VÖ: 04.06.2021
Label: Spinefarm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Daß ich nicht unbedingt bekennender Fan des Metalcores bin, hat sich vielleicht schon rumgesprochen. Und auch die Band Atreyu wurde von mir bisher leidenschaftlich ignoriert. Der Name erinnerte mich immer an Die Unendliche Geschichte und das allein war Grund genug, der Band soweit kein Gehör zu schenken.
Aber, wer wagt gewinnt. Und da kürzlich die Promo zu Atreyu's neuntem Album „Baptize“ ins Haus flatterte und die Band bereits über 20 Jahren im Geschäft ist, kann man auch mal die Ehre erweisen, dieser Band eine Review zu spendieren. Und, was soll ich sagen....Atreyu haben mich echt überrascht. Zwar ist die Grundlage des Sounds der Band immer noch moderner Metalcore, aber die Jungs bieten viel mehr an. Melodien, Hardrock Themen und emotionale Atmosphäre...alles ist mit dabei auf „Baptize“.
Ob das alles daran liegt, daß Brandon Saller wieder zurück ans Mikro gekehrt ist, weiß ich nicht. Auf jeden Fall kann der Knabe was, sowohl im Clean-Bereich, als auch mit amtlichen Screams. Schon das Intro („Strange Powers Of Prophecy“) verheißt mit ruhigen Gesang und Düsternis kommenden Anspruch. Der folgende Titeltrack „Baptize“ ist dann gleich ein Bastard aus typischem Metalcore mit abgehackten Gitarrenrhythmen und Shout Refrain, sowie viel Programming und Wechsel von verzerrtem und cleanem Gesang. Auffällig die starken Gitarrenriffs von Dan Jacobs und Travis Miguel.
„Save Us“ beeindruckt mit hartem Groove, Brüll-/Clear-Vocals und einem melodischen, mitsingbaren Refrain. Auch dieser Track beinhaltet am Ende einen langgezogenen Scream von Brandon, der so etwas wie ein Markenzeichen des Burschen zu sein scheint. Einen etwas poppigen Refrain liefert dagegen „Underrated“, dazu schnelle Riffs und teils verzerrte Vocals.
Die Songs bleiben im Verlauf super eingängig. Langsamer, mit melodischem Emo-Gesang lassen es Atreyu bei „Dead Weight“ gemächlicher zugehen. Beim darauf folgenden „Catastrophe“ gibt’s sogar Oh-Oh-Oh-Chöre zu hören. Der Pop-Appeal bei der Band nimmt immer mal zu, was sicherlich auch ein Hinweis auf höhere Chartpositionen sein wird. Klar, Atreyu arbeiten auch viel mit Programming wie bei „Untouchable“, bei dem sich als Gast Jacoby Shadixx von Papa Roach die Ehre gibt. Aber nie so, daß man davon erschlagen wird und zu sehr in instrumentale Irrelevanz abdriftet.
Wo wir gerade bei Gästen sind, Matt Heafy von Trivium darf beim Twin-Gitarren Smasher „Oblivion“ ran, ebenfalls wieder mit Oh-Oh-Oh-Chören auftrumpfend. Und Travis Barker von Blink 182 setzt seinen Stempel unter das drumintensive Abschlußstück „Warrior“, das mit hymnenhaft mehrstimmigem Refrain und teilweise ruhigen Momenten glänzt.
Ja, Atreyu sind nach wie vor eher der modernen Metalcore-Szene zuzuordnen. Aber nicht unbedingt für die Zielgruppe hüpfender, heranwachsender Basecap-Träger, sondern man klingt trotz Programmings erwachsener, ausgereifter und die Songs viel besser ausgearbeitet wie bei manch vergleichbarer Band. „Baptize“ verbindet harte Core-Riffs mit melodischen Passagen, dem Hard Rock entlehnten Soli und einem Gesang von Brandon Saller, der nicht austauschbar klingt, sondern Atreyu absolut seine Eigenart aufdrückt. Ein Album, das sogar einem Nicht-Metalcore-Fan wir mir gefällt. Und das will was heißen.
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