VÖ: 29.05.2015
Label: Metal Blade Records
Autor: David Kerber
Bewertung: 8 /10
Im Musikbusiness gibt es drei Kategorien: Weltstars, Underground und die große Masse dazwischen. Armored Saint gehören zu letzterer Kategorie, zu groß für den Underground aber zu klein für die Weltkarriere. Ich selbst kannte die Band vor dieser Review nicht (und das bei einem, der gefühlt über 3000 verschiedene Bands kennt^^). Nun gut, da kann ich wenigstens ganz unbefangen an ihr neuestes Werk „Win Hands Down“ herangehen.
Hierbei handelt es sich um das siebte Album der Bandgeschichte und das dritte seit der Reunion 1999. Geboten wird klassischer US-Metal, straight forward, meistens kompakt und knackig aber manchmal auch etwas verspielt.
So viel zur groben Orientierung. Los geht es mit dem Titelsong, der etwas thrashig beginnt, dann aber in einen harten, melodischen Nackenbrecher übergeht. Ein herrliches Riffgewitter der beiden Gitarristen Phil Sandoval und Jeff Duncan.
Bei „Mess“ wird der Fuß etwas vom Gaspedal genommen, was aber nicht zu Lasten der Heavyness geht. Die Gitarren klingen sogar etwas brachialer als beim vorigen Song. Im Mittelteil wird dann noch eine Zither (oder Ähnliches) ausgepackt, wodurch der Song für eine kurze Zeit einen orientalischen Touch bekommt.
„An Exercise in Debauchery“ kommt dann wieder etwas thrashiger daher. John Bushs Gesang liegt irgendwo zwischen James Hetfield und Bruce Dickinson, wobei es mehr zu Hetfield als zu Dickinson tendiert.
Bedächtiger geht es dann mit „Muscle Memory“ weiter. Ein langgezogenes Intro mit Keyboard, später Becken, Bass und ein wenig Bassdrum und dazu recht verhaltener Gesang, welches sich immer mehr aufschaukelt und schließlich im Refrain entlädt nur um in der zweiten Strophe wieder langsamer zu werden und erneut Spannung aufzubauen. Der bisherige Höhepunkt der Scheibe.
„That Was Then, Way Back When“ kann dann das Niveau der ersten Songs nicht halten und rockt solide vor sich hin, ohne einen nachhaltigen Eindruck zu machen, einer der wenigen Füller.
Intros mit Bass und Schlagzeug sind ja nicht allzu häufig, somit überrascht „With a Full Head of Steam“ am Anfang etwas und sorgt für einen gewissen Aha-Effekt. Doch leider ist das Intro der beste Teil des Songs, der im Endeffekt ins Mittelmaß abrutscht und bis auf besagte Einleitung kaum Neues zu Tage fördert.
Akustikgitarre, Bass und ruhiger Gesang lassen „In an Instant“ balladesk beginnen und pendelt dann zwischen Midtempo und Ballade. Dadurch bleibt der Song auch auf der Länge von siebeneinhalb Minuten spannend und abwechslungsreich. Starker Song und das zweite Highlight der Platte.
Gänsehautalarm gibt es dann bei „Dive“, der einzigen Ballade. Sanfte, aber düstere Pianoakkorde, gefühlvolles Gitarrenspiel, melancholischer Gesang und geheimnisvoller Einsatz eines Glockenbaumes lassen den Song unter die Haut gehen. Ein wenig erinnert der Song auch an Pink Floyd. Exzellente Ballade!
Der Rausschmeißer „Up Yours“ entlässt einen mit dem nötigen Punch aus dem Album. Guter Song, der zwar nicht ganz das Prädikat „Highlight“ erreicht aber immerhin einen würdigen Abschluss bildet eines überdurchschnittlichen Albums.
Insgesamt ist Armored Saint mit „Win Hands Down“ ein überzeugendes Metalalbum gelungen, welches auch nach häufigem Anhören noch Spaß bereitet.
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