VÖ: 26.11.2021
Label: Rookies & Kings
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Der Vorgänger „Einzelkämpfer“ ist in die Top-40-Charts in Deutschland eingedrungen. Und das zu Recht. War das Album von Ampex aus Wittgenstein doch ein Vorzeigewerk deutschen Punkrocks in bester Hosen-Manier. Und das, obwohl viele Songs explizite Lyrics beinhalteten. Jetzt, ein Jahr später, sind die Jungs zurück, um mit „Alles was Du brauchst“ geradewegs so weiterzumachen. Eins vorweg, das neue Album ist genauso gnadenlos gut, wie das letzte. Vielleicht nicht mehr ganz so zynisch und anklagend.
Dafür haben die Refrains beinahe noch an Eingängigkeit und Mitsingbarkeit durch die Band zugenommen. Sänger Moritz bringt die Lyrics wieder in typischer Deutchrock-Art a’la Campino rüber, klar und deutlich, mit Aussagekraft. Für mich machen zusätzlich die Gitarrenmelodien von Felix und Moritz den Unterschied aus, denn mal könnten diese auch von einer reinrassigen Heavy Metal Band stammen, dann wiederum holt man grandiose Melodien raus, die echt wunderschön reinlaufen, wie beim fast schon epischen Abschluß des Albums mit dem 8-minüter „Eine neue Hoffnung“.
Vorher gibt’s aber erst einmal wieder eine Vollbedienung deutschen Liedguts. Angefangen bei der Selbsthuldigung „Ampex ist zurück“, das flott gespielt anhand der einfachen Fun-Punk Rhythmen ein wenig an die Ärzte erinnert. Und auch das folgende Titelstück „Alles was Du brauchst“ geht mit grandios eingängigem Refrain in Richtung Tote Hosen/Ärzte.
Etwas melancholischer werden Ampex, wenn von „1000 Gräber“ die Rede ist, das Tempo wird demnach hier auch etwas zurückgefahren. Auch „Elend und Leid“, mit gesellschaftskritischem Unterton (wie bei einigen Songs), geht mehr in Richtung zynischer Deutschrock/-metal und zeigt Ampex von ihrer für manche unangenehmen Seite. Das ist aber durchaus positiv gemeint.
Dagegen stellen die Jungs aber auch mal einen Song wie „Wieder vor der Theke“. Ein astreines Sauflied zur Reunion der Kneipenszene nach der Pandemie. Gerne würden wir alle solch einen Song unfallfrei wieder zusammen schmettern. Weckt Sehnsucht meine Herren. Hier könnte man auch die Stücke „Was mir fehlte“ und „Alles wird gut“ hineininterpretieren. Doch diese sind wieder reine Ampex-Smasher mit starken Refrains und ohne diese Funpunk-Attitüde.
Obwohl Ampex mit Dominik Strackbein einen Drummer in den Reihen haben, klingen die Drums auf dem Album ein wenig nach Drumcomputer. Mag sein, daß ich mich hier täusche, aber ich denke, live knallen die Songs noch um einiges mehr. Das könnte man jetzt als kleinen Kritikpunkt anführen, muß man aber nicht, da dieser Umstand nicht sonderlich ins Gewicht fällt.
Vielleicht war „Einzelkämpfer“ auf einzelne Songs zurückblickend ein wenig intensiver und auch unbequemer, dennoch ist „Alles was Du brauchst“ ein Album, welches nahtlos an den Vorgänger anknüpft und auch wieder viele nachhaltige Hymnen im Gepäck hat. Ampex zielen sicherlich nicht bewusst auf Charttauglichkeit ihrer Songs, aber ich denke, auch mit diesem Werk lässt sich das erneut nicht verhindern. Ein Rückschritt ist das neue Album auf keinen Fall.