VÖ: 26.04.2019
Label: M & O Music
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
“Die Welt ist im Wandel”. Das sind Galadriels Worte im Intro zum Kino-Film “Der Herr der Ringe”. Dies trifft auch für die französische Band Asylum Pyre zu. Die einzige Konstante im Bandgefüge ist Bandgründer und Mastermind Johann Cadot. Alle anderen aktuellen Bandmitglieder gehören erst seit 2016/2017 zum Lineup. Dreieinhalb Jahre nach “Spirited Away” meldet sich die Band mit einem neuen Album zurück. Für den Vorgänger hatte ich seinerzeit 8 von 10 Punkten vergeben. Ich bin nun gespannt, ob das neue Lineup in der Lage ist, das hohe Niveau halten kann.
Asylum Pyre klingen gleich, und doch anders. Das liegt vor allem an der neuen Frau am Mikrophon. Die Stimme von Oxy Hart ist mal einschmeichelnd, betörend dann wieder rockig hart. Aber Growls sind nicht ihr Metier, diese kommen auf dem aktuellen Album offensichtlich von Bandleader Johann Cadot. Das kann man schon beim Intro “Lullaby For The Clairvoyants” sowie dem sich nahtlos anschließenden Opener “One Day”, deutlich hören. Die melodischen eingängigen Melodien haben einen großen Wiedererkennungswert, auch im Jahr 2019. Zusätzlich sind auch Industrial-Spielereien zu hören. Johann singt aber auch mit klarer Stimme.Dieses Duett Ombeline/Johann passt hervorragend zusammen. Ein Duett kann man auch im meines Erachtens besten Song des Albums hören.
Gesangspartner bei “Sex Drugs and Scars” ist Yannis Papadopoulos (Beast In Black). Der Refrain dieses straighten Rocksongs lädt geradezu zum Mitsingen ein. Ein kleines aber feines Gitarrensolo veredelt das Ganze. Mit bitterbösen Growls startet “Dearth”, schnelle, hektische Gitarrenläufe und voranpreschendes Schlagzeug sorgen dafür, dass dies wohl der härteste Song des Albums ist. Häufig werden Industrial-Elemente an den Anfang der Songs gesetzt (“Into The Wild”, “MCQ Drama”). Oder die Gesangstimmen werden verfremdet (“Borderline”). Gegen Ende wird es mit “The Broken Frame” noch mal etwas mainstreamig. Streicher begleiten hier zeitweise die Sänger. Die Gitarren sorgen für viel Melodik. Der Schlusssong “The Cemetery Road” hätte so auch dem Vorgänger sein können. Hier klingen Asylum Pyre fast so wie vor vier Jahren. Nostalgie? Wie auch immer, für mich gehört dieser Song zu den Höhepunkten des Albums.
Eingangs schrieb ich: Asylum Pyre klingen gleich, und doch anders. Es sind alle Trademarks zu finden, die die Band in den vergangenen Jahren auszeichneten. Wunderschöne Melodien, harte Gitarrenriffs, ausgefeilte Soli, hervorragender Gesang. Aber die Kompositionen sind zum Teil vielschichtiger, teilweise sperriger angelegt. Das macht den Unterschied zu “Spirited Away”. Im Begleittext des Labels wird Sound passenderweise als Modern Power Metal bezeichnet. Unterschiedliche Stile fließen hier ein, so dass die einzelnen Songs häufig einen progressiven Touch haben. Der Hörer wird gezwungen intensiv zuzuhören. Die Welt ist im Wandel. Musikalisch haben sich die Franzosen weiterentwickelt. Den Sound haben sie verändert, das hohe Niveau jedoch gehalten.
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