VÖ: 25.08.2023
Label: earMusic
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Das letzte Album „Detroit Stories“ (2021) war etwas Spezielles für Alice Cooper. Er huldigte damit der Stadt in der er aufgewachsen war und spendierte dem Album allerlei Zutaten, die der damaligen Szene (Motown etc.) gerecht wurden. Dennoch war das Album unterm Strich doch typisches Alice Cooper Material, der Herr kann seinen Sound glücklicherweise halt nicht verstecken. Mit dem 22. Studioalbum „Road“ kehrt Vincent Damon Furnier nun endgültig zurück in die Zeit, als seine Karriere mit Alben wie „Billion Dollar Babies“, „Killer“, „Love It To Death“ und „Welcome To My Nightmare“ seinen fulminanten Verlauf nahm.
Vorbei scheinen also nun die Zeiten zu sein, als man mit „Raise Your Fist And Yell“ und vor allem „Thrash“ moderner und chartorientierter wurde, was in Folge dann auch einige recht zwiespältige Alben zu Tage förderte. „Road“ kehrt, wie gesagt, eher zurück in die 70er und das, obwohl (oder gerade deswegen) alle seine Mitstreiter auf diesem Album ihre eigenen Ideen mit einbringen durften. Denn „Road“ wurde mit seiner aktuellen Touringband aufgenommen. Also Tommy Henriksen, Ryan Roxie und Nita Strauss (Gitarren), Chuck Garric (Bass) und Glen Sobel (Drums).
Los geht’s mit „I’m Alice“, einer Hommage quasi an sich selbst. Wuchtige Drums und Riffs steuern zu dem erzählerischen, wie immer meist etwas theatralischen Gesang von Alice Cooper und einem tpyischen, old schooligen 70er Refrain hin. Mehrstimmige Backings und ein gutes Gitarrensolo runden den starken Opener ab, der sicherlich demnächst zum Live-Repertoir des Meisters zählen wird. Ein flotter Hard Rock-Feger folgt mit „Welcome To The Show“, der im Refrain ein bisschen Musical-Charakter offenbart.
Mit bluesiger Gitarre und Bläsern durchzogen kommt dagegen „All Over The World“ daher, bevor Cooper’s langjähriger Weggefährte Kane Roberts bei „Dead Don’t Dance“, einer düster groovenden und wuchtig brummenden Nummer, sein Stelldichein gibt. Inklusive einem reichlich crazy auftumpfenden Solo am Ende. Nach dem Südstaaten-Rocker und Fußwipper „Go Away“ lässt Alice Cooper bei „White Line Frankenstein“ doch tatsächlich sleazige Klänge zu. Der Song passt also noch am ehesten in die „Thrash“-Phase und der Refrain ähnelt ein wenig Warrant’s „Cherry Pie“. Außerdem liefert hier Tom Morello (Audioslave) ein Gastsolo ab.
Mit Ragtime-Piano und funkigen Basslinien bekommt „Big Boots“ die fröhlichste, witzigste Note des Albums und fällt ein wenig aus dem Rahmen. Ist dafür aber eine echte Tanznummer mit dazugehörig breitwandigem Gitarrensolo. Nach dem straighten, mit giftigem Gesang kommenden Rock’n Roller „Rules Of The Road“ folgt mit „The Big Goodbye“ das härteste Stück des Albums. Heavy Riffs, ein knallhartes Gitarrensolo und der um einiges aggressivere Gesang von Alice Cooper zeigen hier eindrucksvoll die metallischere Seite, die es auch früher immer mal wieder zu bestaunen gab.
Der Ausklang des Albums mit dem coolen „Road Rats Forever“, das mit Zwiegespräch-Gitarren, bluesiger Note und mehrstimmigem 70er Refrain glänzt, der ruhigen Akustik-Gitarren Ballade „Baby Please Don’t Go“ und dem theatralischen „100 More Miles“, das erst verklärt beginnt, dann mit erzählerischem Gesang und mehrmals langgezogenem Scream inklusive Glockenschlag wieder typiches Alice Cooper Futter bietet, steht wieder ganz im Zeichen der frühen Jahre und dürfte jedem Alice Cooper Fan das Herz erwärmen.
Zum Abschluß gibt’s dann noch kultigen Midtempo-Groove mit der The Who-Coverversion „Magic Bus“, dem die Alice Cooper Würze ziemlich gut steht. Das von Bob Ezrin natürlich hervorragend produzierte „Road“ ist ein Alice Cooper Album, wie es sich besser die Fans (gerade der 70er Jahre) nicht wünschen konnten. Alles, was man am Meister so liebt, ist vorhanden. Und dennoch zeigt sich Alice Cooper heutzutage vielseitiger denn je. Der Mann ist einfach unverwüstlich und das kann gerne noch ein paar Jährchen so bleiben.
(Photo Credit - Jenny Risher)
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