AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD - XI: Bleed Here Now

Tracklist:

  • Our Epic Attempts 
  • Long Distance Hell 
  • Field Songs
  • Penny Candle 
  • No Confidence 
  • String Theme 
  • Kill Everyone 
  • Growing Divide 
  • Pigments 
  • Golden Sail
  • A Life Less Melancholy
  • Taken By the Hand 
  • Contra Mundum 
  • Darkness Into Light 
  • Water Tower 
  • Sounds of Horror 
  • Protest Streets
  • The Widening Gyre
  • Millennium Actress 
  • Salt In Your Eyes
  • English Magic 
  • Calm As the Valley 


Info:

VÖ: 15.07.2022

Label:  InsideOut Music


Video:


Bewertung:

Autor:  Kerbinator

 

Bewertung:  10 / 10



Schon das Promoschreiben grenzt an Buchlänge. Und auch das neue, elfte Album „XI: Bleed Here Now“ der Texaner And You Will Know Us By The Trail Of Dead (kurz Trail Of Dead genannt) könnte in seiner Umschreibung ganze Bücher füllen. Überspitzt gesagt. Denn was die beiden Hauptakteure Conrad Keely (Vocals, Guitars, Keyboards, Piano, Programming) und Jason Reece (Vocals, Drums, Guitars) mit ihren Mitstreitern auf diesem  Album abliefern, kann man mit ein paar Worten nicht fassen. So vielschichtig, spannend und impulsiv spazieren Trail Of Dead durch die Musikgeschichte der 60er/70er/80er/90er Jahre und der Moderne, ohne zu fremdartig oder ausladend zu wirken.

 

Auf Basis des Alternative-/Progrock gibt es dermaßen viel zu entdecken bei „Bleed Here Now“, daß es bei anderen Bands für einige Alben reichen würde. Dabei fängt alles erst einmal mit gleich zwei Intros an. Mit Stimmen, Moll-Piano und durch Chöre immer intensiver werdend bei „Our Epic Attempts“ und mittel schräger Klänge und hohem Gesang bei „Long Distance Hell“. Der erste „richtige“ Song folgt dann mit „Field Songs“ zu Beginn mit Drums und Klavier, dann mit fröhlich mehrstimmigem Gesang, der an die Beatles erinnert und schönen proggigen Gitarrenpassagen. Langsamer, träumerischer geht’s danach bei „Penny Candle“ zu, wobei wuchtige Drums das Ganze dramatisieren.

 

Immer wieder werden einzelne Abschnitte als Intro oder Zwischenspiel eingefügt, so daß das Album auf die stattliche Anzahl von 22 Songs kommt. Wie gesagt, davon einige als kurze Intermezzi, die dem Album einen gewissen Konzept-Touch verleihen. So folgt beispielsweise auf den rockigen Gitarre/Orgel-Track „No Confidence“, der teils verzerrt tief in den 70ern wildert, eine elegisch traurige Violine und Stimmen („String Theme“), sowie etwas punkiger Background-Krach, der immer weiter in den Vordergrund rückt („Kill Everyone“).

 

Nach gezupfter Gitarre und Wellenrauschen („Growing Divide“), einem elegischen Piano/Gitarre Zwischenspiel („Pigments“), dem verspielt intensiven Beatles-Stück mit weiblichen Chören („Golden Sail“) und dem dramatisch, düsteren Moll-Piano Interlude „A Life Less Melancholy“ folgt mit dem über 11-minütigen „Taken By The Hand“ quasi das Herzstück des Albums. Einfach nur faszinierend, wie Trail Of Dead harte Gitarren und Orgelklänge, verklärt sphärischen Gesang, frickelige Instrumentalparts und tribal-artige Momente zum Schluß in ein großes Ganzen verweben, das einem der Mund offen stehen bleibt. Absolute Klasse und hervorragende Songwriting-Kunst.

 

Doch damit ist es noch nicht vorbei. Mit „Contra Mundum“ betört man mit wunderbaren Melodiebögen und Duett-Gesang mit einer Dame. Bei „Water Tower“ kommt mit Akustik Gitarre und blumiger Art so etwas wie Flower Power-Feelling auf und das teils durcheinander wirkende, an Intensität permanent zunehmende „Protest Streets“ lässt ebenfalls Frauengesang mit einfließen. Ruhig, mit schleppendem Groove („Milennium Actress“) und drei kurzen Ausklangs-Themen (Alternative Rock Style der 70er Jahre = „Salt In Your Eyes“, symphonische Streicher mit elegischen Synthies = „English Magic“) klingt dieses absolute Meisterwerk alternativ progressiver Rockmusik fantastisch aus.

 

 

Nein, es ist wahrlich nicht einfach, sich über „XI: Bleed Here Now“ kurz zu fassen. Zu viel passiert, zu viel gibt es zu erzählen über Wendungen, Melodievernetzungen, Wechselbäder intensiver und entspannter Spielweise…und und und. Man muß dieses Album einfach erleben und jeden Ton entdecken. War bisher das 2005er Album „Worlds Apart“ von Trail Of Dead so etwas wie das Non-Plus-Ultra in der Bandgeschichte, so dürfte dies nun von dem neuen Album abgelöst werden. Nichts anderes als die Höchstnote wird diesem musikalischen Höchstgenuß gerecht. 



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