VÖ: 22.05.2015
Label: Pure Prog Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 9 / 10
Spricht man von den Italienern Adramelch, spricht man natürlich in erster Linie von dem (Prog)Metal Klassiker „Irae Melanox“ von 1988. Diese Scheibe wurde durch die größten Magazine geadelt und hat auch heute noch nichts von seiner Faszination verloren.
Den Ruhm dafür fuhr die Band allerdings, wie so oft, sehr spät ein und so dauerte es bis 2005, um erneut mit einem Album („Broken History“) vorstellig zu werden. Dieses ging aber relativ in der Musikwelt unter. Erst 2012, als man via Pure Prog Records das gute „Lights from Oblivion“ veröffentlichte, erreichte man wieder mehr Aufmerksamkeit in der Szene.
Und jetzt, drei Jahre später, gibt’s also den Nachfolger „Opus“ auf dem gleichen Label. Dies sollte für Kontinuität sorgen, sollte man meinen. Aber mitnichten....Adramelch haben just mit dieser Veröffentlichung ihren Abschied verkündet. Somit stellt „Opus“ also das (vorerst ?) letzte Vermächtnis der italienischen Legende dar.
Und das Album strotzt nur so vor schöner Melodien, Eingängigkeit und Harmonien im Verbund mit den jeher vorhandenen progessiven Elementen. So fängt das neue Opus bereits mit einem echten Hit an. „Black Mirror“ trumpft groß auf mit straighten Rhythmen, dem markant tollen Gesang von Vittorio Ballerio und einem fantastischen Refrain, der sich sofort in die Gehörgänge schraubt. Dann lässt man noch eine Gitarrenmelodie folgen, die pure Gänsehaut verursacht und vergisst die progressive Vergangenheit nicht, indem man den ein oder anderen Schlenker in diese Richtung vornimmt. Bei diesem Song ist wirklich keine einzige Note verschwendet. Dieser Titel wird es sicherlich immer wieder in meine Player schaffen. Großartig.
„Long Live the Son“ setzt dann die ersten balladesken Momente, von denen es bei Adramelch reichlich gibt. Der Song lebt vom ausdrucksstarken Gesang Ballerio's. Die Ho-Ho-Ho-Chöre mögen dem ein oder anderen vielleicht zu cheesig erscheinen. Meiner Meinung passt's aber wunderbar in den Gesamtkontext des Songs.
Etwas rockiger geht es bei „Pride“ zu. Am Anfang etwas Kansas-mäßig, erinnert der Song im Anschluß stark an einige Threshold-Nummern. Auch der Gesang hat besitzt hier eine gewisse Ähnlichkeit zu Damian Wilson und die Gitarrenarbeit kann durchaus im Fahrwasser der britischen Vorzeige-ProgMetaller mithalten.
Díe stimmliche Nähe zu Damian Wilson erfährt man im Laufe des Albums noch öfters. So auch bei „Northern Lights“, bei welchem man gesanglich zudem auf weibliche Unterstützung durch Simona Pala zurückgreift. Hochmelodisch und traumhaft schön schaffen es Adramelch immer wieder durch Kleinigkeiten Stimmungen zu erzeugen. Hier wird es gar mal kurz folkig, bevor man den Song hymnisch ausklingen lässt.
Klasse der Zwiegesang bei „Only by Pain“ im besten Threshold Stil. Hier tauchen zudem zum ersten Mal auch Keyboard/-Synthie-Themen auf, wie man sie von diversen Neo Prog Bands wie Pendragon her kennt.
Man fragt sich mit Fortschreiten des Albums, wann denn den Italienern mal die Ideen für Melodien, Hooks und schönen Harmonien ausgehen. Doch die Frage muß unbeantwortet bleiben, denn Adramelch überzeugen trotz der Albumlänge (über 60 Minuten !!) durch die Bank.
Mal nimmt man sich etwas zurück („A Neverending Rise“) ohne jedoch zu langweilen, mal wird es trauriger („Fate“), bei dem man zum ersten Mal so etwas wie Abschiedsschmerz spüren kann und welches mit einem tollen Gitarrensolo am Ende punktet.
Selbst das etwas an Rush erinnernde Instrumental „Ostinato“ hat seine Momente, wäre aber noch am ehesten verzichtbar gewesen. Auch wenn im letzten Viertel des Albums bei zwei, drei Songs die ganz großen Melodien etwas fehlen, kann dies den Gesamteindruck von „Opus“ nicht schmälern. Und mit „Trodden Doll“ hat man nochmals eine balladeske Hymne am Start, die über alle Zweifel erhaben ist.
Mit „Where Do I Belong“ wird dann das Kapitel Adramelch melancholisch beendet. Nicht ohne nochmals mit griffigen Melodien, großartigem Gesang und progressiver Spielweise zu komplettieren.
Das letzte „Opus“ von Adramelch ist ein ganz feines Album für alle Melodic Rock/Metal Fans und Freunde progressiver Klänge geworden. Vielleicht nach manchem Geschmack an einigen Stellen zu ruhig geraten, darf man sich dies aber bei einem Abschiedsalbum durchaus leisten.
Gesanglich auf höchstem Niveau (inklusive der Gastsänger(innen) Guido Block und Simona Pala) und mit einem einmaligen Gespür für Melodien und Hooklines gesegnet, verabschieden sich die Italiener hier also und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Vielleicht taucht man ja eines Tages doch wieder auf ? -Wir werden es sehen....
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