ARENA - DOUBLE VISION

Tracklist:

  • Zhivago Wolf
  • The Mirror Lies
  • Scars
  • Paradise Of Thieves
  • Red Eyes
  • Poisoned
  • The Unquiet Sky
  • The Legend Of Elijah Shade

Info:

VÖ: 25.05.2018

Label: Verglas Music

Video:

Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung:  8,5 / 10



Drei Jahre haben sie sich Zeit gelassen, die Briten Arena, um dem 2015 erschienenen „The Unquiet Sky“ den lang ersehnten Nachfolger an die Seite zu stellen. Wurde von uns im Review des Vorgängers bemängelt, daß die Band zu sehr auf Nummer sicher geht und versucht den Geist des Über-Albums „The Visitor“ heraufzubeschwören, gilt das in gewissem Maße auch für das neue Album „Double Vision“. Die Band erklärt auch, daß dieses Werk bisher unbeantwortete Fragen von „The Visitor“ endlich beantwortet. Gut, ich hatte eigentlich keine Fragen...

 

Fakt ist, daß sich an der Besetzung von Arena diesmal nichts geändert hat, so zeichnet auch diesmal Paul Manzi für den Gesang verantwortlich, der ab und an etwas rauher, rockiger daherkommt als seine Vorgänger. Seele des Arena Sounds ist aber seit jeher das unverkennbare Gitarrenspiel von John Mitchell, der just auch mit Kino wieder auf sich aufmerksam machte, sowie das göttliche Keyboard-Bomardement von Clive Nolan. Das Gute ist, daß man immer sofort erkennt, welche Band hier zu hören ist, auch da man sich an einigen Passagen der Vergangenheit bedient, die auf „Double Vision“ ähnlich klingen.

 

Doch „Double Vision“ macht einen interessanteren Eindruck als „The Unquiet Sky“. Und das beginnt gleich mit dem Opener „Zhivago Wolf“, in der Tradiition der meisten Arena-Opener etwas kürzer gehalten. Der Einstieg gelingt mit härterem Prog ändert sich im Verlauf aber aufgrund der schönen Gitarrenmelodie im Refrain und diversen düsteren Breaks bis hin zum mehrstimmigen Gesang zum Schluß. Am Ende kreischt Paul Manzi fast, was insgesamt zur härteren Ausrichtung des Songs passt.

 

Es folgen fünf weitere Songs im Rahmen zwischen 5 und 7 Minuten, die allesamt etliche Versatzstücke älterer Arena Songs aufweisen. „The Mirror Lies“ beginnt mit entspannten Akustik-Gitarren und Keyboards, offenbart einen positiven, fast fröhlichen Refrain und wird dann im Instrumentalpart typisch Arena-bombastisch. „Scars“ hat danach in verhaltener Art und Weise diesen „Crying For Help“-Touch, wobei das elegische Gitarrensolo von Mitchell mitunter harte Töne inklusive Synthiebegleitung aufweist.

 

„Paradise Of Thieves“ lässt Mellotron / Gitarre / Snyhies-Bombast erklingen. Auch verzerrte Gitarrentöne gehören dazu und der eingängig recht hohe Gesang von Paul Manzi erzeugt wohligen Schauer. Lediglich der Refrain ist etwas zu poppig geraten. Eingerahmt in einen sphärischen Keyoard Part am Anfang und Ende gibt’s bei „Red Eyes“ mal dunklere Gitarren und Orgeltöne zu hören, leicht spacige Vocal-Parts wechseln sich mit mehrstimmigem Gesang ab. Das obligatorische Gitarrensolo wird diesmal gedoppelt, so daß es noch fetter rüberkommt.

 

Schließlich erinnern sich Arena noch ihrer balladesken Ader und integrieren mit "Poisoned" eine mehrheitlich auf Akustik-Gitarre aufgebaute Ballade, die mit persönlich vom Gesang her etwas zu traurig / weinerlich daherkommt.

 

Das alles zielt aber auf den Abschlußsong hin. „The Legend Of Elijah Shade“ ist ein fast 23-minütiges Arena-Epos, das mit unzähligen Breaks und Wandlungen diese Länge trotzdem kurzweilig gestaltet. Klar, der Refrain wiederholt sich desöfteren, auch spult Clive Nolan sein gesamtes Repertoire von Neoprog-Synthies bis Kirchenorgel ab. Ruhigere, flottere und bombastische Passagen wechsel hin und her. Und zum Ende hin steuert man, wie immer, auf das große Finale hin. Aber das findet irgendwie nicht richtig statt. Man hat das Gefühl, Arena hätten nicht gewußt, wie sie denn dieses Epos auklingen lassen wollen. Den erwarteten Gänsehaut-Elegien-Gitarrenpart gibt’s nur reduziert und man lässt darauf verstärkt den mehrstimmigen Refrain sprechen. Im Bezug zu „The Visitor“ klingt dieser Mammut-Track dann mit Piano und langgezogenem Flatline-Pfeifton aus.

 

„Double Vision“ ist ein typisches Arena Album mit allen Trademarks, die man von der Band kennt. Die Songs sind obere Neo-Progklasse, die man aber von ihnen auch immer erwartet. Es gibt viele Dinge zu entdecken, natürlich gerade beim epischen Longtrack zum Schluß, der aber nicht an Überstücke wie „Solomon“ oder „Sirens“ herankommt. Dennoch empfinde ich das Album einen Tacken mutiger als „The Unquiet Sky“ und bei der Riege dieser hervorragenden Musiker, wirken selbst Parts, die man meint, von der Band schon einmal gehört zu haben, erfrischend und faszinierend. Paul Manzi passt gut dazu, da er zwar seinen Vorgängern ähnelt, aber mit dem ein oder anderen rauhen Ausbruch hardrockige Momente mit einbringt.

 

Natürlich ist „Double Vision“ wieder hervorragend produziert und das Artwork von Joao Martins (Grendel) ist ein echter Hingucker. Manche finden das Portait mit den doppelten Augen und Lippen gruselig (meine Tochter), andere faszinierend (ich).

 

Nein, „Double Vision“ kommt nicht an das in diesem Jahr gefeierte, 20-jährige „The Visitor“ heran. Solch ein Album schreibt man meist halt auch nur einmal im Leben. Trotzdem ist das neue Arena Album ein Werk, daß keinen Fan und Progster enttäuschen wird.  



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