VÖ: 25.03.2022
Label: Massacre Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 9 / 10
Hard Rock bzw. Heavy Metal aus der Schweiz ist beileibe nichts Ungewöhnliches. Man denke nur an Krokus, Gotthard, Shakra oder auch Crystal Ball. Hier kommt eine weitere Band aus dem Alpenländle. Allison wurden bereits 1986 gegründet. Und eigentlich stand der Band eine große Zukunft bevor. Viele Auftritte im In- und Ausland stehen auf der Habenseite. Unter anderem im Vorprogramm von Van Halen, Bon Jovi und Asia. Und sie hatten große Glück, im ausverkauften St. Jakobstadion in Basel für Thunder, Van Halen und Bon Jovi zu eröffnen. Vor 55.000 begeisterten Fans. Und dann kam der Grunge und kaum jemand interessierte sich noch für Hard Rock. Also wurde die Band auf Eis gelegt. Aus der ersten Schaffensperiode stammen zwei Studio-Alben.
Ein Viertel Jahrhundert später trafen sich drei der Gründungsmitglieder und fanden, dass es an der Zeit war, Allison wiederzubeleben. Das Resultat „They Never Come Back“ wurde im November 2020 über 6003 Records veröffentlicht. Das Re-Release via Massacre soll nun den weltweiten Bekanntheitsgrad erhöhen.
Mit „The River“ starten die Schweizer doch recht Heavy, im Midtempo-Bereich. Das Besondere ist natürlich der Gesang von Frontfrau Janet La Rose. Mit dieser leicht kratzig klingenden Stimme haben sie ein echtes Juwel in ihren Reihen. Aber wir wollen mal nicht ihre Mitstreiter vergessen. Bassist Pierce Baltino und Schlagzeuger Sean Evans legen das rhythmische Fundament, während die beiden Gitarreros mit knalligen Riffs und exzellenten Soli glänzen. „Edge Of Golden Days“ und „Crank It Up“ bieten Blues Rock Feeling vom Feinsten.
Die Refrains kann man stets schnell mitsingen. Und bei „Edge Of Golden Days“ kann man als Gadget eine Maultrommel hören. Während bei „Crank It Up“ Southern Rock Elemente eingebaut wurden. Wer es eher balladesk mag, kommt bei „Hang Tough“ voll auf seine Kosten. Nach einer genialen Gitarreneinleitung präsentiert sich der Song mit wunderschönen Hooklines. Dazu der schmachtende Gesang von Janet. Auch „Beautiful World“ gehört zu den ruhigeren Songs auf dem Album. Ein filigranes Gitarren-Solo ist dann das i-Tüpfelchen. „Blackbird“ erinnert dann wieder an urwüchsigen Rock aus den US-Südstaaten. „Merry-Go-Round“ punktet mit einem großartigen Refrain. Dem Gitarrensound wird mit Hilfe einer Talkbox ein Wah-Wah Effekt aufmoduliert. Das hört man heutzutage nicht mehr allzu häufig. Schön, dass es noch Künstler gibt, die sich dieser alten Technik noch bedienen.
Schöne Hooks, gezielt gesetzt Riffs sowie erneut die Einladung mitzusingen, sind das Aushängeschild von „Rock High“. Bei „Can You Hear Me“ geht dann so richtig die Post ab. Hier verlassen Allison den gewohnten Midtempo-Bereich. DER Headbanger des Albums. Die Gitarristen können erneut brillieren. Nach diesem Tempohöhepunkt geht es zurück in die gewohnten Midtempo Gefilde. Bei „Open Water“ wabert die Hammond Orgel dezent zu den Rock-Klängen.
Ich habe mir auch die beiden Alben „One“ und „Wonderland“ zum Vergleich angehört. Allison sind sichtlich gereift. Das macht sich vor allem beim Gesang bemerkbar. Janets Stimme klingt kräftiger, aber auch rauer als vor fünfundzwanzig Jahren. Wie auch der gesamte Sound viel kraftvoller und voluminöser wirkt. Da haben Tommy Vetterli und Claudio Cueni ganze Arbeit geleistet. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln, dann ist es die Dominanz des Gesangs. Wenn Janet singt, lenkt sie alle Aufmerksamkeit auf sich und drängt die Instrumente in den Hintergrund. Aber auch die Instrumentalisten machen einen guten Job. „The Never Come Back“ ist ein überaus gelungenes Comeback, das zurecht nun von einem größeren Label weltweit vertrieben wird.
Review ist außerdem erschienen bei KEEP ON ROCKING MAGAZIN
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