VÖ: 16.10.2020
Label: Rookies & Kings
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Schon wieder so eine Deutschrock Kapelle...dachte ich, als ich mir das Infoschreiben zum Debut Album „Einzelkämpfer“ von Ampex aus dem Sauerland durchlas. Doch hoppla !! Was mich dann erwartete, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Klar, Musik dieser Art assoziiert man immer irgendwo mit den Platzhirschen Ärzte oder Hosen und gerade im Berich der Refrains sind Ampex nicht weit von Letzteren entfernt. Dennoch ist die Fähigkeit von Ampex, wirklich eindrucksvolle Lyrics zu schreiben und mit einer vorhandenen musikalischen Leichtigkeit rüberzubringen, schon beachtlich.
Dabei nehmen Ampex kein Blatt vor den Mund, und manche Songs werden so schön neu-deutsch bereits als explizit eingestuft. Dennoch ist die Band weit davon entfernt, großartig auf derbe Effekthascherei zu setzen, sondern es sind eher die mitunter brisanten Themen, die vielleicht dem ein oder anderen etwas die Luft wegbleiben lassen könnten. Zartbesaitete oder gar selbstmordgefährdete Pesonen sind bei Ampex eher falsch am Platz. Zu intensiv und schonungslos gehen die Sauerländer mit dem ein oder anderen Thema um.
Für die Texte zuständig ist Bassist Siggi, doch intoniert werden diese natürlich von Sänger Mo. Und nach einem kurzen melodischen Intro, stellt er beim Opener „Virus deiner Zeit“ dar, daß er ein recht guter, eingängiger Sänger ist, der schon in gewisser Art und Weise eine dieser typischen Deutschrock-Stimmen besitzt, aber sehr angenehm rüberkommt und nie durch beispielsweise Gebrüll Härte beweisen muß. Der Opener ist keineswegs ein Song über die aktuelle Pandemie, sondern bezeichnet, wenn ich das recht vestehe, die Menschheit an sich als den Virus der Zeit. Gitarrist Felix liefert dazu, wie bei den meisten der folgenden Songs auch, recht einfach gestrickte, aber effektive Rock-Riffs, die in melodischem Einklang mit dem Gesang stehen und ab und an durch eine feine Melodie ergänzt werden.
Am beeindruckendsten sind bei Ampex aber die brillianten Refrains, die teils mehrstimmig ähnlich den Toten Hosen zum Mitsingen einladen und außer den ruhigeren, balladesken Nummern mit ordentlich Dynamik geschmettert werden. Bei „Wir gegen Euch“ bekommen die kommerziellen Radiostationen ihr Fett weg, die den lieben langen Tag unsägliche und widerliche Songs von ungenießbaren Interpreten immer und immer wieder pushen. Bei „Schmerz vergeht“ lässt man keine guten Federn an der verflossenen Liebe und bei „Einer von Vielen“ werden eitle, selbstherrliche Personen umgehend an die Wand gedrückt.
Wie erwähnt, gibt es auch ein paar ruhigere Nummern, die teils verzweifelt und melancholisch wirken, auch mal gut ans Lagerfeuer passen würden, aber eben halt auch manchen herunterziehen könnten. „Ich hab gelebt“ macht sich Gedanken über den sogenannten letzen Weg und was im Leben so alles passiert ist. „Lasst mich gehen“ will einfach nur, daß man von der Vergangenheit wegkommt. Schonungslos wird dargelegt, das „Scheisse passiert“ und man nur mit Alkohol nicht aus der präkeren Lage herauskommt. Das Titelstück „Einzelkämpfer“ informiert, daß man es in der Gemeinschaft viel einfacher hat, als ein Einzelgänger, der seinen tristen Alltag alleine zu bewältigen versucht. Man sieht, Ampex wollen nicht nur anklagen, sondern auch positive Stimmungen ausrufen, um der Menschheit zu helfen. Vieles spiegelt das Alltagsleben von vielen wieder, die Band ist damit absolut am Puls der Zeit.
Musikalisch ist „Einzelkämpfer“ ein packendes Deutschrock-Album, das mit recht einfachen Mitteln viel erreicht. Einige hitverdächtige Songs, die natürlich im deutschen Radio nie zu Hits werden können, lassen auch in Zukunft auf Großartiges hoffen. Für ein Debut Album ist „Einzelkämpfer“ wahrlich ein starkes Statement. Hut ab !!
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Gambina (Dienstag, 20 Oktober 2020 19:25)
Die Jungs tragen bestimmt saucoole lebendige Ampex-Hosen.�����