VÖ: 11.03.2022
Label: A Chance For Metal Records / SPV
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Es scheinen momentan gute Zeiten für Gitarristen zu sein. Erst brachte Yngwie Malmsteen ein neues Album heraus, dann Steve Vai und Joe Satriani hat auch schon Neues angekündigt. Mittenrein scheppert jetzt auch noch Andreas Dötsch. Kennt ihr nicht ? Nun, der gute Andreas ist zum einen Mitglied von Steelpreacher, hat auch schon bei Wolfen mitgewirkt und ist unter dem Namen Andi The Wicked zudem als Solokünstler unterwegs. Und unter diesem Banner veröffentlicht er jetzt sein zweites Instrumentalalbum „Sexually Transmitted Mojo“.
Anders als beispielsweise die Kollegen Malmsteen oder Vai ist es bei Andreas Dötsch nicht das Ziel, das vorhandene Können in möglichst vielen Skalenwanderungen darzustellen und dadurch eher Musiker anzusprechen, sondern Andi The Wicked bietet „echten“ Metal an, der musikalisch eigene Geschichten erzählt und auf großartige Effekthascherei verzichtet. Dabei ist Andreas ebenso ein begnadeter Gitarrist und zeigt jederzeit, was er kann.
Zusammen mit Drummer Jan Hinz wird mit „Staccato Mayhem“ losgelegt und man straft mich erst einmal Lügen, denn der Auftakt erfolgt äußerst frickelig. Dennoch sind es die flotten Melodien die überwiegen sowie metallisches Powerdrumming. Manch Tempiwechsel müssen es natürlich sein um die Geschichte spannend zu gestalten.
Bei „Just A Tale“ bringt Andi reichlich fuzzige Elemente ein, langsam beginnend und immer flotter werdend bis zum genialen Tappingsolo. Metal rules, auch ohne Gesang, mit dem Titeltrack „Sexually Transmitted Mojo“, das von einem Zwiegespräch beim Urologen handelt (oha !). Treibend und mit guten, harten Riffs entwickelt sich ein fulminanter Sound, der aber auch klassisch melodische Passagen liefert.
Kurze spanish guitar ertönt im einminütigen „The Wicked Interlude“, quasi die Einleitung zum über 10-minütigen Herzstück des Albums „Four Chapters“. Anscheinend besteht die Nummer wirklich aus vier Parts thematisch beginnend in einer heilen Welt, die zunehmend bedroht und dann in Schutt und Asche gelegt wird. Bei dem am Ende aber das Gute wieder emporsteigt und das Böse bekämpft. Ok, musikalisch umgesetzt wird das von Andi mit langsamem Auftakt, immer dynamischer werdendem, vollem Sound und spannenden Riffs, sowie erstklassigen Melodiebögen inklusive wuchtiger Drumbeats. Ein Break verlangsamt den Akt erneut und lässt sich weiter entwickeln in schnelleren Passagen bis hin zum frickeligen Ende.
Klassische Stakkato-Rhythmen und klassiche Spielereien erleben wir bei „The Classical Part Act Two“ (wo sich Part eins befindet weiß ich allerdings nicht). Im Anschluß hat Andreas dann anscheinend den Blues bekommen (um es mit Gary Moore zu sagen) und lässt, wie der Titel „Heavy Blues“ schon sagt, diesen mit Heavy Metal verschmelzen. Ein Beweis, daß beide Stilarten absolut zusammen funktionieren können.
Mit Marschrythmen, aber auch toller Melodie lässt Andi The Wicked das Albumfinale „Too Dumb To Quit“ eröffnen. Mit Wah-Wah-Effekten garniert und duellartigen Riffs, gibt’s nochmal einen echten Smasher auf die Ohren. Die im Infoblatt erwähnten asiatischen Momente höre ich allerdings nicht raus.
Sozusagen als Schmankerl, Bonus oder wie man es bezeichnen will, hat Andi noch ein Gitarrensolo einer Live-Show mit Steelpreacher spendiert. Er nennt es hier „Drunk and Dirty Guitar Solo live“ und das Ganze klingt doch erheblich nach Eddie Van Halen. Feine Zugabe also.
Andreas Dötsch aka Andi The Wicked zeigt, daß Instrumentalalben von Gitarristen durchaus Spaß machen können und nicht nur Musiker erfreuen sollen. Klar, auch hier werden verschiedene Stilrichtungen gelebt, aber „Sexually Transmitted Mojo“ wirkt wie ein richtiges Metalalbum, nur halt ohne Gesang. Und da der Junge durchaus super Gitarre spielen kann, macht es das Album zu einer richtig tollen Angelegenheit. Super Andi !!
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Andi (Sonntag, 06 März 2022 21:43)
Mega gut!!!
Danke euch!!!
Liest sich großartig! Vor allem wenn der Verfasser vom Fach ist! �