VÖ: 21.07.2023
Label: Iron Shield Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Schon der Vorgänger „V“ war nicht von schlechten Eltern. Aber jetzt mit „VI-Molten Rainbow“ setzen die kanadischen Vollblut-Metaller Antioch noch einen obendrauf. Sie werden zwar zur New Wave der Heavy Metal Szene dazugerechnet, wurden allerdings bereits 2013 gegründet und, wie der Albumname ja auch ausdrückt, hat man bereits fünf Alben veröffentlicht. Das erste war allerdings ein Mini-Album, genauso wie „V“ eher eine EP war, als ein vollständiges Werk.
Die Judas Priest-Huldiger haben nochmals an ihrem Sound geschraubt. In der Regel zwar schnell und kraftvoll auf den Punkt kommend, dürfen es nun durchaus auch mal schleppendere Songs/Passagen sein, die aber nicht minder metallisch rüberkommen. Und was Sänger Nicholas Allaire betrifft, so hat er ab und an immer noch eine gewisse Alice Cooper Ähnlichkeit in petto, setzt aber auch oft eine cleane Gesangsnote und screamt herrlich durch die Gegend wie ein junger Dirkschneider oder Ellsworth. Grandios mit welcher Intensität, ja beinahe Hysterie der Knabe mitunter zu Werke geht.
Fantastisch auch die Riffs und Läufe von Gitarrist (und Bassist) Jordan Rhyno, der sich ähnlich wie beim Vorgängeralbum in bester Tipton/Downing-Manier selbst duelliert. Und nach wie vor stellt sich die Frage, wie man das Ganze denn live umsetzen will. Ohne zweiten Gitarristen ist das fast unmöglich. Egal, die Saiten sägen, riffen und befeuern den puren Metal-Anstrich der neun Songs. Beim Opener „Defiler“ und dem folgenden Titelstück „Molten Rainbow“ kratzt man in bester Running Wild-Manier erst ein mal unverkennbar am Teutonen-Stahl der 80er Jahre, auch der Gesang hat ein wenig Rock’n Rolf im Gepäck.
Doch im Verlauf schleichen sich auch die ein oder anderen Maiden-Läufe ein, schlepperndere Nummern wie „Imps In The Coal“, „Temple Of Black Fire“ oder „The Harvest Tale“ nehmen ein bisschen Druck vom Kessel, wobei aber Drummer Brendan Rhyno zusätzliche Power aufbaut. Die ein oder andere Melodie und auch mancher Refrain schraubt hierbei etwas am Powermetal, der ein gewisses Maß an Epik hinzufügt.
Es macht einfach immensen Spaß, das Album immer wieder von vorne aufzulegen, den großartigen Drive, den die Songs rüberbringen, aufzusaugen und sich von Gitarrensalven der Judas Priest-Klasse und dem variabel giftigen Gesang beeindrucken zu lassen. An Antioch sollte der wahre Heavy Metal-Kenner, der vor allem traditionell unterwegs ist, auf keinen Fall vorbeigehen. Die Kanadier lohnen sich.
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