VÖ: 13.01.2023
Label: Napalm Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8,5 / 10
Satte acht Jahre sind vergangen, seit die selbsternannten Nautic Doomer Ahab ihr letztes Album „The Boats Of The Glen Carrig“ herausgebracht haben. Klar, im Doom geht alles etwas langsamer zu, aber acht Jahre sind eine echt lange Zeit und die Gefahr in Vergessenheit zu geraten groß. Jetzt kommt aber das fünfte Werk „The Coral Tombs“ und macht klar, was der Metal-Gemeinde all die Jahre gefehlt hat. Nämlich spannender, teils bedrückender und mitunter auch epischer Doom, dem Ahab wie keine andere Band ihren Stempel aufdrücken. Auch „The Coral Tombs“ klingt wie ein Wechselspiel von erhabenen Weiten der großen Meere und der düsteren Tiefe der See, die einen mit in den Abgrund zieht.
Konzeptionell haben sich Ahab bei „The Coral Tombs“ bei Jules Verne’s „20000 Meilen unter dem Meer“ bedient, das Artwork ist dabei wieder um einiges düsterer geraten, wie das des Vorgängers, welches für Ahab-Verhältnisse doch arg bunt erschien. Auch zwei Gäste hat man sich geholt. Zum einen Chris Noir von Ultha, zum anderen Greg Chandler von Esoteric, die sich am Anfang und Ende des Albums stimmlich verewigen durften. Das Werk startet mit „Prof. Arronax‘ Descent Into The Vast Oceans“ und erwartungsgemäß mit unheilvollen Klängen. Tiefe Growls und Geschrei zunächst, wandert der Song alsbald in ruhigere Parts mit dem immer klagevoll wirkenden Cleansgesang von Sänger/Gitarrist Daniel Droste ab. Eben wie die bekannten, angesprochenen Wechselgefühle zwischen mächtiger Erhabenheit/Schönheit und dunkelster Abgrundtiefe. Auf dem neuen Album wird dabei mehr Wert auf diese cleanen Gesänge gelegt als jemals zuvor bei Ahab, was frühere Black Metal-Essenzen auf ein Minimum reduziert.
Mächtig aber auch hochmelodisch folgt „Colossus Of The Liquid Graves“, welcher im Prinzip den Faden des Openers aufnimmt und die Story weiterspinnt. Die Spannungskurve und der Aufbau sind dabei dem ersten Song ähnlich. Mit Blubbern, Glöckchen und Twin Gitarren Rhythmen von Droste und Gitarrist Christian Hector geht’s weiter mit „Mobilis In Mobili“. Wuchtige Drums (Cornelius Althammer) zementieren die zähflüssigen Riffs. Tiefe Growls und traurig-schöne Klänge lassen die Gänsehaut anwachsen. Unterbrochen von einem elegischen Gitarrenpart führt der Song hin zu marschierenden Rhythmen und Chorgesang. „The Sea As A Desert“ lässt ebenfalls erst einmal leichte Elegien mittels gezupfter Gitarre zu, bevor der Song heftig und wuchtig ausbricht und den ureigensten Nautic Doom von Ahab aufleben lässt.
Mittlerweile sind wir im Bereich angekommen, wo alle Songs die 10-Minuten Marke überschreiten. Was aber keinesfalls Langeweile bedeutet, sondern eher noch die Epik des Ahab-Schaffens unterstreicht. Auch das zähe, mit ruhigen und verklärten Passagen bewanderte „A Coral Tomb“ steuert beeindruckend durch die aufgewühlte See. Flüsterparts und natürlich heftige Soundausbrüche inklusive. Mit extrem ruhigem Gitarreneinstieg beginnt „Aegri Somnia“. Schnell wird es aber auch hier härter und Growls, sowie langsame Passagen sorgen für beklemmende Atmosphäre.
Das Finale mit „Maelstrom“ setzt dann noch verstärkter auf klagenden, jammernden Gesang, der aber auch beschwörend rüberkommt. Eine fantastische Gitarrenmelodie erzeugt erneut meterdicke Gänsehaut und ein brutaler Scream bringt das Album zum Ende.
Mit „The Coral Tombs“ ist man von Anfang an gleich wieder im nautisch doomigen Soundkosmos von Ahab gefangen. Man stellt sich die unendliche Weite und Tiefe der Ozeane vor und lässt sich von der Band mit auf die Reise in die See mitnehmen. Eben wie in einem Tauchboot in beklemmender Atmosphäre, mit dem man allerhand unheilvoller Monstrositäten und bedrückender Ängste begegnet. Ahab erkennt man auch mit dem neuen Album sofort und auch wenn der Gesang und die instrumentalen Passagen noch melodischer geraten sind als zuvor, hat der Sound keinen Millimeter an Intension eingebüßt. Ein beeindruckendes Album, das die Meßlatte im Doom Metal wieder einmal recht hoch hängt.
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