VÖ: 04.12.2020
Label: Dutch Music Works
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Die Band Ann My Guard habe ich vor zwei Jahren beim FemME im niederländischen Eindhoven kennengelernt. Sie hatten seinerzeit zwei Auftritte, die Release Show für ihr drittes Album “Moira” und am Schlusstag ein Akustik-Set. Zwei Jahre später wird nun der Nachfolger “Furia” veröffentlicht. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Album oder eine EP ist. Von der Länge her sicher letzteres, aber die Band bezeichnet es Album. Also belassen wir es dabei. Ann My Guard wurde 2007 von Sängerin und Bassistin Eszter Anna Baumann in Ungarn gegründet. Inzwischen leben wohl mehrere Bandmitglieder in den Niederlanden.
Erfreulich ist, dass es in den letzten Jahren keine Änderungen im Lineup gegeben hat. Das ist bei kleineren Bands durchaus nicht die Regel. Also konnten die Musiker wohl in Ruhe an “Furia” arbeiten, mal abgesehen von den Problemen, die die Corona Pandemie mit sich bringt.
Knapp eine Minute Intro? Ich hätte mir stattdessen eher einen weiteren Song gewünscht. Aber es sind schwere Zeiten, auch und vor allem für Musiker. Deshalb wohl auch die düster klingende Einführung “Eclipse”. Auch die Riffs bei “Nyx” klingen düster. Und der Bass, gespielt von der Namensgeberin der Band, tut sein Übriges. Gesanglich kann Eszter Anna Baumann jedoch überzeugen wie eh und je. Eine Stimme die einen fesselt. Der Titelsong “Furia” startet mit Industrial like Keyboards, bevor auch hier Bass und Gitarren loswummern. Aber auch dazwischen gibt es immer wieder an Industrial erinnernde Gimmicks zu hören, ohne diese jedoch zu übertreiben. ”Child’s Play” klingt etwas hektisch. Aber so sprunghaft sind Kinder nun mal, wenn sie spielen. “The Mourning” ist ein kurzes, rhythmisches und instrumentales Zwischenspiel. Mit einer bedrohlich wirkenden Grundstimmung.
Dahingegen klingt “Aurora” teilweise kämpferisch, hat aber viele beschauliche, melodische Parts. Mit der Morgenröte bricht ein neuer Tag an. Wird es auch ein besserer? “V0id” ist meines Wissens die erste Single aus dem Album. Das Video wurde veröffentlicht gleich zu Beginn der Corona-Kriese. Eine einfache Produktion aus dem Aufnahme-Studio. Schon damals wurden wohl auch schon die Abstandsregelungen eingehalten.
"Furia ist eine Allegorie aus Trauer, Einsamkeit, Angst und nicht geheilten Wunden, entstanden in den ersten Wochen der Quarantäne."
Das merkt man bei diesem Mini-Album auch an allen Ecken und Enden. Das ist wohl auch der Grund für die ungewohnte Kürze. Trotz allem zeigen Ann My Guard, dass sie zu den besten Alternative Metal Bands ihres Heimatlandes gehören, vielleicht sogar in Europa. An ihrer düsteren Ausrichtung, die man schon auf dem Vorgänger hören konnte, hat sich nicht viel geändert. Sie sind noch ein wenig düsterer, noch ein wenig wütender als zuvor. Schön, dass auch kleinere Bands ihre Fans in diesen Zeiten mit guter Musik von den Alltagsproblemen etwas ablenken.
Diese Review ist offiziell erschienen durch Rainer Kerber bei KEEP ON ROCKIN' MAGAZINE
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