VÖ: 11.09.2020
Label: Rookies & Kings
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 /10
Dadurch, daß man viele Rezensionen schreibt, ist es manchmal schwierig einzelne Musikrichtungen objektiv zu betrachten. Selbstverständlich hat man auch eigene Vorzüge, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Deutschsprachige Musik, da bin ich ganz ehrlich, ist und war bisher nicht unbedingt mein ganz großes Steckenpferd. Dennoch gibt es in diesem Bereich einige Bands, denen ich durchaus etwas abgewinnen kann, beispielsweise Betontod.
Mit Artefuckt kristallisiert sich nun aber die in meinen Augen beste deutschsprachige Band heraus. Denn das bereits dritte Album „Gemini“ schippert keinesfalls in ausgetretenen Pfaden a'la Rammstein, Oomph oder Onkelz. Vielmehr liefern die Jungs erdigen Heavy Rock mit leicht punkigem Einschlag, der Hymne auf Hymne folgen lässt.
Ganz großes Plus ist bei Artefuckt dabei Sänger Andre Donay. Seine kräftige, äußerst rauhe Stimme powert und pusht die 13 Songs auf „Gemini“ noch ein Stück weiter, als es die famose Rhythmusfraktion eh schon tut. Jeder Song geht unweigerlich ins Ohr, ohne konstruiert zu wirken oder mit Pop-Appeal die Charts knacken zu wollen (was den Buben aber bereits mit dem Vorgängeralbum „Stigma“ gelungen ist).
Die Band steigt mit der Quasi-Bandhymne „Artefuckt“ ein, haut danach mit „Adrenalin“ einen vermeintlichen Punkrocker raus, bevor es bei „Diese Tage“ etwas mainstreamiger und pop-rockiger wird. Hymnischer Refrain und ein starkes Gitarrensolo befeuern aber die Street Credibility mit der Artefuckt generell unterwegs sind.
Wuchtige Riffs und grooviger Sound wie bei „Weiß & Schwarz“ gehören genauso zum guten Ton wie auch mal Akustik-Gitarre und balladeske Momente wie bei „Ein Tag“. Daß die Band nicht unbedingt ein Blatt vor den Mund nimmt, bemerkt man spätestens bei „Schachmatt“, dessen Lyrics vom Label als „explizit“ gekennzeichnet werden, aber absolut genial daherkommen. Überhaupt ist das abgestimmte Songwriting von Lyrics und Musik wie aus einem Guß gestaltet und harmoniert hervorragend, trotz mitunter heftigen Heavy Sounds.
„Hey, Hey“-Rufe beim schnellen Rocker „Seid Ihr dabei ?“ und erneut punkige Momente bei „Gute Reise“ lassen keine Schwerenot zu und begeistern mit flotten Rhythmen, genialen Hooklines und teilweise Monster-Groove wie bei „Ein Mann, ein Wort!“. Hymnen wie „Alles auf Sieg“ und dem abschließenden „Du bist das Licht“ kann man sich nicht entziehen und die Songs lassen, wie das gesamte Album, die meisten deutschsprachigen Kapellen weit hinter sich. Am ehesten könnte man Artefuckt noch mit Ohrenfeindt vergleichen, obwohl die wiederum mehr im Hamburger Straßen-Biker Rock unterwegs sind.
Mit starkem Sänger, klasse Songs und Album sind Artefuckt durch „Gemini“ meiner Meinung nach die Band der Stunde im deutschen Sprachraum und wenn dieses Album nicht durch die Decke schießt, stimmt etwas nicht mit der Musikwelt. Ehrlicher, geradliniger Heavy Rock mit famosem Songwriting, welchen man erleben muss. Auch wenn deutschsprachige Musik nicht unbedingt zu den Favoriten zählt. Bärenstark !!
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Volkmar (Mittwoch, 23 September 2020 19:18)
Danke für den Tip.