VÖ: 02.07.2021
Label: Century Media
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Viele Fans reduzieren die schwedische (Melodic)Death Metal Band At The Gates auf ihr 1995er Album „Slaughter Of The Soul“, was als Referenzwerk des schwedischen Melo-Death gilt. Doch die Schweden haben nach ihrer Reunion zwei etwas andere, aber dennoch bockstarke Alben herausgebracht („At War With Reality“ 2014, „To Drink From The Night Itself“ 2018). Nun knüpft das siebte Album „The Nightmare Of Being“ nahtlos an.
Der Sound von At The Gates ist nochmals komplexer und auch melodischer geworden, ohne die ureigenste Death Metal Komponente außer Acht zu lassen. Es handelt sich bei „The Nightmare Of Being“ um ein Konzeptalbum, daß sich Sänger und Songwriter Tomas Lindberg inspiriert von den Lovecraft-ähnlichen Horrorgeschichten des Thomas Ligotti ausgedacht hat. Teilweise ist somit das neue Album um Einiges düsterer ausgefallen, als früher.
„Spectre Of Extinction“ und „The Paradox“ starten das Album heftig. Die Songs erhalten immer ein kurzes Intro, bevor das Tier in Sänger Tomas Lindberg ausbricht. Sein aggressives Shouting ist Markenzeichen von At The Gates und hebt sich wohlwollend von den vielen austauschbaren Schreihälsen im Genre ab. Die Gitarristen Matin Larsson und Jonas Stalhammar variieren dazu mit technisch hoher Finesse zwischen Geschredder und melodischeren Metalriffs.
Wenn Lindberg mehr in dunkle Flüstervocals verfällt und dadurch ruhigere Passagen anstimmt wie beim Titelsong spürt man in jeder Faser den Reiz der neuen Düsternis der Band. Explosionsartig bricht man aber immer wieder aus und hält den Death Metal Anteil hoch. Völlig überraschend operiert die Band bei „Garden Of Cyrus“ mit progressiven Elementen und gar eine Saxophon-Passage gibt’s z hören. Ein solcher Song könnte dem „alten“ Fan schon ein wenig die Falten auf die Stirn zaubern. Eine tolle Abwechslung ist's aber allemal.
Doch es bleibt noch genügend Stoff um auch die old school Fans zu verzücken. Zwar wird mal die Akustik Gitarre gezückt, oder mittels Break die heftigen Abfahrten unterbrochen. Dennoch sind Songs wie das leicht orientalisch angehauchte „The Fall Into Time“, das schnelle „Cult Of Salvation“ und „Cosmic Pessimism“ allerfeinste (Melodic) Death Kracher, die unglaublich tight gespielt zum Besten in diesem Genre gezählt werden können.
Das erneut sehr düstere, und mit Dark Vocals kommende Abschlußstück „Eternal Winter Of Reason“ lässt fast schon Vergleiche zu Bands wie Moonspell zu. Wobei man sagen kann, daß manche Songs auf „The Nightmare Of Being“ generell ein wenig Hang zu den Portugiesen findet.
Auf jeden Fall sind At The Gates mit ihrem neuen Album erstarkt zurück, lassen ein paar neue Ideen einfließen und sind aber nach wie vor grundlegend ihrer Death Metal Linie treu. Im Vergleich zu ähnlichen Bands wie Dark Tranquillity und In Flames (sowieso) haben At The Gates eindeutig die Nase vorn.