VÖ: 10.04.2019
Label: Progressive Gears
Autor: Kerbinator
Bewertung: 7,5 / 10
Als ich letztes Jahr während des Sizilien Urlaubs einen Ausflug zum Ätna gebucht hatte, ging es unterwegs auch mit Aufenthalt an der imposanten Alcantara Schlucht vorbei. Ob sich Alcantara nach dieser Schlucht benannt haben, weiß ich nicht. Fakt ist, diese Psychedelic Prog Jungs kommen aus Sizilien und zwar aus der neben Palermo größten Stadt, Catania.
Mit „Solitaire“ hat das Sextett im April 2019 ihr Debut Album herausgebracht. Schaut man auf's Line Up, wundert man sich über gleich drei Gitarristen. Dennoch ist die Musik von Alcantara nicht unbedingt nur gitarrenlastig, sondern eher gleichberechtigt neben Orgel und Keyboards. Komischerweise wird aber kein Tastenmann in der Besetzung aufgezeigt.
Stimmengewirr beginnt das Album mit dem Song „Treefingers“, dem ruhiger Gesang von Sergio Manfredi im Verbund mit Piano folgt. Schrillere Töne und sphärische Gitarrenklänge kündigen nach 3 ½ Minuten flottere Passagen an. Der Gesang wird immer intensiver und offenbart die wunderbare klare Stimme von Sergio. Etwas funkigere Rhythmen zaubert Salvo Di Mauro (rhythm guitars) leger bei „Logan“ aus dem Ärmel. Der psychedlische Faktor der Musik von Alcantara kommt hier erstmals zum tragen. Nach einem Break erleben wir ein tolles Gitarrensolo von Francesco Venti im besten Steve Rothery (Marillion) Stil.
Elegisch und ruhig beginnt es bei „Bad Bones“. Dem Titel entsprechend ist der Track etwas düsterer Natur und auch von der Spannung her drückender als bisher. Dem obligatorischen Gitarrenpart wurden hier vorgelagerte Drums spendiert (Turi Platania). Entspannt und im Gesang beinahe flüsternd startet das fas 10-minütige „After the Flood“. Verklärte ruhige Passagen und die aufkommenden Keyboards bringen die Musik in Richtung Neoprog. Möwengeschrei und Meeresrauschen lassen uns mit Orgelklängen und ruhigem Gesangspart auf der Wasseroberfläche treiben, bevor uns Francesco Venti mitnimmt auf eine lange Gitarren-Reise. Sehr gelungene Komposition.
Es folgt ein kurzes Gitarren-Zwischenspiel („Solitaire“) bevor mit „Faith“ nach abermals ruhigem Beginn eine härtere Nummer mit teils mehrstimmigem Gesang, Erzähler-Parts und intensivem, anklagenden Gesang emporkriecht. Der Songs nimmt im Verlauf dramatische Züge an, was dem Sound von Alcantara absolut gut tut, um nicht in zu seichte Gewässer abzudriften. Erneut eine Sprecher-Ansage in Verbindung mit psychedelisch dröhnenden Klängen erleben wir beim kurzen „The Resistance“. Dieser ruhige Moment mit erneut geflüstertem Gesang leitet über zum Abschlußsong und zweiten Longtrack „Seasons“ (09:25 Minuten). Mystische Gitarrenriffs, ruhiger Gesang, progtypisch gezupfte Saiten und ein gutes Solo bilden die Quintessenz dieses gitarrenorientieren Songs. Das Ende allerdings klingt irgendwie fröhlich, um nicht zu sagen lustig.
Alcantara haben „Solitaire“ im Prizip schon vor einem Jahr veröffentlicht. Progressive Gears haben sich nun den Sizilianern angenommen um dem Album eine höhere Verbreiterung zu gewähren. Die Italiener sind musikalisch bereits sehr weit und verbinden Können mit ansprechendem Songwriting. Im prog-psychedelischen Bereich erinnern manche Momente an Pink Floyd, Gitarren und Keys manchmal an Marillion. Einen explodierenden Vulkan erleben wir mit „Solitaire“ zwar nicht, dafür ist die Gesamtausrichtung meist zu ruhig, aber für eine Erkundung, wie bei der gleichnamigen Schlucht, sind Alcantara spannend genug. Man darf gespannt sein, was von dieser Band noch so alles in Zukunft kommt.
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