VÖ: 29.06.2018
Label: Massacre Records
Autor: Rainer Kerber
Bewertung: 8 / 10
Sie haben ein Faible für die Verknüpfung dramatischer Texte mit symphonischen Metal. Das 2009er Album “Rappacinis Tochter” war ein aufwändiges Rock/Metal Musical. Nach längerer Pause erschien dann “House Of Usher”, das auf der Kurzgeschichte “Der Untergang des Hauses Usher” von Edgar Allan Poe beruhte. Ganz so lange lassen Aeternitas aus Lübeck ihre Fans dieses Mal aber nicht warten. Ende Juni erscheint Album Nummer fünf “Tales Of The Grotesque”.
Auch auf diesem Album stehen Kurzgeschichten und Gedichte des amerikanischen Schriftstellers für die Songs Pate. Einen Tag nach Veröffentlichung des Albums feiern Aeternitas eine Doppel-Release-Party (gemeinsam mit der Hamburger Band Madhouse) im Bambi Galore in Hamburg-Billstedt. Ich hatte bereits im Juli des vergangenen Jahres das Vergnügen die Musiker in Marias Ballroom live zu erleben, und werde mir auch die Release-Show nicht entgehen lassen.
Trommelsignale und Orchesterpassagen leiten “The Tell-Tale Heart”. Aber dann wird gleich eine symphonische Metal-Breitseite abgefeuert. Man kann dann die klare Stimme von Neuzugang Julia Marou genießen. Ihr Duett-Partner Oliver Bandmann sorgt mit seinem leicht kratzigen Gesang für einen guten Kontrast. Im Anschluss klingt “The Raven” locker und beschwingt. Ein teilweise poppig anmutender Rocksong, bei dem epische Chorusse und Streicher für Bombast sorgen. Ein kurzes filigranes Gitarren-Solo rundet den Song ab. Auch “Dream In A Dream” ist ein richtiger Ohrwurm – eingängige aber nicht kitschig wirkende Melodieführung. Ein Song mit Hit-Charakter, der sich aber nicht beim Mainstream anbiedert.
“Child Of The Darkness” ist für mich einer der besten Songs des Albums. Hier experimentieren die Musiker mit verschiedenen Tempi, Melodien und Rhythmen, mal hymnisch, dann wieder eine Referenz zum Speed Metal. In Kontrast dazu steht “Eldorado”, zunächst als wunderschöne Piano-Ballade startend. Später werden dezent Streicher und die Rhythmus-Instrumente hinzugefügt. Druckvoll klingt der Song aus. Einen weiteren interessanten Farbtupfer setzt auch “Annabel Lee”. Hier ist das wohl beste Duett von Julia und Oliver zu hören, dezent begleitet von (teilweise) akustischen Gitarren und rhythmischen Schlagzeug. Einfach die Augen schließen und Träumen.
Mit “Tales Of The Grotesque” machen Aeternitas dort weiter, wo sie mit “House Of Usher” aufgehört haben. Das hohe Niveau des Vorgängers können sie spielend halten. Die Lübecker zeigen erneut ihr Gespür für großartige Melodien. Sicherlich gibt es wenig Überraschungen, aber warum soll man ein erfolgreiches Konzept auch grundlegend ändern. Weiterentwicklungen sind aber trotzdem zu hören, eine druckvollere Produktion, bombastische Orchesterpassagen, die jedoch dezent eingesetzt werden. Das sind die Stilelemente, mit denen Aeternitas auch im Jahre 2018 punkten können.
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