins beispielsweise “Starlight”, eine zwar recht poppige Nummer, die durch ihn aber Seele erhält.

 

Dagegen hält Magnum Sänger Bob Catley, auch schon oft bei Avantasia dabei, nicht das was man sich von ihm verspricht. Die Stimme klingt bei dem ebenfalls recht poppig kitschigen Song “Lavender” zwar schon nach ihm, die Faszination, die seine Stimme aber in der Vergangenheit immer ausgeübt hat, ist etwas abhanden gekommen.

Eine wahre Überraschung stellt der Titelsong “Moonglow” dar. Hier singt Sammet im Duett mit der fantastischen Candice Night, bekanntlich Ehefrau von Ritchie Blackmore und bei Blackmore’s Night aktiv. Es handelt sich aber bei der Nummer um keine der erwarteten süßlichen Folk-Weisen, nein, es rauscht eine tolle Power-Ballade aus den Boxen, mit Piano garniert und den angesprochenen Gesangsduellen. Sehr gelungen.

 

Mit Kirchenorgel und recht sakral beginnt, dem Titelsong entsprechend, “Requiem For A Dream”, dem diesmal einzigen Song mit ex-Helloween Sänger Michael Kiske. Der Track entpuppt sich als echter Speed Power Metal in alter Helloween Tradition, dem Song “Reach Out For The Light” vom Avantasia Debut nicht unähnlich.

Zum Abschluß gibt’s noch eine verzichtbare Coverversion des Flashdance-Hits “Maniac”, damals 1983  interpretiert von Michael Sembello, hier natürlich in einer härteren Variante. Gebraucht hätte es dieses Songs aber definitiv nicht.

 

“Moonglow” wird von den Avantasia Fans sicherlich gekauft wie geschnitten Brot. Songinhalte, Aufmachung...alles ist so, wie man es von Tobias Sammet erwartet. Dies bedeutet, man bekommt das geliefert, für was man Avantasia liebt. (Symphonischer) Powermetal mit vielen Chören und vielen Gästen. Die Fantasy-Geschichte, die Sammet um dieses Album gestrickt hat, lassen wir hier mal außen vor. Der geneigte Fan wird diese sicherlich nachlesen oder im Zuge der Promotion-Welle vorgestellt bekommen.

 

Oft wird Avantasia ja mit Arjen Lucassen’s Ayreon verglichen, gar von Konkurrenz-Kampf war schon mal die Rede. Wenn man eine tiefgründige Konzeptgeschichte inklusive spannender Umsetzung sucht, muß man hier bei Lucassen beginnen. Dessen Alben besitzen viel mehr Tiefgang. Avantasia sind bis auf das Spitzen-Debut “A Metal Opera Part 1” und eventuell noch “The Scarecrow” von der Metal Oper-Schiene abgekommen und bieten Projekt-Kost, die von Melodien, den immer fantastischen Gästen und vorhersehbaren Songs lebt. Darum sind Avantasia so erfolgreich, darum sind die monumentalen Live-Auftritte so begehrt. Warum also Abweichen vom erfolgreichen Weg ? Avantasia, da weiß man was man bekommt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.



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