VÖ: 18.10.2019
Label: Eigenregie
Autor: Kerbinator
Bewertung: 6 / 10
Kann man brasilianische Bands noch als Exoten bezeichnen ? - Ich denke nicht, denn sowohl im Extrem-Metal mit Sepulutura, als auch im melodischeren Powermetal mit Angra wurden schon vor langer Zeit relevante Bands „geboren“, die Brasilien mehr ins Licht des Interesses geschoben haben. Und auch Armored Dawn, selbsternannte Viking (?) Kapelle, bringen dieser Tage bereits ihr drittes Album heraus. Stilecht hat man dies „Viking Zombie“ genannt.
Spíelerisch sind Amored Dawn bereits erfahren, das merkt man, allerdings zählen ja zuallererst die Songs und hier kann man durchaus zwiespältiger Meinung sein. Denn die Brasilianer spielen keyboardgeschwängerten Power Metal, der zwar nicht ganz so extrem wie Sabaton rüberkommt, aber dennoch etwas in diese Schiene geht. Mit zwei Gitarristen (Timo Kaarkoski und Tiago De Moura) liefert die Band im Prinzip auch amtlich fett ab, die Songs könnten allerdings die Gemeinde spalten.
Der Opener „Ragnarok“ beginnt noch spannend mit Gewitter und Glockengeläut, auch der etwas unruhige Keyboard-Einstieg gelingt, aberbereits der Gesang von Euardo Parras klingt etwas aufgesetzt. Irgendwie mit aller Gewalt auf rauh getrimmt, hört sich der Gesang so an, als wäre dies nicht die natürliche Sangesstimme des Vokalisten. Ok, das gilt für Einige im Genre. Doch auch der Refrain soll sich wohl in die Gehirne festbeißen, klingt meiner Ansicht nach aber etwas unfreiwillig komisch. Der Vergleich zu Sabaton kann durchaus gezogen werden, auch wenn Armored Dawn immer rechtzeitig die Kurve kriegen und den Soundoverflow nicht übertreiben.
„Animal Uncaged“ könnte man gar als Melodic Thrash bezeichnen, ausgezeichnet durch heavy Riffs, moderne Rhythmen und ein gutes Twin Gitarren Solo. Dagegen stimmt der Titelsong „Zombie Viking“ wieder nachdenklich. Symphonische Keyboards, Wechsel von melodischem Gesang mit Rauhbeinigkeit und mehrstimmer Unterstützung sind noch vertretbar. Die Ho-Ho-Ho-Chöre dagegen bringen Kitschiges mit ein.
Bei „Fire and Flames“ mutet mir der Gesang wieder zu gewollt kratzig an, neben speedigen Riffs bleiben die Vocals zudem recht gleichförmig. Amored Dawn gönnen sich zwischendurch ein mit Keyboards durchsetztes Break, welches dem Song etwas Spannung bringt. Bombastischer geht’s bei „The Eyes Of The Wolves“ zu. Alles in allem klingt's hier etwas tieferer, düsterer und schnelle, teils abgehackte Rhythmen lassen die Eingängigkeit ein wenig verlieren.
Nach einem mit mehrstimmigem Gesang und gutem Gitarrensolo punktenden Song („Face To Face“) wird’s wieder kitschiger, süßlicher was den Refrain angeht. „Drowning“ beherbergt schleppenderen Charakter ist aber halt über-melodisch. Wie man generell sagen kann, daß das Album zum Ende hin mehr und mehr poppige Elemente auffährt. „Blood on Blood“ wäre da zu nennen oder „Heads Are Rolling“ mit seinen symphonischen Keys und langsamer Melodiösität.
Armored Dawn lassen meiner Meinung nach mit „Zombie Viking“ zu viel liegen, was aus recht guten Songs faszinierende machen würde. Gesang und Songideen wirken zu sehr konstruiert und nicht aus dem Bauch heraus geschrieben. Da gibt’s im Powermetal Bereich weit spannenderes Material zu hören. Dennoch sind Armored Dawn keine schlechte Band und die Jungs können allesamt auch richtig gut spielen. Dennoch reicht's in meinen Augen (noch) nicht für die erste Liga.
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