VÖ: 14.05.2021
Label: Iron Shield Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
….und wieder so eine Band, die bisher bei mir völlig unter dem Radar gelaufen ist. Antioch aus Kanada. Dabei bringt die Truppe dieser Tage bereits ihr fünftes Album heraus, die Bandgründung geht zurück auf das Jahr 2013. Also, ganz so alte Hasen sind sie noch nicht und auch musikalisch kann man Antioch mehr den ungestümen, ungezügelten jungen „Wilden“ hinzurechnen, die im Augenblick die sogenannte NWOTHM-Szene bevölkern. „V“ haben die Männer dann auch stilecht dieses Album getauft.
Im Gegensatz zu ihren kanadischen Kollegen Striker setzen Antioch aber mehr auf Traditionen der Mitt-Achtziger-Jahre. Im pfeilschnellen Speedmetaller und Opener „Hang The Eagle“ liefert sich bespielsweise Gitarrist (und gleichzeitig Bassist) Jordan Rhyno selbst famose Gitarrenduelle, die stark an Tipton/Downing der Judas Priest Phase zu „Defenders Of The Faith“-Zeiten erinnern. Wie die Jungs das aber live umsetzen wollen, ist mir ein Rätsel. Hier bedarf es definitiv zumindest für Live-Auftritte eines weiteren Axeman. Auch holt der zurückgekehrte Drummer Brendan Rhyno so viel Dampf aus seinen Kesseln, daß man sich nebenbei auch noch an selige Exciter-Momente erinnert fühlt. Dem hier etwas kreischigen Gesang von Vokalist Nicholas Allaire stehen amtliche Shout-Chöre im Refrain zur Seite. Hochklassiger Auftakt.
Bim folgenden „On A Ledge“ ändert sich die Ausrichtung mehr in Richtung Eingängigkeit und Melodien. Den Refrain könnte man beinahe schon als kommerziell bezeichnen. Der Solo-Gesang von Nicholas Allaire orientiert sich stark an Alice Cooper und auch die Musik ist gar nich so weit weg von den 80er Alben des Altmeisters. Dies ändert sich auf in den folgenden Songs nicht mehr. Das trotz seiner 7 ½ Minuten recht kurzweilige „A Facade At The Third Castle“ beweist nachhaltig die Qualitäten des Trios. Viele tolle Gitarrenriffs und eingängige Rhythmen ziehen sich quer durch das Stück. Nicholas verabreicht den ein oder anderen hohen Scream, verbleibt aber ansonsten in Alice Cooper Timbre und somit düsterer Gesangsstimme.
Ein wahrer (Power)Metal Smasher kommt anschließend mit „Demon Wick“, bevor „Cloven Hooves“ die ganze Angelegenheit ein wenig in Richtung W.A.S.P. verschiebt. Der Abschlußtrack kommt soundmäßig ein wenig geerdeter rüber und haut nicht ganz so mit immens wuchtigen Drums auf den Putz.
Antioch sind eine tolle Alternative zu Bands wie Enforcer, Striker, Stallion und wie sie nicht alle heißen. Allerdings liegen die Wurzeln der Kanadier um einiges mehr im Stil der Klassiker von Bands, die Mitte der 80er Jahre grandiose Alben herausbrachten wie eben Judas Priest oder auch die Scorpions. Und der etwas an Alice Cooper erinnernde Gesang bringt eine zusätzlich interessante Facette in den Sound der Jungs, so daß „V“ für viele Fans traditionellen Metals eine Bereicherung darstellt. Mit gerade mal 27 Minuten ist das Album allerdings sehr kurz und schafft es gerade mal so über EP-Niveau. Dafür gibt’s aber auch keine Füller oder Ausfälle zu verzeichnen. Somit alles richtig gemacht, Antioch.
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